Bevorzugte Variante im Nicht-Technologie-Bereich
e-fundresearch / Innsbruck: Martin Köhler, Sie sind Fondsmanager des Tirolvision. Für was steht der Fonds und wie wählen Sie konkret Ihre Subfonds aus?
Martin Köhler: Der Tirolvision ist ein globaler Aktiendachfonds, allokiert nach Branchen, und investiert sowohl in große als auch in kleine Werte. Der Fonds nützt alle 12 Teilbranchen des globalen Aktienuniversums mit einer bevorzugten Variante im Nicht-Technologie-Bereich. In den letzten 12-18 Monaten hat sich das denn auch recht positiv bemerkbar gemacht. Die Outperformance gegenüber der Benchmark (MSCI World) oder Konkurrenzprodukten ist vor allem dem sehr guten Research von internationalen Häusern zu verdanken, das dann intern aufgearbeitet wird.
„Subfondsselektion sehr sekundär“
Die Subfondsselektion ist für mich ein sehr sekundäres Thema – die Branchenselektion ist viel entscheidender. Das ist unsere Stärke und diese Stärke hat sich auch im Standard & Poor´s Award 2002 niedergeschlagen.
2002-2007: Aktien werden Anleihen (endlich) schlagen
e-fundresearch / Innsbruck: Sie haben seit Jahresbeginn etwa 20 Prozent verloren, einen Großteil davon im Juni und Juli. Was waren die Gründe?Martin Köhler: Die absolute Jahresperformance ist für Investoren natürlich enttäuschend. Trotzdem muss ich erwähnen, dass wir besser waren als die Benchmark und viele Konkurrenzprodukte.
Im Juni und Juli und im Oktober waren die Ängste der globalen Investoren vor einer neuerlichen Rezession der amerikanischen Wirtschaft am Größten. Dazu kommt der drohende Irak-Krieg und die Deflationsgefahr. Wir sehen dieses Risiko, machen es aber nicht zu unserem Basisszenario und glauben, dass in den nächsten 5 Jahren Aktien Anleihen schlagen werden.
e-fundresearch / Innsbruck: Dachfonds sind vielen Anlegern u.a. mit dem Argument der größeren Risikodiversifikation verkauft worden. Das war in Zeiten fallender Märkte aber nicht immer der Fall. Wie stehen Sie eigentlich zum Sinn und Unsinn von Dachfonds?
Martin Köhler: Dachfonds bieten die Möglichkeit das Risiko im Vergleich zur Benchmark zu streuen. Der Tirolvision hat etwa 1000 Einzeltitel im Portefeuille, die zusätzliche Diversifikation gegenüber herkömmlichen Aktienfonds ist also gegeben. Das Down-Side Risiko ist also geringer und das hat auch der Tirolvision gezeigt.
Ich gebe Ihnen aber recht, dass Dachfonds in Einzelsegmenten durchaus eine kritische Größe darstellen. Viele Technologiefonds haben etwa Schiffbruch erlitten.
Branchen-Dachfonds nicht sinnvoll?
Generell macht es aber Sinn in Dachfonds anzulegen. Wichtig dabei ist aber, dass er eine internationale Streuung aufweisen muss. Eine Investition in Einzelsegmente, wie TMT-Dachfonds, ist aber nicht sinnvoll.
e-fundresearch / Innsbruck: Wie soll sich ein Investor in der aktuellen Marktphase verhalten bzw. was planen Sie im Fonds in nächster Zeit zu ändern und warum?
Martin Köhler: Die aktuelle Börsensituation ist von absolutem Pessimismus geprägt. Die Furcht davor, dass Aktien auch 2003 schlechter sein werden als Anleihen, geht um. Ich glaube aber, dass Privatinvestoren in der derzeitigen Marktphase nur den Fehler machen können, ihre Verluste der letzten Jahre zu realisieren. In den nächsten 5 Jahren sollten sich Aktien sehr positiv entwickeln. Sparpläne bieten sich da sehr gut an.
„Ich habe Angst vor Banken“
Ich selbst bin im Fonds weiterhin eher defensiv gewichtet und habe Angst vor Bankwerten, weil sich die Gewinne in diesem Bereich enorm abschwächen werden und sehe den größten Subsektor im Weltportfolio auf underweight. Sehr positiv bin ich für Pharma- und Energiewerte. Ansonst ist das Thema Gold weiterhin eine Thema. In Schwächephasen macht es aber trotzdem Sinn aggressiv und auf temporärer Basis TMT-Werte zu kaufen.
e-fundresearch / Innsbruck: Vielen Dank für das Gespräch!
Das aktuelle Factsheet zum Tirolvision finden Sie als pdf-File rechts oben.