Burkhard Allgeier, Frankfurt-Trust: Raus aus dem Dollar

Anleihen sind gefragt wie nie. Ihre Kurse steigen scheinbar unaufhaltsam, so dass sie inzwischen nur noch magere Renditen bringen. Doch wie lange hält die Rally am Bondmarkt noch? Und wann sollte man umsteigen? Fragen, die e-fundresearch mit Burkhard Allgeier, Renten-Chef von Frankfurt-Trust, diskutierte. Managers |

e-fundresearch: Herr Herr Allgeier, die Kurse von Anleihen steigen und steigen. Haben wir eine Blase an den Rentenmärkten?

Allgeier: Es besteht ein hohes Zinsänderungsrisiko, aber wir haben keine Bondblase wie 1998.

e-fundresearch: Wo liegt der Unterschied?

Allgeier: 1998 hatten wir singuläre Ereignisse wie die Russland-Krise oder die Pleite des Hedgefonds LTCM. Hinzu kamen damals exzessive spekulative Positionen, die auf weiter fallende Zinsen setzten. Derzeit kämpfen wir aber mit einer weltweiten Konjunkturschwäche. Dies rechtfertigt das niedrige Zinsniveau.

e-fundresearch: Wie ist Ihr Ausblick?

Allgeier: Die Zentralbanken betreiben eine anhaltend expansive Geldpolitik. Das stützt die Bondkurse fürs erste noch. Doch es gibt auch Risiken. Beispielsweise, wenn die Irak-Krise schnell gelöst wird oder der Stimulus der US-Geld- und Fiskalpolitik greift.

e-fundresearch: Kommt dann der Bärenmarkt bei Renten doch?

Allgeier: Nicht unbedingt. Es kann sein, dass der Bondmarkt recht stabil bleibt. Voraussetzung ist, dass wir keine Aktien-Hausse bekommen und die Zentralbanken die Inflation in den Griff kriegen – so wie derzeit auch. Wenn ein Pfeiler wegfällt, bedeutet das Kursverluste.

USA tut das Richtige, um die Konjunktur zu stützen

e-fundresearch: Wie beurteilen Sie die Politik von US-Notenbankchef Alan Greenspan?

Allgeier: Greenspans Zinssenkungen waren richtig. Er hat früh erkannt, dass wir uns in einem klassischen Überinvestitionszyklus befinden. Auch die expansive Fiskalpolitik der US-Regierung hilft. Die USA tun wirtschaftspolitisch das Richtige, um die Konjunktur zu stützen.

Zins-Phantasie bleibt in Europa bestehen

e-fundresearch: Die EZB hat die Leitzinsen gerade gesenkt. Wie geht es hier weiter?

Allgeier: Ich erwarte noch kein Ende bei den Zinssenkungen. Denn die wirtschaftlichen Umstände in Europa verbessern sich derzeit noch nicht, eher im Gegenteil. Auch das Inflationsziel wird eingehalten. Die EZB täte gut daran, die Zins-Phantasie am Leben zu halten.

e-fundresearch: Was sollte die Politik in Europa machen? Der Maastricht-Vertrag setzt ihr enge Grenzen.

Allgeier: Ich bin kein Keynesianer, aber man sollte in schlechteren Zeiten konjunkturell bedingte höhere Defizite in Kauf nehmen. Der Fehler besteht darin, dass in guten Zeiten nicht gespart wird. Disziplin ist wichtig, aber jetzt verstärkt die Sparpolitik den Abschwung.

US-Inflation schwächt Dollar

e-fundresearch: Führt eine expansive Geld- und Fiskalpolitik nicht zu mehr Inflation?

Allgeier: Die USA wollen mehr Inflation, weil sie glauben, diese mittelfristig im Griff zu haben. Aber steigende Inflationserwartungen führen zu höheren Renditen, weil die Anleger ihre Bonds verkaufen und die Kurse drücken. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Treasuries, was auch den Wertverfall des Dollar erklärt.

e-fundresearch: Wird dieser anhalten?

Allgeier: Ich denke schon. Die USA haben ein riesiges Leistungsbilanzdefizit von 600 Milliarden Dollar, das entspricht fünf bis sechs Prozent des US-BIP. Zusätzlich lastet die Irak-Krise auf dem Dollar.

Den US-Dollar unterzugewichten wird sich auszahlen

e-fundresearch: Wie reagieren Sie beim FT Accuzins auf die Schwäche des Dollar?

Allgeier: Den Dollar haben wir schon frühzeitig bei 93 Cent reduziert, bei Erreichen der Parität noch stärker. Aktuell hat er nur ein Gewicht von zehn Prozent. Und wir wollen den Dollar weiter abbauen. Den Dollar unterzugewichten dürfte 2003 der Top-Trade sein.

Dollar-Währungen aus Kanada, Australien und Neuseeland werten auf

e-fundresearch: Und bei den anderen Fremdwährungen?

Allgeier: Kleine Dollar-Währungen aus Kanada, Australien und Neuseeland werten auf. Zudem haben wir Randwährungen wie die schwedische Krone, den polnischen Zloty und den ungarischen Forint im Blick. Hier kaufen wir situativ zu. Insgesamt enthält das Portfolio aber zu zwei Dritteln Euro-Anleihen.

e-fundresearch: Wie agieren Sie bei den Laufzeiten?
Allgeier: Derzeit haben wir eine durchschnittliche Laufzeit von 7,5 Jahren mit einer breiten Streuung über alle Laufzeiten. Das wird vorerst auch so bleiben.

e-fundresearch: Warum?

Kurzfristig fallen die Renditen

Allgeier: Ich rechne kurzfristig mit fallenden Renditen. Der Markt sieht das sportlich und will 3,6 Prozent Rendite bei zehnjährigen Bundesanleihen sehen – wie auf dem Tief 1998. Dann jedoch werde ich spätestens die Laufzeiten reduzieren. 

e-fundresearch: Geht das denn so schnell?

Allgeier: Die Pläne dafür liegen in der Schublade. Die Umsetzung geht minütlich, da der Markt sehr liquide ist. Bei  Corporate Bonds ist das anders. So entsteht manchmal ein Problem: wenn ich verkaufen will, kann ich es nicht.

e-fundresearch: Heißt das, sie setzen gar nicht auf Corporate Bonds?

Allgeier: Momentan halten wir weniger als zehn Prozent in Corporate Bonds. Allerdings haben wir die Quote etwas reduziert, weil wir Gewinne mitgenommen haben. Die Chance zur Outperformance gegenüber Staatsanleihen besteht aber weiterhin. Denn die Unternehmen bauen Schulden ab und das stärkt ihre Bonität.

2003 sind nur drei bis vier Prozent Rendite drin

e-fundresearch: Welche Rendite können Anleger 2003 vom FT Accuzins erwarten?

Allgeier: 2001 hat der Fonds elf Prozent Wertzuwachs erzielt, 2002 waren es 3,5 Prozent. 2003 wird jedoch kein einfaches Jahr, weil die Zinsen sehr niedrig sind. Drei bis vier Prozent sind aber drin.

Zur Person: Burkhard Allgeier (36) studierte in Freiburg Volkswirtschaftslehre und wurde 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den „Fünf Weisen“. 1994 wechselte er zu Invesco, ehe er im April 1999 zu Frankfurt-Trust kam. Dort leitet er das Rentenfondsmanagement. Allgeier stammt aus Elzach in Baden, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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