e-fundresearch: Frau Margarete Strasser, Sie sind Fondsmanagerin des Capital Invest Central Europe Bond Fund. Was hat sich bei Osterweiterung zur Europäischen Union in letzter Zeit getan?
Strasser: Es hat sich sehr viel getan. Vor allem in diesem Jahr wurden sehr viele Kapitel für den Beitritt zur EU abgeschlossen. Die meisten Länder haben nur noch zwei oder drei Kapitel offen, wobei das vor allem die Kapitel für Finanzhaushalte und Agrarpolitik betrifft.
Wir gehen davon aus, dass die Länder bis zum Ende des Jahres alle Kapitel abgeschlossen haben. Dort und da kann es allerdings noch bis ins erste Quartal 2003 dauern, bis alle Kapitel abgeschlossen sind. Wir gehen davon aus, dass die Länder in 2004 EU-Mitglieder werden. Und damit frühestens 2006 - dem Euro-Raum betreten können.
e-fundresearch: Vielleicht können wir etwas näher zum Capital Invest Central Europe Bond Fund kommen. Wie ist der Investmentansatz des Fonds? Und wie kommen Sie zu einer Asset Allocation?
Strasser: Grundsätzlich ist es so, dass wir in allen diesen Ländern die makroökonomischen Kriterien erfassen. Faktoren wie Wachstum, Inflation, Zahlungsbilanz und Budget werden entsprechend bewertet. Zusätzlich werden Soft-Facts wie die politische Entwicklung in den verschiedenen Ländern begutachtet.
Weiters achten wir auf technische Faktoren, wie die Angebot-Nachfrage-Situation oder die Liquidität eines Anleihenmarktes. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren kommen wir zu einer Asset-Allocation, die - regelmäßig revidiert wird
e-fundresearch: Was ist die Investmentidee des Fonds und worauf basiert seine Renditeerwartung?
Strasser: Der Fonds wurde im November 1999 aufgelegt, es gibt ihn also fast drei Jahre. Derzeit hat der Fonds eine durchschnittliche Rendite von 12,2 Prozent per annum, was eine sehr schöne Rendite ist. Hier zeigt sich auch, worauf der Fonds abzielt: nämlich auf die Zinskonvergenz. Das heißt, auf die Anpassung der Zinssätze vom Niveau in Zentral –und Osteuropa auf das Niveau vom Euro-Raum.
Dieser Prozess ist zum Teil schon sehr gut gelaufen und wird auch noch weiter laufen. Denn die Zinssätze sind in diesen Ländern noch um einiges höher als im Euro-Raum. Vor allem gilt das für die Länder Polen, Ungarn und die Slowakei. In Tschechien sind die Zinssätze bereits unter dem Euro-Raum-Niveau. Hier kann man nicht davon ausgehen, dass es noch eine Zinskonvergenz geben wird. Investionen in Tschechien bedeuten derzeit eigentlich nur eine Spekulation auf die Währung. Und deshalb haben wir nur einen geringer Anteil in Tschechien investiert.
e-fundresearch: Warum sollte sich ein Investor in dieser Region für Bonds interessieren und nicht für Aktien?
Strasser: Auf der Anleihenseite sehen wir noch recht attraktive Zinssätze, die in Ungarn zwischen sieben und zehn Prozent liegen - am kurzen Ende bei zehn Prozent und am langen Ende bei sieben Prozent. In Ungarn und Polen haben wir eine inverse Zinsstrukturkurve, die auch sagt, dass sich die Länder im Laufe der Zeit strukturell verbessern werden.
Und was auch ganz wesentlich ist: Wir gehen davon aus, dass die Währungen in diesen beiden Ländern nicht überbewertet sind und diese über einen längeren Zeithorizont sogar aufwerten können. Was sie in der letzten Zeit auch getan haben. Dies gilt vor allem für Polen und Ungarn. Aber auch die Tschechische Krone hat sehr stark aufgewertet, wovon wir profitiert haben.