Makroökonomie entscheidet
e-fundresearch / Frankfurt: Herr Römheld, Sie sind Fondsmanager des ADIG Fondiro Fonds des COMINVEST.. Wie sieht denn Ihre Investmentphilosophie aus, wie selektieren Sie etwa Aktien?
Carsten Römheld: Die Investmentphilosophie beruht auf einem makroökonomischen Ansatz, bei dem zuerst die Konjunktur- und Wachstumserwartungen der verschiedenen Subsegmente ermittelt werden. Damit haben wir auch schon das Gerüst für Über- bzw. Untergewichtungen im jeweiligen Subsegment. Im Rohstoffbereich sind für uns folgende Subsegmente von Bedeutung: Edelmetalle, Basismetalle und die Holz- und Papierindustrie. Je nach der makroökonomischen Lage werden diese Sektoren dann über- bzw. untergewichtet.
Konjunktur: Erholung kommt 2003
e-fundresearch / Frankfurt: Für Sie spielt die Makroökonomie eine sehr wichtige Rolle. Wie schätzen Sie denn die derzeitige Lage ein, wie geht´s weiter und wie sieht darauf basierend Ihre Rohstoffallokation aus?Carsten Römheld: Der makroökonomische Ausblick sieht momentan nicht gerade berauschend aus. Wir gleiten zwar nicht in eine Rezession, sehen aber auch keine großen Wachstumsraten, weder in den USA noch in Europa. Die Frühindikatoren lassen zwar noch keinen Schluss auf eine baldige Erholung zu, trotzdem sind wir positiv gestimmt.
Rohstoffe sind aber relativ frühzyklisch und laufen sehr weit voraus. Im nächsten Jahr sollten wir dann aber endlich eine Erholung von den diesjährigen Levels sehen. Vor allem der Basismetallbereich dürfte von dieser Entwicklung profitieren – außerdem setzen wir auf Segmente wie Kohle oder Papier und Holz, die auch vom Boom in China profitieren.
„Energie als Rohstoffsektor nicht vorgesehen“
e-fundresearch / Frankfurt: Energie zählt auch zu den Rohstoffen. Wie gewichten Sie diesen Sektor?
Carsten Römheld: Energie ist zwar auch ein Rohstoff, aber er ist in unserer Benchmark nicht vorgesehen. Generell dürfen wir Energie bis zu einem gewissen Grad zumischen, im Hauptinvestmentansatz, das heißt in unserer Benchmark, ist das jedoch nicht vorgesehen.
Diversifizierte Minengesellschaften als Favoriten
e-fundresearch / Frankfurt: Was sind denn derzeit Ihre größten Einzeltitel und warum?
Carsten Römheld: Aktuell präferieren wir das Segment der diversifizierten Minengesellschaften, welche in den letzten Jahre vor allem durch Unternehmensakquisition stark gewachsen sind. Ein Beispiel hierfür wäre BHP Billition oder Rio Tinto, welche in vielen verschiedenen Segmenten tätig sind und mit ihren breiten Produktportfolios auf Wirtschaftsschwankungen nicht ganz so volatil reagieren.
Performance deutlich besser als globale Aktienfonds
e-fundresearch / Frankfurt: Wie stellt sich denn die die kurz- bzw. langfristige Performance Ihres Fonds aus?
Carsten Römheld: In den letzten 1-3 Jahren hat sich der ADIG Fondiro deutlich besser als die meisten globalen Aktienfonds entwickelt. Seit Jahresanfang haben wir mit etwa minus 15 Prozent auch nur halb so viel Verlust wie der MSCI World gemacht und in den letzten 3 Jahren haben wir mit minus 20 Prozent auch deutlich besser abgeschnitten. Generell sollte man das Segment der Rohstoffe mit einem Anteil von etwa 5-10 Prozent einem normalen Aktienportfeuille beimischen. Auf 5-Jahres-Sicht liegen wir mit minus 10 Prozent hinter den globalen Aktienfonds zurück, da diese diversifizierten Unternehmen erst in den letzten 3 Jahren vom Markt akzeptiert wurden.
e-fundresearch / Frankfurt: Sie vergleichen sich mit globalen Aktienfonds. Wie aber sieht denn die Performance gegen Ihre Benchmark aus?
Carsten Römheld: Die Benchmark wurde aus dem MSCI Universum entnommen: Im Subsegment Materials gibt es Metals&Mining und Forest- & Paper-Products. Diese beiden Untersegmente stellen mit 70 Prozent Metals&Mining bzw- 30 Prozent Forest- & Paper-Products die Benchmark dar.
Fundamentals sprechen für Gold
e-fundresearch / Frankfurt: Das Thema Gold macht derzeit wieder viel Furore. Was ist Ihre Meinung dazu und wie geht es mit dem Edelmetall weiter?
Carsten Römheld: Die Performance der Goldminen hängt von der gesamten Marktentwicklung ab. Falls die Aktienmärkte wieder anziehen, würde Gold seine Funktion als Sicherheitshafen verlieren und in der Folge underperformen. Wer jedoch für die Aktienmärkte nicht positiv gestimmt ist, kann Gold kaufen.
Verschiedene fundamentale Faktoren, wie etwa die Begrenzung der Goldverkäufe der Zentralbanken und die Zurückhaltung der Minengesellschaften bei Verkäufen zukünftiger Produktionen , sorgen für ein positives Umfeld für Gold.
e-fundresearch / Frankfurt: Welche Rolle spielen die Zentralbanken aber nun genau?
Carsten Römheld: Vor einiger Zeit haben diese noch relativ unkoordiniert Gold verkauft und zu einer Unsicherheit auf der Angebotsseite geführt. Der Goldpreis ist deshalb auf etwas unter US-Dollar 250 gesunken. Seit 1999 hat sich das aber geändert und die Zentralbanken haben erkannt, dass ein stabiler Goldpreis auch in Ihrem Interesse liegt. Deshalb dürfen die jährlichen Verkäufe nur noch 400 Tonnen betragen, was zu einem höheren Goldkurs geführt hat.
Weiters ist es für den Markt aber auch wichtig, dass die Zentralbanken Gold verkaufen, da die Jahresproduktion der Goldminen allein die Nachfrage nicht befriedigen könnte.
„Gold und US-Dollar entwickeln sich gegenläufig“
e-fundresearch / Frankfurt: Spielt der US-Dollar nicht auch einen großen Einfluss auf den Goldpreis?
Carsten Römheld: Das ist richtig! In den letzten Jahren hat man festgestellt, dass sich der Kurs des US-Dollar und des Goldes genau gegenläufig entwickelt haben. Der Grund für dieses Phänomen liegt darin, dass die Anleger Gold als eine eigene Währung akzeptieren. Wenn, wie derzeit viele Auguren nun eine Phase des schwächeren US-Dollar vorhersagen, hätte der Goldpreis einiges an Potenzial.
e-fundresearch / Frankfurt: Vielen Dank für das Gespräch!