"Seit Anfang Oktober 2002 sind Internetwerte um 40 Prozent gestiegen"
e-fundresearch: Herr Kuhnwaldt, was soll ein Anleger tun, wenn er den Nordinternet oder den nordasia.com im Depot hat?
Kuhnwaldt: Ich bin kein Anlageberater, daher darf ich keine Empfehlung abgeben. Aber die Entwicklung der Internetaktien in den vergangenen Monaten stimmt mich zuversichtlich. Seit Anfang Oktober 2002 sind die Internetwerte um etwa 40 Prozent gestiegen. Der MSCI World hingegegen hat seitdem nicht zulegen können.
Unternehmen sind bei Erwartungen im Soll
e-fundresearch: Welchen Grund gibt es dafür?
Kuhnwaldt: Das ist fundamental untermauert. In den vergangenen Monaten haben 25 Prozent der Internet-Unternehmen die Erwartungen erfüllt und 60 Prozent haben sie sogar übertroffen.
"Langfristig sind Internet-Werte weiter aussichtsreich"
e-fundresearch: Ist das eine positive Entwicklung, die weiter geht?
Kuhnwaldt: Langfristig sind die Werte weiter aussichtsreich. Düster sieht es nur aus, wenn man davon ausgeht, dass sich die Konjunktur in den nächsten zehn Jahren genauso wie den letzten Jahren entwickelt. Damit rechne ich aber nicht.
Kurzfristig belastet der Irak-Konflikt
e-fundresearch: Und was erwarten Sie für die nächsten Monate?
Kuhnwaldt: Kurzfristig hängt die Entwicklung wie bei allen anderen Aktien auch vor allem vom Ausgang der geopolitischen Spannungen ab – und darüber hinaus vom weiteren Fortgang der Konjunktur.
"Amazon hat die Gewinnzone erreicht"
e-fundresearch: Wie sieht es fundamental bei den Internet-Unternehmen aus?
Kuhnwaldt: Noch vor einem Jahr wurde gesagt, dass etwa Amazon die Gewinnzone nie erreichen werde. Aber Amazon hat es geschafft. Das Beispiel zeigt, dass E-Commerce Zukunft hat und von den Kunden angenommen wird. Die Anlaufkosten in Technik, Logistik sowie Kundenakquisition sind getätigt und nun können die Unternehmen Geld verdienen.
"Ebay und Amazon sind herkömmlichen Unternehmen überlegen"
e-fundresearch: Das rechtfertigt aber nicht den Bewertungsaufschlag, den Internet-Aktien noch immer haben. Schließlich ist es doch egal, wie ein Händler seine Ware verkauft.
Kuhnwaldt: Klar, auch bei Internet-Unternehmen müssen die Margen und das interne Wachstum stimmen. Firmen wie Ebay oder Amazon sind "herkömmlichen" Unternehmen dabei aber einfach überlegen.
"Online-Broker sind sehr interessant"
e-fundresearch: Welche Unternehmen halten Sie sonst noch für interessant?
Kuhnwaldt: Die Online-Broker sind für mich sehr interessant. Sie haben zwar unter der Borsen-Baisse sehr stark gelitten, aber gerade das macht sie auch sehr attraktiv.
"Bei Online-Brokern ist der Geschäftsbetrieb hoch automatisiert"
e-fundresearch: Warum das?
Kuhnwaldt: Bei diesen Unternehmen ist der Geschäftsbetrieb hoch automatisiert. Daher steigen die Gewinne überproportional, sobald die Konjunktur wieder anspringt und die Geschäfte wieder normal laufen.
"Der B2B-Bereich könnte vor einer neuen Blüte stehen"
e-fundresearch: Und darüber hinaus?
Kuhnwaldt: Auch der B2B-Bereich könnte vor einer neuen Blüte stehen. Es gibt erste Anzeichen, dass sich der Sektor erholt. Ein Indiz dafür ist die steigende Dividendenrendite der S&P 500-Unternehmen. Das bedeutet, dass die Unternehmen eine höhere Prognose-Sicherheit über den Cash-Flow in der Zukunft haben. Das ist für mich ein Indikator, dass die Unternehmen auch wieder investieren werden.
"Viele Unternehmen müssen ihre Soft- und Hardware ersetzen"
e-fundresearch: Könnte es aber nicht auch bedeuten, dass die Unternehmen nichts besseres mit ihrem Gewinn anzufangen wissen, als ihn an die Aktionäre auszuschütten?
Kuhnwaldt: Ich glaube nicht, dass das zutrifft. Zu allererst soll mit dieser Maßnahme das Vertrauen in die Kapitalmärkte wieder gestärkt werden. Und es zeigt auch, dass die Unternehmen wieder optimistischer für ihren Geschäftsverlauf sind. Zudem müssen sie in nächster Zeit einfach investieren. In den vergangenen drei Jahren haben sie ja kaum investiert, so dass spätestens im kommenden Jahr viele Unternehmen schlicht ihre veraltete Soft- und Hardware ersetzen müssen.
"Cisco wird immer zyklisch bleiben"
e-fundresearch: Heißt das, Internet-Firmen werden nachhaltig profitabel und wachsen stetig?
Kuhnwaldt: Da muss man zwischen den zyklischen Branchen wie der Hardware-Industrie und den Enzelhändlern unterscheiden. Eine Aktie wie Cisco wird immer zyklisch bleiben. Anders sieht es aus bei Ebay oder Amazon. Insgesamt gesehen glaube ich aber, dass die großen Firmen nachhaltig in der Gewinnzone bleiben werden.
"Wachstumsraten von 50 Prozent sind nur von jungen Unternehmen zu erwarten"
e-fundresearch: Mit welchem Wachstum?
Kuhnwaldt: Jährliche Wachstumsraten von über 50 Prozent sind nur von jungen Unternehmen oder Turnaround-Kandidaten zu erwarten. Für ältere Internet-Unternehmen sollten Raten im unteren zweistelligen Bereich möglich sein. Vorausgesetzt, die Konjunktur fasst Tritt.
"Internet-Werte dürften langfristig höhere Returns bringen als Standardwerte"
e-fundresearch: Was heißt das für den Fonds?
Kuhnwaldt: Analog zum Wachstum der Unternehmen wird sich auch der Fonds entwickeln. Grundsätzlich glaube ich an eine Zukunft der Internetwerte. Sie dürften langfristig höhere Returns als Standardwerte ermöglichen. Allerdings ist das Risiko auch bedeutend höher.
Zur Person: Volker Kuhnwaldt (40) begann nach dem BWL-Studium seine Investment-Karriere als Trainee bei der Vereins- und Westbank in Hamburg. Von dort wechselte er ins Portfoliomanagement der Nordinvest, in den Bereich internationale Aktienfonds. Seit 1.10.1997 ist Kuhnwaldt Leiter des Portfoliomanagements bei Nordinvest.
Hinweis zu Fonds: Der Nordinternet Fonds ist sowohl in Deutschland als auch in Österreich zum Vertrieb zugelassen. Der nordasia.com Fonds allerdings nur in Deutschland.