e-fundresearch.com: Das vergangene Jahr wurde von vielen Alternatives-Managern als große Herausforderung wahrgenommen: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus dem Marktumfeld 2016?
Lucio Soso: Ein Hauptunterschied zwischen unserer Positionierung und der unserer Wettbewerber besteht darin, dass wir weiterhin ein dynamisches, aber grundsätzlich überdurchschnittliches Engagement in Staatsanleihen halten, dies vor allem in US-Treasuries. Während der Aktienmarktkorrektur zu Beginn des Jahres 2016 verliehen Anleihen unserem Portfolio Stabilität und reduzierten dessen Volatilität. Umgekehrt bescherte der deutliche Anstieg der Renditen nach der Wahl Donald Trumps dem Portfolio keine größeren Verluste, denn das Aktienexposure des Portfolios lieferte einen positiven Performancebeitrag. So gesehen erwies sich das Jahr für unsere Anlagestrategie als Test, in einem für Anleihen sowohl positiven als auch negativen Umfeld zu bestehen. Die Tatsache, dass sich die Strategie in beiden Fällen relativ gut bewährte, zeigt uns, dass Staatsanleihen (d.h. Langläufer aus den USA und Deutschland) angesichts ihrer negativen Korrelation gegenüber Risikoanlagen eine sinnvolle Ergänzung für ein ausgewogenes Portfolio bleiben und daher eine stabilisierende Rolle spielen.
e-fundresearch.com: Im Gegensatz zu mancher Konkurrenz konnte Ihre Strategie das vergangene Jahr mit einem relativ komfortablen Plus abschließen. Von welchen Trends konnte der BB Global Macro (Lux) im vergangenen Jahr besonders profitieren?
Lucio Soso: Einen sehr positiven Performancebeitrag lieferte im 1. Halbjahr 2016 unsere 10-jährige US Treasury Position. Wir verkauften diese Position in zwei Schritten im Februar nach der starken Korrektur an den Rohstoffmärkten und im Juni nach dem Brexit Entscheid. Die US Treasury Position vermochte in beiden Monaten Verluste auf den Aktienpositionen auszugleichen. Auch unsere Investments im Hochzinsbereich erzielten eine beachtliche Rendite, vor allem Schwellenländerbonds und Anleihen europäischer Finanzinstitute.
e-fundresearch.com: Mit welchen Positionierungen waren Sie im vergangenen Jahr weniger zufrieden?
Lucio Soso: Wir waren eine Position in italienischen Staatsobligationen eingegangen, um vom europäischen QE-Programm und einer steileren Zinskurve zu profitieren. Der Brexit, das Referendum in Italien und zunehmende Sorgen über einen möglichen Frexit sowie die damit verbundenen Folgen für die Zukunft des Euro ließen die Renditen italienischer Anleihen steigen. Dieser Trend wird unseres Erachtens anhalten, weshalb wir diese Position schrittweise abbauen.
e-fundresearch.com: Mit Blick auf das neue Jahr 2017: Wo lauern Ihrer Meinung nach die größten Risiken und in welchem Ausmaß wird Ihre Strategie diesem Umfeld gewachsen sein?
Lucio Soso: Was die USA anbelangt, so birgt die von Donald Trump eingeschlagene Politik einer Erhöhung der Infrastrukturausgaben und eines verstärkten Protektionismus Risiken für amerikanische Staatsanleihen. Sollten die Rendite 10-jähriger US Treasuries über 3% ansteigen und die USD Aufwertung weiter anhalten, so dürften die Aktienmärkte aufgrund der hohen Bewertungsniveaus zunehmend unter Druck geraten, was schlussendlich zu einem deutlichen Kurseinbruch führen könnte.
In Europa haben der Brexit, das Referendum in Italien und die demnächst anstehenden Wahlen in Frankreich, wo ein Wahlsieg der Rechtsextremen einen möglichen Frexit in Gang setzen könnte, die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union belastet und Sorgen über die Zukunft des Euro aufkommen lassen. Beginnen sich Anleger darüber Gedanken zu machen, wie die Währungsunion letztendlich aufgebrochen werden könnte, wird dieses Szenario gleichzeitig auch zu einer möglichen Realität. Vorsicht ist deshalb geboten.
In Anbetracht dessen positionieren wir uns defensiv: US-Treasuries dienen weiterhin der Stabilisierung des Portfolios und bei der Titelauswahl in Europa sind wir sehr wählerisch, vor allem meiden wir französische Banken und nach nationalem Recht begebene Schuldtitel (z.B. Unternehmensanleihen nach französischem Recht).
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Soso!