e-fundresearch: Mr. Weldon, US-Präsident Bush hat einen neuen Finanzminister ernannt. Was erhoffen Sie sich davon?
Weldon: Für Anleger macht es nur einen geringfügigen Unterschied, ob O’Neill Finanzminister ist oder Snow. Aber Präsident Bush wird sein Steuerpaket so leichter durchsetzen können. Das heißt, wir können im kommenden Jahr mit signifikanten Steuersenkungen rechnen. Weitere Reformen dürfte Präsident Bush Ende Januar in der "State of the Union Speach" ankündigen.
"Die Zinsen werden auf einem niedrigen Niveau verharren"
e-fundresearch: Auf der makroökonomischen Seite wirkt auch US-Notenbankchef Alan Greenspan. Er hat die Leitzinsen auf ein Niveau von 1,25 Prozent gesenkt. Hilft das der US-Wirtschaft bereits?
Weldon: Das Vertrauen der Konsumenten wird Alan Greenspan damit gestützt haben. Für die Vergabe von Krediten dürfte der Einfluss allgemein überschätzt werden. Denn schon vor den Zinssenkungen durch Greenspan hatten wir Hypothekenzinsen auf Rekordtiefs. Aber positiv ist, dass die Fed keine Inflationsgefahren sieht, so dass die Zinsen auf ihrem niedrigen Niveau verharren werden.
"Ein mililtärischer Konflikt im Irak ist wahrscheinlich"
e-fundresearch: Eine Faktor mit unbekanntem Ausgang ist der Irak-Konflikt. Wie stellen Sie sich darauf ein?
Weldon: Es ist sehr schwierig, sich auf etwas vorzubereiten, dass man nicht vorhersehen kann. Unserer Meinung nach ist ein militärischer Konflikt wahrscheinlich. Es ist aber völlig unmöglich zu prognostizieren, wie der Konflikt ausgeht. Nehmen sie als Beispiel den Ölpreis. Sowohl ein steigender als auch ein fallender Ölpreis ist denkbar. Beides hat enorme Auswirkungen auf die Ökonomie. Wir haben unsere Portfolios daher unabhängig davon gebildet, verfolgen jedoch die weiteren Entwicklungen in diesem Konflikt äußerst aufmerksam.
"In der Technologiebranche gibt es bei Einzeltiteln gute Chancen"
e-fundresearch: Welche Aktien bevorzugen Sie derzeit?
Weldon: Unsere "Wetten" laufen auf hochwertige Unternehmen, die in ihrer Branche ausgezeichnet positioniert sind. Und wir achten auf gut gemanagte Unternehmen, die in der Vergangenheit konstant gute Ergebnisse geliefert haben. Zurzeit sehen wir weniger Sinn in der Bevorzugung einzelner Branchen. So bietet zum Beispiel die uneinheitliche Entwicklung innerhalb der Technologiebranche einige sehr gute Investmentchancen bei der Einzeltitelauswahl.
Fox Entertainment ist der größte Einzelwert
e-fundresearch: Ihr größter Einzelwert im American Select Growth ist Fox Entertainment. Was mögen Sie an dem Unternehmen?
Weldon: Fox Entertainment ist eine unserer aktiven Übergewichtungen im Fonds. Wir mögen das Unternehmen, denn es hat die richtige Mischung aus einer attraktiven Bewertung und sich verbessernden Fundamentaldaten. Fox wird als einer der stärksten Player in der US-Medienbranche wahrscheinlich zu den wichtigsten Nutznießern der Erholung zählen, die wir in den nächsten Monaten für diese Branche erwarten.
"US-Aktien sind teurer als europäische Aktien"
e-fundresearch: US-Aktien gelten als überbewertet. Teilen Sie diese Meinung? Oder wie schätzen Sie die Bewertung des amerikanischen Aktienmarktes insgesamt ein?
Weldon: Unsere Meinung bei Threadneedle ist, das US-Aktien teurer sind als europäische Aktien. Das gilt auf Basis des KGV aber auch aufgrund der meisten anderen Kennziffern.
"Die Gewinne der US-Unternehmen sollten 2003 steigen"
e-fundresearch: Wie beurteilen Sie die Gewinnaussichten für 2003?
Weldon: Ich rechne mit einer Erholung der Gewinne, denn die US-Unternehmen haben ihre Kosten stark gesenkt. Wenn die US-Konjunktur sich erholt – und damit rechnen wir – sollten die Gewinne deshalb steigen. Wobei ich hinzufüge: es wird vielleicht keine so starke Erholung der US-Wirtschaft geben wie allgemein erwartet wird. Aber es wird besser werden als dieses Jahr.
"Ein Ende des Bärenmarktes ist wahrscheinlich"
e-fundresearch: Steigende Gewinne sollten dem Aktienmarkt Auftrieb geben. Haben wir deshalb das Ende des Bärenmarktes gesehen?
Weldon: Das ist sehr schwierig zu beantworten. Aber ich würde sagen, ein Ende des Bärenmarktes ist wahrscheinlich.
e-fundresearch: Heißt das, Sie rechnen mit steigenden Aktienkursen?
Weldon: Ja.
"Die Renditen werden unter zehn Prozent liegen"
e-fundresearch: Was können Anleger an Wertzuwachs erwarten?
Weldon: Die Aktienkurse sollten in dem Maße steigen, wie die Gewinne steigen. Dies lehrt die Erfahrung. Wir rechnen jedoch damit, dass die Bewertungen von US-Aktien sinken werden. Das ist ein gegenläufiger Effekt. Auf Sicht der nächsten fünf Jahre sind deshalb Renditen von weniger als zehn Prozent wahrscheinlich.
"Der Threadneedle Select Growth hat sich wieder gefangen"
e-fundresearch: Der Threadneedle Select Growth war außerordentlich erfolgreich während des Bullenmarktes in 1999 und 2000. Im Bärenmarkt tut sich der Fonds etwas schwerer. Woran liegt das?
Weldon: Während des Bullenmarktes gab es außerordentliche Kaufgelegenheiten. Unglücklicherweise haben wir zu lange an den Gewinnern von 1999 und 2000 festgehalten. Seit Mitte 2001 hat sich der Fonds wieder gefangen. Da wir pragmatisch investieren, sollte der Fonds sowohl in Bullen- als auch in Bärenmarktphasen outperformen.
Zur Person: Cormac Weldon besitzt einen BA-Abschluss in Wirtschaftsprüfung und Finanzwirtschaft der Dublin City University. 1987 trat der Ire bei KMPG ein. Vier Jahre später wechselte er in die Fondsbranche und begann als Analyst für nordamerikanische Aktien. Seit 1997 arbeitet er für Threadneedle und leitet seit Mai 2000 das US