Europa: Wie Small Caps vom aktuellen Umfeld profitieren

"Der euro- und reformfreundliche Wahlausgang in Frankreich hat hier für ein Umdenken gesorgt" | e-fundresearch.com sprach mit Nils Bartram, Fondsmanager des H&A Aktien Small Cap EMU, über die Hintergründe des Fondskonzepts, seine aktuelle Positionierung und das generelle Umfeld für europäische Nebenwerte. Managers | 28.07.2017 11:00 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

e-fundresearch.com: Herr Bartram, Sie sind Portfoliomanager des H&A Aktien Small Cap EMU (LU0100177772): Welche Verantwortungen übernehmen Sie im Rahmen des Fondsmanagements und seit wann sind Sie für diese Strategie verantwortlich?

Nils Bartram
Nils Bartram

Nils Bartram: Ich bin in erster Linie für die Titelselektion und -gewichtung verantwortlich. Da wir einen reinen Aktienfonds managen, spielt bei uns die Allokationsentscheidung im Gegensatz zu vermögensverwaltenden Fonds nur eine untergeordnete Rolle. Die Strategie des Fonds verantworte ich seit dem 1. Januar 2014.

e-fundresearch.com: Was steckt hinter Ihrer persönlichen Passion für europäische Small Caps?

Nils Bartram: Ich freue mich immer wieder zu sehen, wenn es kleine Unternehmen durch innovative Produkte und Dienstleistungen schaffen, einen Markt für sich zu erobern, zu wachsen, Arbeitsplätze zu schaffen und so zum Wohle der Gemeinschaft beizutragen. Davon profitieren natürlich auch die Anleger.

e-fundresearch.com: Wie würden Sie die Fondsphilosophie des H&A Aktien Small Cap EMU in einem Satz beschreiben?

Nils Bartram: Ziel des Fonds ist es, vernünftig bewertete und gut aufgestellte Unternehmen im Rahmen einer Buy-and-hold-Strategie so lange wie möglich zu begleiten.

e-fundresearch.com: Sie beschäftigen sich vor allem mit der Suche nach unterbewerteten Aktien mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial – auf welche Kennzahlen achten Sie hierbei besonders genau?

Nils Bartram: Mir ist es wichtig, dass der gesamte Datenkranz eines Unternehmens stimmig ist. D.h. schnell wachsende, hochprofitable Unternehmen dürfen auch eine höhere Bewertung auf Basis des Kurs/Gewinn-Verhältnisses haben. Unternehmen, die sich in einem gesättigtem Marktumfeld mit starkem Konkurrenzdruck und entsprechend niedrigem Margenniveau bewegen, billige ich keine hohen KGVs zu.

e-fundresearch.com: Gibt es bestimmte Sektoren, in denen Sie mit Ihrem Bottom-Up-Ansatz überdurchschnittlich häufig fündig werden?

Nils Bartram: Ja, vor allem im Industrie- und Technologiebereich.

e-fundresearch.com: …und welche Sektoren finden auf Basis Ihres Prozesses im Portfolio derzeit kaum Berücksichtigung?

Nils Bartram: Biotechnologie.

e-fundresearch.com: Warum sollten sich Investoren im aktuellen Umfeld mit europäischen Small Caps auseinandersetzen? Ist ein Großteil des positiven Newsflows nicht ohnehin bereits eingepreist?

Nils Bartram: Die Niedrigzinspolitik der EZB und die sehr starken Bilanzen der Großunternehmen schaffen ein investitionsfreundliches Umfeld. Hiervon profitieren Small Caps mit innovativen Produkten und neuartigen Produktionsverfahren besonders.

e-fundresearch.com: Auch im Bereich europäischer Small -Caps stehen Anlegern mittlerweile einige passive ETF-Strategien zur Verfügung – warum sollte man gerade in dieser Assetklasse zur aktiven Variante greifen?

Nils Bartram: Paneuropäische Small-Cap-Indizes umfassen mehrere hundert Titel. Unsere Benchmark, der MSCI EMU Small Cap, beinhaltet beispielsweise 467 Unternehmen. Diese hohe Anzahl bedingt zwangsläufig, dass dort auch eine Vielzahl weniger interessanter Branchen und Unternehmen enthalten ist. Hier können wir mit unserer Erfahrung einen echten Mehrwert liefern, indem wir diese Bereiche und Firmen untergewichten beziehungsweise meiden.

3-Jahres-Chart: H&A Aktien Small Cap EMU (LU0100177772) versus Benchmark & Lipper Peer Group Durchschnitt

Datenquelle: Lipper for Investment Management - zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken!
Datenquelle: Lipper for Investment Management - zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken!

e-fundresearch.com: Immer wieder ist davon die Rede, dass auch internationale Investoren europäische Aktien wieder für sich entdeckt haben: Ist dieser Trend auch bei Nebenwerten zu erkennen?

Nils Bartram: Europäische Aktien haben im internationalen Vergleich sicherlich immer noch Nachholpotenzial, insbesondere dann, wenn es gelingt, die Eurosklerose zu überwinden. Der euro- und reformfreundliche Wahlausgang in Frankreich hat hier für ein Umdenken gesorgt. Small-Caps profitieren am stärksten von einer verbesserten Risikobereitschaft und Liquiditätsumfeld.

e-fundresearch.com: Fondsperformance 2017: Von welchen Trends konnten Sie im bisherigen Jahresverlauf besonders profitieren und welche Positionierung hätten Sie, rückblickend gesehen, anders gestaltet?

Nils Bartram: Insgesamt war die Einzeltitelselektion gut. Dies spiegelt sich zum einen in einem niedrigen Transaktionsvolumen und zum anderen in einer beachtlichen Outperformance gegenüber unserer Benchmark wider, die wir um sieben Prozentpunkte geschlagen haben. Besonders haben wir von dem Trend Industrie 4.0 profitiert.  Rückblickend sind eigentlich nur einige wenige Einzeltitel mit zum Glück nur geringen Gewichtungen den Erwartungen nicht gerecht geworden.

e-fundresearch.com: Ihrem Factsheet ist per Ende Juni eine Kasse-Position von 15.01% zu entnehmen: Handelt es sich dabei um eine strategische Position?

Nils Bartram: Unsere Kasseposition schwankte in der Vergangenheit zwischen null und 20%. Grundsätzlich sind Small-Cap-Fonds nie voll investiert, damit etwaige Mittelzurückflüsse bedient werden können und nicht Einzeltitel kursschädigend verkauft werden müssen. Aktuell warten wir auf die Berichterstattung zum zweiten Quartal und werden bei Opportunitäten die Kasseposition wieder reduzieren.

e-fundresearch.com: Risiken & Chancen bei europäischen Nebenwerten: Auf welche Entwicklungen werden Sie mit Blick auf das zweite Halbjahr 2017 besonders genau achten?

Nils Bartram: Entscheidend für uns ist der Gewinntrend. Negative Auswirkungen einer möglichen Änderung der Zinspolitik der EZB auf die Nebenwerte erwarten wir nicht. Dafür ist das Zinsniveau noch zu niedrig und die Gewinnrendite der Aktien im Vergleich mit festverzinslichen Papieren viel zu attraktiv.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bartram!

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