e-fundresearch: Herr Jakobsen, Sie leiten das Rententeam von Nordea und Sie sind Däne. Wie attraktiv sind die Bonds aus Ihrer Heimat?
Jakobsen: Dänemark ist zwar seit 30 Jahren in der Europäischen Union (EU), aber immer noch nicht Mitglied in der Europäischen Währungsunion (EWU). Die Dänen wollen ihre Krone noch nicht aufgegeben. Das heißt aber auch, dass das Konvergenzpotenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Daher bringen dänische Staatsanleihen Über-Renditen bei geringem Währungsrisiko.
Dänische Pfandbriefe sind attraktiver als dänische Staatsanleihen
e-fundresearch: Warum ist das Währungsrisiko gering?
Jakobsen: Die dänische Krone ist seit sieben Jahren sehr stabil. Die festgelegte Schwankungsbreite zum Euro beträgt nur 2,25 Prozent. Wird diese durchbrochen, muss die dänische Zentralbank intervenieren. Dazu ist es aber bisher nicht gekommen. Daher ist die Mehrrendite in Dänemark so attraktiv.
e-fundresearch: Und wo genau lohnt sich ein Investment?
Jakobsen: Attraktiv sind dänische Pfandbriefe. Sie bieten einen Renditaufschlag gegenüber dänischen Staatsanleihen. Über eines muss man sich aber im klaren sein: während Pfandbriefe in Deutschland über zehn Jahre laufen, kann in Dänemark jeder Hausbesitzer sein Darlehen jedes Quartal zurückzahlen. Und das ist nicht nur Theorie, sondern Praxis.
"Die wahrscheinlich besten Anleihen der Welt"
e-fundresearch: Gehen Anleger damit kein Risiko ein?
Jakobsen: Eine Direktanlage ist sicher problematisch wegen des notwendigen Zeitaufwands bezüglich der Refinanzierungsausssichten. Wer aber in einen Fonds investiert, spart sich dabei diese Zeit und sichert sich Expertenbeistand. Mit Hinblick auf die Risikoeinschätzung würde ich auf Moody’s Analyse hinweisen. Die Rating-Agentur Moody`s hat über dänische Pfandbriefe sogar gesagt sie seien "wahrscheinlich die besten Anleihen der Welt".
e-fundresearch: Klingt eindrucksvoll. Wie wird das begründet?
Jakobsen: Dazu muss man wissen, dass Moody`s sich dabei auf die dänische Werbung mit Carlsberg-Bier bezogen hat, wo es heißt: "Carlsberg, probably the best beer in the world". Das Lob ist also übertrieben. Moody´s hat das System der Hypotheken in Dänemark aber verstanden und hält die Rahmenbedingungen für außerordentlich sicher und sehr stabil. Denn in Dänemark gibt es vier große Hypothekenbanken mit einem Double-A-Rating oder einem besserem Rating.
In Skandinavien Parallelen zu Italien und Griechenland
e-fundresearch: Sie sprachen zu Beginn vom Konvergenzpotenzial. Was meinen Sie damit?
Jakobsen: Die Konvergenz kann man im Vergleich zu Italien oder Griechenland sehen. Vor dem Beitritt zur EWU wiesen die Anleihen beider Länder hohe Renditen auf. Anschließend sind sie gesunken, so dass die Anleihen Kursgewinne brachten. Das steht Dänemark und Schweden noch bevor.
e-fundresearch: Aber wollen beide Länder überhaupt den Euro?
Jakobsen: Die Dänen und die Schweden sind zwar noch glücklich mit ihren lokalen Währungen. Es ist aber abzusehen, dass in beiden Ländern eine Volksabstimmung stattfindet und der Beitritt zur EWU kommen wird. Dänemark bietet hier jedoch ein geringeres Potenzial, da der Paritätskurs schon beibehalten wird.
Schwedische Krone hat Aufwertungspotenzial
e-fundresearch: Und um wieviel ist Schweden interessanter?
Jakobsen: Wer heute kauft, wird Währungsgewinne machen können bis die Schwedische Krone zum Euro fixiert wird.
e-fundresearch: Währungsprognosen gelten nun aber nicht als sonderlich sicher.
Jakobsen: Zumindest lautet die Konsensmeinung: Aufwertung ja, die Höhe ist offen.
Schwedens Regierung will den Euro
e-fundreseach: Und was glauben Sie?
Jakobsen: Möglich sind fünf bis sieben Prozent.
e-fundresearch: Aber nur, wenn der Beitritt kommt.
Jakobsen: Damit rechne ich schon. Bei Schwedens Regierung ist Wille zum EWU-Beitritt da. Ein Problem könnten die Gewerkschaften werden. Ihre Mitglieder sind skeptisch, was den Euro anbetrifft. Im Markt herrscht aber die Erwartung, dass die Volksabstimmung in 2003 kommt.
Blaue Briefe stimmen die Schweden skeptisch
e-fundresearch: Und falls nicht?
Jakobsen: Falls sie verschoben wird, wird das die Schwedische Krone unter Druck setzen und viele Leute werden ihr Geld aus dem Land holen. Diese Gefahr besteht.
e-fundresearch: Wie gehen die Dänen und Schweden eigentlich mit der Diskussion um den Stabilitätspakt um? Stichwort Blauer Brief für Deutschland und Frankreich.
Jakobsen: Vor allem die Schweden sind hier sehr kritisch eingestellt. Sie sehen, dass die großen Kernländer das Problem sind und die Randländer die Kriterien einhalten. Das dürfte aber nicht ausreichen, damit die Stimmung gegen den Euro kippt.
Anleger mögen Norwegens Überschüsse
e-fundresearch: Kommen wir mal auf Norwegen zu sprechen. Das Land hat die höchsten Zinsen in Skandinavien. Woran liegt das?
Jakobsen: Der Grund dafür liegt in der überhitzten Wirtschaft der vergangenen Jahre, die zu einer höheren Inflationsrate führte. Und um das Inflationsziel einzuhalten, hat die Zentralbank die Leitzinsen erhöht. Jetzt ist die Tendenz bei der Inflation aber rückläufig.
e-fundresearch: Eine hohe Inflation kann zu einer schwachen Währung führen. Die Norwegische Krone ist aber sehr stark. Wie erklären Sie sich das?
Jakobsen: In den letzen 18 Monaten hat die Norwegische Krone etwa 15 Prozent gegenüber dem Euro aufgewertet. Der Aufwärtstrend hat im letzten Herbst zugenommen, als eine generelle Unsicherheit an den Finanzmärkten herrschte. Die Anleger fühlten sich zu dieser Zeit am besten in einem Land aufgehoben, indem es Überschüsse gibt. Und Norwegen hat Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz. Daher ist enorm viel Kapital in das Land geflossen und das hat zur Stärke der Norwegischen Krone beigetragen. Eine Rolle hat hier natürlich auch der hohe Ölpreis gespielt.
Norwegische Krone könnte mittelfristig unter Druck geraten
e-fundresearch: Wie lange wird die Stärke der Krone noch anhalten?
Jakobsen: Für die nächsten drei bis sechs Monate gibt es kaum ein größeres Risiko für eine schwächere Norwegische Krone. Denn solange die Zinsspanne so hoch ist, wird die Norwegische Währung stabil bleiben.
e-fundresearch: Nach oben ist die Luft raus?
Jakobsen: Es gibt noch ein Potenzial von drei bis vier Prozent. Der Kurs ist aber bereits nahe dem Allzeithoch. Es besteht daher ein größeres Risiko, dass die Norwegische Krone sich mittelfristig abschwächt. Zum Beispiel, wenn der Ölpreis auf 20 Dollar sinkt. Bereits im Sommer hat der Wechselkurs innerhalb einer Woche um drei bis fünf Prozent verloren. Wenn das passiert, wird der Zinsvorteil schnell aufgefressen. Zudem ist der Markt sehr illiquide. Wenn der Markt kippt, wollen alle raus, aber das könnte dann zum Problem werden. Norwegen eignet sich daher vor allem gut als Beimischung.
Risiko von US-Treasuries ist größer als von Skandinavien-Bonds
e-fundresearch: Beimischen könnten Anleger aber auch US-Staatsanleihen. Es müssen ja nicht Bonds aus Skandinavien sein.
Jakobsen: Richtig. Aus Sicht eines Anlegers aus Euroland ist das Währungsrisiko mit US-Staatsanleihen aber sehr groß, größer als in Skandinavien. Daher würde ich lieber in Dänemark, speziell in Dänische Pfandbriefe investieren. Dort besteht ein größeres Potenzial beim Zinsspread und ein viel geringeres Risiko bei der Währung. Wegen der Problematik über möglichen vorzeitigen Rückzahlungen fahren Anleger hier mit einem Fonds am besten.