e-fundresearch.com: Lassen wir das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren - von Brexit bis Donald Trump: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus einem durchaus ereignisreichen Kapitalmarktjahr 2016?
Magnus Spence: Die offensichtliche Lehre ist, dass das Abgeben von Prognosen sehr schwierig ist, vor allem, wenn es um Politik geht! In beiden Fällen konnten wir das Ergebnis nicht richtig vorhersehen. Doch wir haben unsere Portfolios widerstandsfähig bzw. robust aufgebaut, so dass wir den Schock absorbieren. Wir haben gelernt, mit Hinblick auf Veränderungen einen flexibleren Ansatz zu verfolgen. Das heißt, wir sind bereit, uns mit Veränderungen zu ändern. Durch eine aufgeschlossene Sichtweise haben wir gelernt, vor allem in Zeiten des Wandels, potenziell seltene Gelegenheiten zu nutzen, wenn sich die Märkte irrational verhalten. Dies kann entweder bei Anzeichen von Panik oder exzessivem Übermut der Fall sein.
Das Brexit-Referendum war ein besonders gutes Beispiel dafür. Wir waren nicht darauf vorbereitet, dass die Abstimmung in einem Austritt resultiert, doch wir haben gern einen flexiblen und etwas konträreren Ansatz für unser Handeln angenommen.
An diesem Tag bot uns der Markt die Chance, einige Gewinne bei Newcrest Mining mitzunehmen und ein britisches Wohnbau-Unternehmen zu kaufen. Wir haben nicht mit diesen Geschäften gerechnet, aber sie wurden angeboten. Es ist wichtig festzuhalten, dass diese Handelsaktivitäten nicht unabhängig von unserer bestehenden Strategie getroffen wurden. Jede Aktie im Portfolio hatte einen geschätzten Marktwert, der anhand unseres normalen Investmentprozesses ermittelt wurde. Die in der unmittelbaren Folge auf den Brexit entstandene Volatilität ermöglichte es uns, Positionen innerhalb unserer Kernprozessstruktur zu handeln.
Dieser Ansatz wird eventuell nicht in allen Fällen funktionieren. Während wir davon ausgingen, dass das Portfolio im Falle eines Trump-Sieges bei den US-Präsidentschaftswahlen relativ robust bleibt, erlebte es in den nachfolgenden Wochen trotz taktischer Veränderungen in den darauffolgenden Tagen bescheidende Abflüsse. Doch zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels entwickeln sich Auswirkungen der Wahl laufend weiter und das Portfolio hat sich von seinen Verlusten erholt.
e-fundresearch.com: Fondsperformance 2016: Von welchen Trends konnten Sie im vergangenen Jahr besonders profitieren, wo gab es Herausforderungen?
Magnus Spence: Unser Jupiter Global Absolute Return SICAV Fonds wurde erst Anfang Juni 2016 aufgelegt. Doch unser in Großbritannien zugelassener Fonds, der die gleiche Strategie wie der SICAV verfolgt und bereits vor 2016 aufgelegt wurde, hat sich gut entwickelt und erreichte eine positive Rendite von 10,2 Prozent. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres hatte diese Strategie ein negatives Netto-Exposure in Aktien von 15 Prozent. Dies wurde im zweiten Halbjahr auf eine mäßige Netto-Short-Aktien-Position von -5 Prozent verlagert, da wir eine Reihe von Short-Ideen abgedeckt hatten, die sich für uns gut entwickelt haben.
Die Haupttreiber der Rendite war unser Short-Buch, in dem wir von Korrekturen einer Reihe überbewerteter Aktien profitierten, vor allem in den Sektoren Industrie und Konsumgüter. Viele dieser Aktien genossen eine lange Zeit unsere Wertschätzung, bedingt durch das große Investoreninteresse in qualitativ hochwertigen Unternehmen mit geringem Risiko.
e-fundresearch.com: Mit Blick auf das neue Jahr 2017: Wo lauern Ihrer Meinung nach die größten Risiken und in welchem Ausmaß wird Ihre Strategie diesem Umfeld gewachsen sein?
Magnus Spence: Unsere Strategie profitiert von einem unsicheren und volatilen Marktumfeld. Wir erwarten in solch einem Szenario mehr Gewinne zu erwirtschaften als unter günstigeren Marktbedingungen.
Auch sind wir überzeugt, dass die Marktaussichten für 2017 ungewiss bleiben. In den USA wird die Wahl von Donald Trump höchstwahrscheinlich Perioden politischer und wirtschaftlicher Spannung erzeugen, von denen wir erwarten, dass sie sich in einer erhöhten Markt-Volatilität widerspiegeln. Mögliche US-Zinserhöhungen im Laufe des Jahres könnten die Marktunsicherheit zudem verschärfen. Nach unseren Kriterien erachten wir eine große Anzahl von US-Unternehmen als überbewertet, weshalb wir derzeit den US-Aktienmarkt shorten. Gleichzeitig gehen wir den britischen Aktienmarkt long, da wir dort eine große Zahl von Unternehmen finden, die relativ günstig sind, gute Bilanzen aufweisen und von der Sterling-Schwäche profitieren werden. Darüberhinaus finden wir auch in Japan eine wachsende Anzahl von Long-Ideen. Die dortigen Bewertungen sind attraktiv, die Bilanzen stark und das verbesserte Corporate Governance-Umfeld sollte eine gesteigerte Kapitalrendite ermöglichen.
e-fundresearch.com: Wir danken für das Gespräch, Herr Spence.