Klaus Hagedorn: Wachstumstitel sind unterbewertet

Der Metzler Wachstum International war in den 90er-Jahren aufgrund seines reinrassigen Wachstumsstils einer der erfolgreichsten Fonds in Deutschland. Doch mit dem Platzen der Technologieblase verblasste sein Stern. e-fundresearch fragte Fondsmanager Klaus Hagedorn, ob er bei Wachstumswerten eine Renaissance erwartet. Managers |

e-fundresearch: Herr Hagedorn, Ende der 90er-Jahre gehörte der Metzler Wachstum International zu den Überfliegern. Wieso ist der Fonds so abgestürzt?

Hagedorn: Sicherlich mussten die Anleger viel mitmachen und starke Verluste hinnehmen. Wir hatten 1999/2000 eine starke Überbewertung an den Märkten. Gerade Wachstumsaktien waren im Vergleich zu Value-Aktien stark überbewertet.

"Wir haben den Anlegern versprochen, in Wachstumsaktien zu investieren"

e-fundresearch: Wieso haben Sie dann nicht Ihren Investmentstil verändert?

Hagedorn: Seit Auflegung 1992 war der Stil sehr erfolgreich. Wir haben den Anlegern versprochen, in Wachstumsaktien zu investieren und die Anlagepolitik des Fonds beliebig zu ändern, kam für uns nie in Frage. Die Kapriolen des Marktes sowohl nach oben als auch nach unten haben den Fonds entsprechend beeinflusst. Wenn man zwischen den Stilen laufend wechselt, kann man ebenfalls Fehler machen. Durch die klare Ausrichtung weiß der langfristige Investor, woran er ist.

"Wachstumstitel sind günstiger bewertet als Value-Werte"

e-fundresearch: Und wie sieht es aktuell mit der Bewertung der Growth-Aktien aus?

Hagedorn: Seit etwa sechs Monaten sind Wachstumstitel günstiger bewertet als Value-Werte. Das gilt sowohl für Europa als auch für die USA.

"In den vergangenen 30 Jahren waren Wachstumsaktien nie günstiger"

e-fundresearch: Ist das gerechtfertigt?

Hagedorn: Nein. Das ist kein normaler Zustand. In den vergangenen 30 Jahren gab es keinen Zeitpunkt, an dem Wachstumsaktien günstiger als Value-Werte waren. Wachstumsaktien heißen ja nur so, weil sie über einen längeren Zeitraum höhere Wachstumsraten haben. Daher wird ihnen eine Bewertungsprämie zugestanden.

"Die Bewertungsanomalie wird sich mittelfristig normalisieren"

e-fundresearch: Sind Wachstumswerte daher gerade jetzt attraktiv?

Hagedorn: Sicherlich. Anleger sollten sich aufgrund des Bewertungsabschlags mit Wachstumswerten beschäftigen. Diese Bewertungsanomalie wird sich auf alle Fälle mittelfristig normalisieren.

"Value-Aktien sind vier bis fünf KGV-Punkte teurer"

e-fundresearch: Wie hoch ist der Bewertungsabschlag?

Hagedorn: Im Durchschnitt sind die Value-Aktien vier bis fünf KGV-Punkte teurer als die Growth-Werte. 

"Erstmals seit zwei Jahren haben wir wieder Telekom-Werte im Fonds"

e-fundresearch: Und welche Länder, Branchen und Werte sind besonders attraktiv?

Hagedorn: Unser Schwerpunkt liegt nach wie vor in den USA. Und erstmals seit zwei Jahren haben wir seit kurzem wieder Telekommunikationswerte im Fonds. Daneben favorisiere ich klassische Konsumwachstumswerte wie eine L’Oreal, aber auch Internethändler wie eBay und Amazon sind interessant.

"Hans Eichel würde auf dem Tisch tanzen"

e-fundresearch: Wieso setzen Sie immer noch auf die USA, man hört doch sehr viel Negatives über die Wirtschaft?

Hagedorn: Ich denke, in Europa wird die US-Wirtschaft zu negativ dargestellt. Das Haushaltsdefizit liegt bei etwa zwei Prozent – Hans Eichel würde bei dieser Zahl sicherlich auf dem Tisch tanzen. Auch die Verschuldung der Privathaushalte ist nicht höher als in Europa.

"Die USNotenbank senkt die Zinsen, die EZB tut nichts"

e-fundresearch: Und was ist noch positiv?

Hagedorn: Die USA sind im Gegensatz zu Europa attraktiver, weil sich die Notenbank auf die Fahnen geschrieben hat, mit ihrer Fiskal- und Geldpolitik die Wirtschaft zu unterstützen. Die EZB dagegen tut eher nichts. Und auch die Steuererhöhungen gerade in Deutschland sind kontraproduktiv. Bush dagegen senkt die Steuern massiv.

"Wenn es ein Land schafft, die Weltkonjunktur anzuschieben, ist es die USA"

e-fundresearch: Wirkt sich das auf das Wirtschaftswachstum aus?

Hagedorn: Aber sicher doch. Ich erwarte, dass es in den USA ein deutlich höheres Wachstum als in Europa geben wird. Wenn es ein Land schafft, die Weltkonjunktur anzuschieben, ist es die USA.

"Es vergeht noch einige Zeit bis der Mut der Anleger wieder zurück kommt"

e-fundresearch: Profitieren die Aktienmärkte auch davon?

Hagedorn: Der Absturz der vergangenen Jahre hat sowohl Privat- als auch institutionelle Anleger stark verunsichert. Ich denke es vergeht noch einige Zeit bis der Mut wieder zurück kommt. Dass es in den nächsten fünf Jahren so starke Aufwärtsbewegungen wie in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre gibt, ist eher unwahrscheinlich.

"Neue Höchststände erwarte ich nicht, eher eine Schaukelbörse wie in den 70er-Jahren"

e-fundresearch: Heißt das, die Märkte bewegen sich seitwärts?

Hagedorn: In den kommenden zwei Jahren rechne ich schon mit einer Aufwärtsbewegung, die durchaus auch stark sein kann. Aber neue Höchststände erwarte ich nicht. Eher eine Schaukelbörse wie in den 70er-Jahren.

"In den USA gibt es einen Präsidenten-Zyklus"

e-fundresearch: Können Sie ein bisschen konkreter werden?

Hagedorn: Klar! In den USA gibt es den so genannten Präsidenten-Zyklus. Es gibt eine signifikante statistische Abweichung zwischen der Börsenentwicklung in den ersten beiden Amtsjahren und den letzten beiden. Der durchschnittliche Anstieg vom Tief im zweiten Jahr bis zum Hoch im vierten Jahr liegt bei etwa 60 Prozent.

"Ich erwarte, dass die Börsen in zwei Jahren signifikant höher stehen als heute"

e-fundresearch: Diesen Anstieg erwarten Sie wieder?

Hagedorn: Ob es diesmal wieder 60 Prozent werden, weiß ich nicht. Es können auch mehr oder weniger sein. Auf alle Fälle erwarte ich, dass die Börsen in zwei Jahren signifikant höher stehen als heute. Zudem dürften Wachstumsaktien wegen der niedrigen Bewertung sicherlich nicht underperformen.


Zur Person: Klaus Hagedorn managt seit 1987 Fonds bei Metzler Investment. Seine Karriere begann er nach seinem VWL-Studium als Analyst und Vermögensverwalter bei der Westdeutschen Landesbank. Danach war er beim DIT beschäftigt und managte unter anderem den US-Fonds Transatlanta. Hagedorn gilt als Growth-Experte.

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