Kurt Schoknecht (ACM): Deutschland ist das Juwel in der Krone

"Deutschland ist das Juwel in der Krone", sagt Kurt Schoknecht, CEO von ACM. Wenn man weiß, dass Schoknecht deutsche Vorfahren hat, mag dieser Satz nicht gänzlich überraschen. Doch das allein ist es nicht. "In Deutschland gibt es mehr IFAs als sonst in Europa. Und dieser Markt wächst", erklärt er. Darüber sowie den Plänen und der Philosophie von ACM sprach e-fundresearch mit Kurt Schoknecht. Managers |

"Unser Geschäft außerhalb der USA hat sich 2002 in guter Verfassung präsentiert"

e-fundresearch: Herr Schoknecht, das Börsenumfeld ist schwierig. Wie laufen die Geschäfte bei ACM?

Schoknecht: Gegen die hohe Volatilität der Märkte waren wir natürlich nicht ganz immun, aber unser Geschäft außerhalb der USA hat sich 2002 in guter Verfassung präsentiert. Am Ende des Jahres hatten wir hier im Retailgeschäft etwa 26 Milliarden Dollar under Management.

"ACM hat Büros in 19 Ländern und Fondsbesitzer in über 130 Ländern"

e-fundresearch: Was sind die Gründe dafür?

Schoknecht: Der Großteil des Erfolgs beruht auf unserer breiten geographischen Distribution zusammen mit der breiten Palette unserer Investmentprodukte. Das heißt, unsere Verkäufe konzentrieren sich nicht auf ein Land oder einen Fonds. ACM hat Büros in 19 Ländern und Fondsbesitzer in über 130 Ländern. Diese Diversifikation ist in unsicheren Zeiten sehr wichtig.

"Deutschland hat in naher Zukunft das höchste Potenzial im Fondsgeschäft"

e-fundresearch: Ihr Heimatmarkt sind die USA. Wie gut sind Sie in Europa aufgestellt?

Schoknecht: In Europa sehen wir fünf "Major Markets": Deutschland zusammen mit Österreich, Frankreich, Großbritannien, Italien und die Schweiz. Deutschland ist dabei "the jewel in the crown" und hat in naher Zukunft das höchste Potenzial im Fondsgeschäft.

Eine Anekdote darüber, was Deutschland mit Bankräubern zu tun hat

e-fundresearch: Warum gerade Deutschland?

Schoknecht: Lassen Sie mich das mit einer Anekdote sagen. In den 20er-Jahren wurde ein Bankräuber gefragt, warum er Banken beraubt. Er antwortete: Dort ist das Geld.

"Anleger wissen, dass eine Fondsgesellschaft nicht alle Asset-Klassen gleich gut managt"

e-fundresearch: Nur das Geld?

Schoknecht: Nicht nur. In Deutschland gibt es mehr IFAs als sonst in Europa. Zudem wächst dieser Markt weiter rapide, weil viele Investoren zwischen Fonds und Managern wählen möchten. Denn viele Anleger wissen, dass eine Fondsgesellschaft nicht alle Asset-Klassen gleich gut managt.

"2002 zählten der ACM Global Growth Trend und der ACM International Technology zu unseren Flaggschiffen"

e-fundresearch: Welche Ihrer Fonds finden bei den Anlegern den meisten Zuspruch?

Schoknecht: Wie ich bereits erwähnte, trägt kein einzelner Fonds allein das Retail-Geschäft. Jedoch geht der Großteil der Zuflüsse in der Regel in sechs Fonds, die von Jahr zu Jahr und je nach Marktlage allerdings variieren. 2002 zählten der ACM Global Growth Trend und der ACM International Technology zu unseren Flaggschiffen. Im vergangenen Jahr gab es aber auch eine Zunahme bei den Rentenfonds und bei den neuen ACM Bernstein Value Fonds.

"Wir bleiben primär ein Aktienfondsanbieter"

e-fundresearch: Konzentrieren Sie sich jetzt stärker auf die Bondseite? Beispielsweise mit einem neuen Rentenfonds.

Schoknecht: Wir bleiben primär ein Aktienfondsanbieter. Aber natürlich versuchen wir, die Präferenzen der Anleger zu berücksichtigen. Doch sind wir keine "product of the month company", die jedes Jahr eine Vielzahl neuer Fonds auflegt. Aber 2003 werden wir voraussichtlich einen in Euro gehedgten Global Bond Fund auflegen.

"Wir versuchen nicht, die Auflegung eines Fonds zu timen"

e-fundresearch: Besteht beim neuen Rentenfonds nicht die Gefahr eines schlechten Timings? Wenn die Zinsen steigen, kommt der Fonds gleich zum Start in ein schwieriges Umfeld.

Schoknecht: Man weiß nie exakt, ob die Zinsen steigen oder fallen. Deshalb versuchen wir nicht, die Auflegung eines Fonds zu timen. Wir haben hier eher einen Horizont von fünf bis zehn Jahren und fragen uns "was benötigt der Anleger, um sein Portfolio zu diversifizieren". Brauchen sie ein Produkt, das wir heute nicht anbieten, aber im Prinzip erfolgreich managen können, denken wir über dieses neue Produkt nach.

"Der ACM Global Growth Trends ist gerade kein Megatrend-Fonds"

e-fundresearch: Zu Ihren Flaggschiffen zählt der ACM Global Growth Trends. Was sind die Stärken des Fonds?

Schoknecht: Hinter dem ACM Global Growth Trends steckt ein einzigartiger Investmentprozess. Und dabei geht es nicht darum, dass Trends gespielt werden – der ACM Global Growth Trends ist gerade kein Megatrend-Fonds. Unsere Kompetenz liegt im Stockpicking und im Research von sechs Hauptsektoren.

"Seit der Fonds vor elf Jahren aufgelegt wurde, arbeiten wir mit Sektoranalysten"

e-fundresearch: Wie sieht das konkret aus?

Schoknecht: Seit der Fonds vor elf Jahren aufgelegt wurde, arbeiten wir mit Sektoranalysten, die zugleich als Portfoliomanager tätig sind. Diese covern die wichtigsten Sektoren des MSCI World ohne Länder- oder Währungsbeschränkungen.

"Michael Baldwin agiert nicht als ein Asset-Allocator – eher wie ein Dirigent"

e-fundresearch: Wer leitet den Investmentprozess?

Schoknecht: Der Fonds-"Koordinator ist Michael Baldwin, einer unser Senior Research Directors. Daher hat er einen guten Überblick über das Team. Aber er agiert nicht als ein Asset-Allocator – eher wie ein Dirigent, der ein Orchestor leiten muss. Denn wie ich immer sage: Allocation is generally not our game, stockpicking is.

"Die Fundamentaldaten sind gar nicht so schlecht"

e-fundresearch: Wie ist Ihr Ausblick für die Finanzmärkte in 2003?

Schoknecht: Der Irak-Konflikt bleibt ein wichtiger Faktor der Unsicherheit. Die Fundamentaldaten sind jedoch gar nicht so schlecht.

e-fundresearch: Welche zum Beispiel?

Schoknecht: Ich bin zwar kein Ökonom, aber wir haben eine starke Liquidität, die Produktivität der Unternehmen ist hoch, der Konsum in den USA ist nach wie vor stabil und nicht zuletzt sind die US-Zinsen auf einem 40-Jahres-Tief.

"Bei US-Immobilien sehe ich in naher Zukunft keine Gefahren"

e-fundresearch: Einige Stimmen warnen vor einem Platzen der Immobilienblase. Wie beurteilen Sie dieses Risiko.

Schoknecht: Der Immobiliensektor ist die größte Asset-Klasse in den USA. Die Aktivität im Immobiliensektor ist vor allem eine Funktion der Zinsen. Und die sind zur Zeit niedrig. Insofern sehe hier in naher Zukunft keine Gefahren. Ohnehin sollten Anleger Immobilien als Bestandteil ihres Portfolios betrachten.

"Packe nicht alle Eier in ein Nest"

e-fundresearch: Womit können Anleger in 2003 denn rechnen?

Schoknecht: Am Ende der aktuellen Krise Nahen Osten rechne mit einer Stabilisierung in den Märkten.

e-fundresearch: Können Sie das präzisieren?

Schoknecht: Die Aktienerträge werden positiv sein. Nicht zweistellig, aber bei fünf Prozent in den wichtigsten Aktienmärkten. Gleichwohl ist es schwierig, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Eine Lehre sollen Anleger aber beherzigen: packe nicht alle Eier in ein Nest.

 

Zur Person: Kurt Schoknecht ist Chief Executive Officer von ACM International und verantwortlich für Retailgeschäft außerhalb der USA. In dieser Funktion ist er auf allen Kontinenten unterwegs und daher "immer im Flieger". Vor seiner Zeit bei ACM arbeite er sieben Jahre bei Bankers-Trust. Seine deutsch klingender Name kommt nicht von ungefähr: seine Vorfahren stammen aus Deutschland.

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