Karl Fickel: Der Geduldige wird belohnt

Karl Fickel ist einer der erfahrensten Fondsmanager für den Neuen Markt und deutsche Nebenwerte. Für seine Erfolge kürte ihn das Magazin FINANZEN 1999 zum Fondsmanager des Jahres. Damals arbeitete er für Invesco. Heute ist er einer von fünf Partnern bei Lupus Alpha und dort verantwortlich für das Portfoliomanagement. e-fundresearch sprach mit ihm über die Zukunft der deutschen Wachstumswerte. Managers |

e-fundresearch: Herr Fickel, die Indizes werden neu segmentiert. Wie wirkt sich das auf die von Ihnen gemanagten Lupus-Alpha-Fonds Neue Märkte Plus und Smax Plus aus?

Fickel: Grundsätzlich ändert sich gar nichts. Da wir schon immer einen Stockpicking-Ansatz verfolgt haben, ist die Indexzusammensetzung irrelevant. Nur muss man darauf achten, dass die Werte, die man in den Fonds hat, auch im Prime Standard oder im Tec Dax vertreten sind. Sollten Unternehmen sich entschließen, in den General Standard zu wechseln, muss man genau prüfen, ob sie dann nicht in der Versenkung verschwinden und illiquide werden.

"Die Indexzugehörigkeit ist für uns kein Kriterium"

e-fundresearch: Müssen Sie nicht Namen und Ausrichtung der Fonds ändern?

Fickel: Sicherlich, die Namen Nemax und Smax verschwinden und damit werden wir uns auch neue Namen und Benchmarks überlegen. Aber die Idee des Wachstumsmarktes lebt ja weiter, egal wie das Kind heißt. Daher ändert sich grundsätzlich wenig an der Ausrichtung der Fonds. Nur, dass im Tec Dax dann auch die großen Technologiewerte aus dem Dax vertreten sein werden. Daher kann es durchaus sein, dass dann auch mal eine Siemens oder SAP im Fonds ist. Allerdings müssen uns die Werte auch überzeugen. Die Indexzugehörigkeit ist für uns kein Kriterium.

"Privatanleger zeigen überhaupt kein Interesse, institutionelle Anleger sind nach vor interessiert"

e-fundresearch: Wird es durch die breiteren Indizes nicht leichter, Wachstumsfonds zu managen?

Fickel: Klar, gerade in den letzten Monaten ist es schwierig geworden, gute Titel zu finden, die auch noch ausreichend liquide sind.

e-fundresearch: Macht es überhaupt Sinn, jetzt zu investieren?

Fickel: Ja, das würde ich schon sagen. Neben dem Publikumsfonds haben wir ja auch Spezialfonds und institutionelle Mandate. Während der Privatanleger derzeit überhaupt kein Interesse an diesem Segment zeigt, sind institutionelle Anleger nach wie vor interessiert.

"Am Anfang einer Erholung laufen große Werte, danach springen die kleineren Werte an"

e-fundresearch: Warum das?

Fickel: Gerade diese Anlegerschicht geht davon aus, dass bei der erwarteten Konjunkturerholung Technologiewerte sowie Small- und Mid-Caps überproportional profitieren. Wahrscheinlich nicht schon am Anfang einer Erholung. Da laufen zuerst die großen Werte. Aber danach springen die kleineren Werte an.

"Die Firmen haben jetzt eine schlanke Kostenbasis"

e-fundresearch: Und woher kommt Ihr Optimismus?

Fickel: Die Basiseffekte sind gerade bei diesen Werten sehr groß. Die Erwartungen sind weit nach unten geschraubt worden. Die Firmen haben sich sehr stark restrukturiert und haben jetzt eine schlanke Kostenbasis. Das wird sich positiv auf die Gewinnsituation auswirken.

"Niemand weiß, wie ein Irak-Krieg die Märkte belastet"

e-fundresearch: Wann erwarten Sie die Erholung?

Fickel: Das Timing ist natürlich das größte Problem. Der mögliche Irak-Krieg ist ein weiteres. Niemand weiß, wie das die Märkte belastet.

"Mittlerweile muss man für viele Titel weniger zahlen als sie Geld in der Kasse haben"

e-fundresearch: Dennoch gibt es im Moment Interesse?

Fickel: Gerade Venture Capital-Gesellschaften interessieren sich stark für Neuer-Markt-Titel. Die sagen sich, mittlerweile muss man für viele Titel weniger zahlen als sie Geld in der Kasse haben. Warum sollten die VC-Unternehmen da in Private Equity investieren.

"Der Neue Markt und Technologiewerte sind nicht tot"

e-fundresearch: Was heißt das für die Entwicklung des Marktes?

Fickel: Der Neue Markt bzw. die Technologiewerte sind nicht tot. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das Interesse wieder richtig erwacht. Die technologische Entwicklung geht ja immer weiter. Jede neue Produktgeneration, seien es Autos oder Haushaltsgeräte, weisen eine Vielzahl von Neuerungen auf. Gerade diese Technologien stammen von mittelständischen Unternehmen. Es ist also nicht ein grundsätzliches Problem. Wenn die Kostenstrukturen und die Kapazitätsauslastung wieder stimmen, geht es auch wieder nach oben.

"Die Investoren werden wieder Vertrauen fassen"

e-fundresearch: Heißt das, der Markt könnte noch eine große Zukunft vor sich haben?

Fickel: Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass das so ist. Sicherlich wird es noch die eine oder andere Pleite geben. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Mehrzahl der Investoren wieder Vertrauen fasst. Nur den Zeitpunkt kann ich einfach nicht vorhersagen.

"Einige Werte des Neuen Marktes bieten acht Prozent Dividende"

e-fundresearch: Also müssen sich die Anleger nur ein bisschen gedulden?

Fickel: Genau, das ist der Punkt. Man muss sich einfach nur mal einige Werte des Neuen Marktes fundamental anschauen. Es gibt Titel, die bieten eine Dividendenrendite von sechs, sieben oder acht Prozent. Dennoch werden die Werte längst nicht mehr mit einem Bewertungsaufschlag belegt, sondern mit einem Malus. Daher ist der Basiseffekt bei einer Konjunkturerholung sehr groß. Solche Titel werden sich dann sicherlich sprunghaft erholen.

"Mehr als mit dem Dax dürfte langfristig auf alle Fälle zu holen sein"

e-fundresearch: Ein Investment lohnt also?

Fickel: Auf lange Sicht, also drei bis fünf Jahre, auf alle Fälle. Mit den Renditen dürften die Anleger mehr als zufrieden sein. Mehr als mit dem Dax dürfte auf alle Fälle zu holen sein.

e-fundresearch: Mit dieser Meinung stehen Sie aber ziemlich alleine da.

Fickel: Sicherlich. Aber das ist einfach meine feste Überzeugung.


Zur Person: Karl Fickel, 42, arbeitet seit 1994 im Portfoliomanagement. Bevor der gebürtige Landshuter im Jahr 2000 Lupus Alpha mitbegründete, war er bei der Commerzbank und bei Invesco tätig. Bei Invesco rief er den Invesco Neue Märkte Fonds ins Leben. Damit war er einer der Ersten, die sich professionell mit dem Neuen Markt auseinander setzten.

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