Andreas Utermann, DIT: Ruhe in das Unternehmen bringen

Der DIT befindet sich im Umbruch. Nachdem mit Hilfe von Pimco der Rentenbereich neu strukturiert wurde, soll nun Andreas Utermann den Aktienbereich neu ordnen. e-fundresearch befragte den Ex-Merrill-Lynch-Manager nach seinen Zielen beim DIT - und seinen Empfehlungen für Anleger. Managers |

e-fundresearch: Herr Utermann, Sie sind seit November 2002 beim DIT. Haben sich mit Deutschlands viertgrößtem Fondsanbieter schon vertraut gemacht?

Utermann: Ja. Und zwar sowohl was die Stellung des DIT im Bereich Publikumsfonds in Deutschland betrifft als auch was seine Rolle innerhalb der ADAM-Gruppe anbelangt. Ich bin regelmäßig an den Standorten in Frankfurt und München und in die Prozesse  voll involviert.

Grassroots als Informationsquelle

e-fundresearch: Beschreiben Sie doch einmal, welches die größten Stärken des Hauses sind.

Utermann: ADAM ist eine der wenigen Firmen, die ein Buy-Side-Research-Department aufgebaut hat, das wirklich bedeutend ist und von dem die Fondsmanager auf der globalen Plattform stark profitieren.  Die Analysten sind weltweit miteinander vernetzt, über Sektorgruppen und über das globale Researchsystem. Dadurch haben wir einen sehr schnellen Informationsfluss.
Zusätzlich haben wir mit Grassroots ein auf Marktforschung basierendes Research, das unique ist. Die Researcher schauen zum Beispiel, was  in den Supermärkten besonders nachgefragt wird oder was es Neues  auf  Messen gibt.  Mehr als 20.000 Menschen sind für ADAM rund um den Globus als Scouts unterwegs. Kurz: Grassroots ist eine ungeheure Informationsquelle für uns, um Entwicklungen frühzeitig aufzuspüren. Und schließlich verfügt der DIT über ein breites Produktangebot und Innovationskraft.

DIT setzt auf innovative Garantiefonds

e-fundresearch: Können Sie Beispiele nennen?

Utermann: Wir haben mit dem DIT-Euro Protekt Dynamik gerade erst einen Garantiefonds mit rollierendem Garantieversprechen aufgelegt.  Und im Bereich der Branchenfonds verfügt der DIT über eine der MSCI-Segmentierung entsprechende Sektorfondspalette, die aufgrund der klaren Allokation insbesondere bei institutionellen Anlegern wie beispielsweise Dachfondsmanagern stark nachgefragt wird.

e-fundresearch: Welche Schwächen haben Sie andererseits beim DIT festgestellt?

Utermann: Jede Firma hat natürlich Schwächen. Und eine ganz große -  aber das ist nicht DIT-spezifisch - war, dass wir in den letzten Jahren durch die verschiedenen Zukäufe und Fusionen im Konzern und durch das Marktumfeld etc. eine der Performance und der Gesamtkultur nicht zuträgliche zu große Unruhe auf der ganzen Plattform hatten.

70 Prozent der Fonds sollen über der Benchmark liegen

e-fundresearch: Und das wollen Sie abstellen?

Utermann: Ich will Ruhe in das Unternehmen bringen, mit dem Ziel, eine Top-Performance zu erreichen. Das große Ziel ist, dass mindestens 70 Prozent unserer Fonds über einen Zeitraum von drei Jahren oberhalb der Benchmark liegen. Das würde uns zu einem Top- Anbieter machen.

e-fundresearch: Wo stehen Sie jetzt in dieser Betrachtung?

Utermann: Zwischen 50 und 60 Prozent. Das ist nicht schlecht. Aber wir sind noch nicht so gut, wie wir sein wollen.

e-fundresearch: Ist das Ihre große Herausforderung?

Utermann: Das ist sie. Aber das ist wie beim Bogenschießen. Wenn man sich zu sehr auf das Ziel konzentriert, trifft der Pfeil nicht. Man muss sehen, dass man die richtige Einstellung zu den Dingen hat, dass man das richtige Umfeld schafft, und dass gerade, wenn die Performance mal nicht so gut ist, man nicht ständig den Portfoliomanagern im Nacken sitzt, sondern Druck von ihnen wegnimmt.

Manager leiden bei schlechter Performance

e-fundresearch: Wie ist das zu verstehen?

Utermann: Mehr Druck wirkt kontraproduktiv. Die Leute, die bei mir arbeiten, leiden selbst genug, wenn sie nicht gut performen. Das tut ihnen weh. Weil ihre Daseinsberechtigung, nämlich die Kunden, auch leiden. Und weil sie natürlich auch ihr Wertgefühl daran messen, wie gut sie gegenüber ihren Konkurrenten abschneiden. Mehr Druck kann man gar nicht aufbauen.

e-fundresearch: Wie lange lassen Sie die Dinge dann laufen, bevor Sie die Notbremse ziehen?

Utermann: Es soll jetzt nicht so verstanden werden, dass ich niemals Druck mache. Wenn es notwendig ist, setze ich mich mit  dem Portfoliomanager zusammen, um zu hören,  was der Grund für die Underperformance ist.  Das ist eine Form von Druck, um  zu helfen. Es kann passieren, dass  ein Manager, der unter Performance-Druck gerät, in buy high and sell low verfällt (kaufe teuer und verkaufe billig, die Red.). Diesen Prozess muss man unterbinden.

Utermann greift bei schlechter Fonds-Entwicklung ein

e-fundresearch: Und wie ist das mit der Notbremse?

Utermann: Die muss man ziehen, wenn der Kunde sagt: das mache ich nicht mehr mit, jetzt will ich Action sehen. Der Kunde ist ja König. Da muss dann reagiert werden. Einschreiten muss man auch, wenn die Performance über einen längeren Zeitraum nicht stimmt. Das gilt auch für den Fall, wenn zwar die Performance gut ist, aber der Manager nicht das macht, was er eigentlich machen soll. Wenn er zu große Risiken eingeht, oder der Anlagestil nicht den Kundenvereinbarungen entspricht.

e-fundresearch: Sehen Sie diesbezüglich großen Handlungsbedarf in Frankfurt?

Utermann: Nein. Allerdings gäbe es, selbst wenn wir die angestrebten 70 Prozent über Benchmark schon erreicht hätten, bei 30 Prozent unserer Fonds Verbesserungsbedarf.

Es ist schwierig, über jeden Zyklus mit jedem Produkt Outperformance zu erreichen

e-fundresearch: Wieso kommt man über 70 Prozent nicht hinaus?

Utermann: Das ist statistisch noch nie da gewesen. Es ist einfach sehr schwierig, über jeden Zyklus mit jedem Produkt Outperformance zu erreichen. Dafür gibt es kein Patentrezept. Zumal wir im Retailbereich die Peer Group als Benchmark betrachten. Und die ist meist nicht exakt definiert.  Wenn wir zwei unterschiedliche Fonds in einer Gruppe haben, ist klar, dass nicht beide outperformen können.

e-fundresearch: Bis wann wollen Sie das 70-Prozent-Ziel erreicht haben?

Utermann: Im Lauf der nächsten 18 bis 36 Monate.

e-fundresearch: Bill Gross von Pimco hat für den Rentenbereich von ADAM bzw. DIT sehr viel gebracht. Haben Sie ähnliche Kooperationen auf der Aktienseite vor?

Utermann: Natürlich haben wir das vor. Nur ist das auf der Aktienseite derzeit sehr schwierig. Aber trotzdem, wir haben mit besagtem DIT-Euro Protekt Dynamik, in den ersten zwei Monaten seit Auflegung schon über eine Milliarde Euro vereinnahmt.

DIT setzt auf Kooperationen

e-fundresearch: Sind denn auch grenzüberschreitende Kooperationen à la Pimco geplant.

Utermann: Ja, und die gibt es auch schon. Da ist das Global Balanced-Produkt, das im Aktien- und Rentenbereich auf die Kernkompetenzen der Investmentspezialisten innerhalb der ADAM-Gruppe zurückgreift.  Darüber hinaus haben wir das Fondsmanagement einzelner Fonds auf andere ADAM-Investmenteinheiten übertragen. Das machen wir derzeit beim DIT-Allianz Value Fonds, der von Oppenheimer Capital beraten wird. Beim DIT-Wachstum Global kooperiert das Fondsmanagement mit Nicholas Applegate und beim Transatlanta sowie dem US Equity Fund mit DRCM in San Franzisko.

e-fundresearch: Diese Verbindung hängen Sie aber nicht an die große Glocke, im Gegensatz zur Pimco-Kooperation?

Utermann: PIMCO ist eine Erfolgsstory. Die Performance ist da. Das Produkt ist da. Und die Nachfrage ist da.

Absolute Return-Fonds in Planung

e-fundresearch: Ist im Aktienfondsbereich konkret etwas geplant?

Utermann: Gegenwärtig arbeiten wir an der Konzeption eines Absolute Return-Fonds. Der wird nicht in einer lokalen Einheit entwickelt, sondern da greifen wir auf die Expertise der ganzen Gruppe zurück.

e-fundresearch: Bis wann können wir denn mit Ihrem Absolute Return-Fonds, der einen positiven Ertrag bringen und Verluste vermeiden soll, rechnen?

Utermann: Im Laufe des ersten Halbjahrs.

e-fundresearch: Gibt es aus Anlagesicht Märkte, die Sie zurzeit besonders reizen?

Utermann: Zurzeit steht natürlich der Irak-Krieg im Vordergrund. Wir gehen deshalb davon aus, dass das Marktumfeld volatil bleibt. Aber danach wird man sich wieder stärker auf die Fundamentals konzentrieren und feststellen, dass die in der westlichen Welt nicht so überragend  sind. Und es wird sich die Frage stellen, wo echtes Wachstum zu finden ist.  

e-fundresearch: Und die Antwort?

Utermann: Was die volkswirtschaftliche Entwicklung angeht, sind wir auf Sicht von 12 Monaten zurückhaltend. Was die Unternehmensgewinne anbelangt, wird es sicherlich noch die ein oder andere Enttäuschung geben.

Utermann ist für Schwellenländer positiv gestimmt

e-fundresearch: Wie gehen Sie damit um?

Utermann: Wir konzentrieren uns auf Firmen, die gut finanziert sind, die ein gutes Vertriebsmodell haben und deswegen auch gutes Wachstum vorzeigen können. Insbesondere sind wir für östliche Schwellenländer positiv eingestellt, weil da teilweise sehr starkes Wachstum besteht. Zum Beispiel in China. Und dort profitieren wir davon, dass wir starke Standbeine haben, in Hongkong und in Singapur. Und es ist sicher kein Zufall, dass wir gerade jetzt ein Büro in Shanghai eröffnet haben.

e-fundresearch: Und die westlichen Märkte?

Utermann: Hier sind wir natürlich auch engagiert. Aber wir sind im Aktienbereich relativ gesehen untergewichtet.

e-fundresearch: Würden Sie also Ihren Kunden raten, die westlichen Märkte unter- und die östlichen überzugewichten?

Utermann: Meine Aussagen sind relativ zu sehen und keine Aufforderung an Privatanleger, sich in irgendwelche Richtungen zu bewegen. Ich kenne ja deren Portfolios nicht. Ich weiß nicht, wie sie positioniert sind, welchen Alagehorizont sie haben und wie ihr Risikoprofil ist. Das ist eine Frage, die der Anleger mit seinem Berater besprechen muss.

Europa und Nordamerika sollte man untergewichten

e-fundresearch: Unterstellen wir doch einfach ein normal gewichtetes Portfolio.

Utermann: Dann sollte man Europa und Nordamerika untergewichten und Fernost übergewichten. Ferner sollte man den Euro gegenüber dem Dollar übergewichten. Und wir sind – in Übereinstimmung mit Pimco – der Meinung, dass die lange Bond-Hausse noch nicht zu Ende ist. Wir würden also raten, Anleihen noch nicht zu verkaufen.

e-fundresearch: Zusammengefasst also mehr Euro-Anleihen und weniger Aktien. Und innerhalb der Aktienanlage eher Fernost und weniger Europa und USA?

Utermann: Ja, genau.

Unternehmensanleihen bevorzugt

e-fundresearch: Und innerhalb des Anleihe-Portfolios?

Utermann: Da raten wir zu einem leichten Übergewicht von Unternehmensanleihen zu Lasten von Staatsanleihen. Hier sollte der Schwerpunkt auf bessere Schuldner aus dem Investment-Grade-Bereich gelegt werden und im riskanteren High-Yield-Bereich nur selektiv investiert werden.

Anleger sollten sich Gedanken über ihre finanziellen Ziele und Bedürfnisse machen

e-fundresearch: Ihr abschließender Rat an unsere Leser?

Utermann: Vor der Produktentscheidung sollte sich der Anleger grundsätzliche Gedanken über seine finanziellen Ziele und Bedürfnisse machen und darauf aufbauend eine Anlagestrategie entwickeln, die der bestehenden Vermögensstruktur, dem Anlagehorizont und dem Risikoprofil entspricht. Und wer spekulieren will, sollte nur das hernehmen, was er auch verlieren kann.

e-fundresearch: Was verstehen Sie unter Spekulieren?

Utermann: Eine Anlagestrategie, die nicht auf den langfristigen Vermögensaufbau abzielt, sondern kurzfristig sich ergebene Opportunitäten – mit all den damit verbundenen Risiken - nutzen will.


ImProfil: Andreas Utermann hat im Allianz-Konzern drei Jobs: Chief Investment Officer bei Allianz Dresdner Asset Management (ADAM), Geschäftsführer von ADAM Deutschland und Aktien-Chef beim DIT. Seine Karriere startete 1984 mit einer Banklehre bei der Deutschen Bank. Seit 1990 ist er Fondsmanager zunächst bei Mercury und dann bei Merrill Lynch.


 

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