Osteuropa: Länderallokation entscheidet
e-fundresearch: Herr Farthofer, Sie sind Fondsmanager des BAWAG P.S.K. Osteuropa Stock Fund. Wie sieht der Investmentansatz Ihres Fonds aus, wie selektieren Sie etwa Titel?
Thomas Farthofer: Wir sind der Meinung, das der Top-Down-Ansatz in diesen Märkten noch sehr wichtig ist. Die einzelnen Märkte entwickeln sich sehr unterschiedlich, so hat etwa Russland um 30% zugelegt, Ungarn ist in etwa bei 0%, und Polen hat 20% in Euro verloren. Daher ist es unserer Meinung nach das Wichtigste, im richtigen Land investiert zu sein. Wir achten daher auf makroökonomische Daten wie Wirtschaftswachstum oder auch die Reformfreudigkeit der Regierung. Russland z.B. hat sehr stark von der Annäherung an den Westen infolge der Ereignisse des 11. Septembers profitiert.
Thomas Farthofer: Wir sind - wie gesagt - sehr positiv auf Russland. Wir glauben, das sehr viele Komponenten für Russland sprechen und positiv zusammenwirken: Die Restrukturierung, die Putin sehr erfolgreich durchgesetzt hat, bzw. die jetzt im Gange sind; der Ölpreis, der Russland natürlich sowohl auf Unternehmensebene als auch im makroökonomischen Bereich sehr stark hilft. Das heißt Budgetüberschüsse, die Unternehmen machen hohe Gewinne.
Wir sind sehr vorsichtig in Polen. Polen hat mikroökonomisch größere Problem als die anderen Beitrittsländer. Das hat sich dann in der Währung widergespiegelt, und die Untergewichtung in Polen hat durchaus zur Outperformance gegenüber der Benchmark beigetragen.
Tschechien gilt als ein sehr defensiver Markt, die Börsensituation war in den letzten Monaten sehr turbulent. Wir habe ein sehr starkes Gewicht in Tschechien gehabt, in Ungarn sind wir in sehr wenigen Titeln investiert, allerdings in sehr guten Titeln, allen voran OTP, die führende Bank in Ungarn.
e-fundresearch: Wenn man sich Ihre Währungsaufteilung anschaut, bemerkt man, das sie knapp 30 Prozent in USD angelegt haben. Was ist hierfür der Grund?
Thomas Farthofer: Die USD führen auf eine falsche Fährte. Die russischen Wertpapiere notieren allesamt in USD, und auch teilweise ungarische und polnische Aktien haben solche GDR Programme. Das wirtschaftlichte Interesse dieser Unternehmen liegt trotzdem in dieser Region.
Osterweiterungsphantasie nach der Osterweiterung?
e-fundresearch: Wenn 2004 ein Großteil der EU-Osterweiterung stattfindet, wie sieht es dann für Fondsinvestoren aus? Ist dann nicht die ganze Osterweiterungsphantasie weg und wäre es demnach nicht vollkommen ausreichend einen Europa-Fonds zu haben?
Thomas Farthofer: Nach dem Beitritt zur EU 2004 werden viele Länder noch Jahre warten müssen bis sie die Maastricht-Kriterien für den zur erreichen. Das Beispiel Griechenland zeigt, das eine zweite Aktienkursrally zu erwarten ist, kurz bevor dem Euro beigetreten wird. Weiters treten ja nicht alle Länder 2004 der EU bei. Länder wie Bulgarien, Rumänien, Türkei und in späterer Folge auch andere Länder der Nachfolgestaaten der UdSSR werden der EU später beitreten. Nichts desto trotz bleibt der Fokus Osteuropa mit Sicherheit auch nach 2004 interessant.
Aktien schlagen Anleihen, besonders in Osteuropa
e-fundresearch: Wo liegen die Unterschiede für einen Investor zwischen dem Investment in einen Osteuropa Aktien- oder Anleihenfonds?
Thomas Farthofer: Bei Anleihenfonds profitiert man von den sinkenden Zinsen. Da ist vieles schon gelaufen, viele Fonds in dieser Region haben in den letzten Monaten und Jahren eine unglaubliche Performance gehabt.
Die Aktieninvestoren profitieren einerseits vom höheren Wirtschaftswachstum in dieser Region; das Wirtschaftswachstum liegt eindeutig über dem der entwickelten Märkte, andererseits auch an den Zinssenkungen. Die Aktienmärkte haben dies aber noch nicht eindeutig widergespiegelt. Sie haben noch nicht jenen Kursanstieg durchgemacht, der aufgrund der Zinssenkungen gerechtfertigt wäre, und daher würde ich derzeit eher in Aktienfonds investieren. Anleihenfonds sind mit Sicherheit risikoärmer, haben mit Sicherheit aber auch einen großen Teil der zu erwartenden Performance hinter sich.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!