e-fundresearch.com: Herr Nadlinger, welche persönlichen Erkenntnisse ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2017?
Gregor Nadlinger: Für die meisten Aktienmärkte herrschten ideale Bedingungen. Besonders für die Weltleitbörse USA, die von einem schwachen US Dollar, einem Rendite-Rückgang am langen Ende der Zinskurve, einen gemächlichen, positiven Wirtschaftswachstum und einer in Aussicht gestellten US Steuerreform profitieren konnte.
Das Geldverdienen mit Anleihen war wesentlich schwieriger, aber dennoch möglich.
Im Bereich der Währungen überraschte die Tschechische Krone mit einer Loslösung vom Euro im April 2017 und einer deutlichen Stärke seither.
e-fundresearch.com: Sind Sie heute optimistischer oder pessimistischer als vor einem Jahr und warum?
Gregor Nadlinger: Nun, die US Steuerreform ist ab heuer in Kraft. Die Unternehmenssteuern werden von 35% auf bis zu 21% gesenkt, auch Private und damit der US Konsum profitieren. In Folge werden die Gewinne vieler amerikanischer Unternehmen heuer stark angehoben werden, die hohen Bewertungen werden dadurch günstiger. Das Zugpferd USA wird 2018, wie es aussieht, in Takt bleiben. Von einer guten US Leitbörse werden auch andere Länder profitieren.
Ein schwacher US Dollar, der Importwaren in die USA verteuert und politisch gewünscht wird, könnte die Bewegung noch beflügeln. Zwischendurch hoffe ich auf Kursrückschläge.
e-fundresearch.com: Fondsperformance 2017: Von welchen Trends konnten Sie besonders profitieren, wo gab es Herausforderungen?
Gregor Nadlinger: Der Preis des Managed Profit Plus (kurz: MPP) verteuerte sich 2017 um 10,04%, wobei das maximale Verlustrisiko aus der natürlichen Fondspreisschwankung bei 3,26% lag.
Profitiert werden konnte vom Anleihe-Aufkaufprogramm der EZB, von starken Währungen wie der Tschechischen Krone, von der Befestigung des Goldpreises und von einer risikoaversen jedoch flexiblen Handhabe mit Fremdwährungen.
Zur Erinnerung: der MPP investiert bevorzugt in Emittenten aus den führenden Ländern des Globalen Innovationsindex. Hier konnte beispielsweise die australische Appen Ltd., als Weltmarktführer auf dem Gebiet von ‚Machine Learning‘ vom Trend zur Digitalisierung und Robotik weiter stark profitieren, was sich in einem Preisanstieg seit Kauf im Jahr 2017 von über 120% zeigte.
Herausfordernd war es, auf die richtigen Anleihen zu setzen. Erfolge konnten mit variabel verzinsten Anleihen, mit Sondersituationen oder mit inflationsgeschützten britischen Staatsanleihen erzielt werden.
Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, jene größere Korrektur an den Aktienbörsen zu identifizieren und zu nutzen, die sich von Mai bis anfangs September abspielte. Das Ergebnis, das an 2016 anknüpft, finden Sie nachstehend.
Während der MSCI World Aktienindex in der Spitze um über 6% nachgab, wies der MPP im gleichen Zeitraum eine Preissteigerung von knapp 5% auf.
e-fundresearch.com: Auf welchen Trade beziehungsweise Positionierung blicken Sie besonders gerne zurück?
Gregor Nadlinger: Die turbulenten Jahre 2008/09 bzw. 2011 führten beim MPP dazu, dass ein taktisches Risikomanagement entwickelt wurde. Das Investment in ausgewählte Edelmetall-Unternehmen ist Teil davon und mit der Umsetzung wurde erstmals 2014 begonnen.
Auf das nachstehende Investment in eine australische Midcap-Goldmine, der Northern Star Resources, blicke ich gerne zurück und freue mich auch auf die zukünftige Entwicklung, die unseren Anlegern zugute kommt. Das Besondere? Sehen Sie nachfolgend, seit 2015 befindet sich dieses Unternehmen im Fondsportfolio.
Ein Investment vor fünf Jahren zeigt mit 10. Jänner 2018 folgende Ergebnisse:
Gold (in USD): - 21,71%
Goldminen-Index HUI (in USD): - 55,63%
Northern Star Resources (in AUD): + 414,53%
Als Absolute Value Investor ist die nachhaltige Steigerung des Geschäftswertes eines Unternehmen ein zentraler Prüfpunkt. In den letzten sieben Jahren konnte die Northern Star ihren Materiellen Buchwert um mehr als das einundvierzigfache steigern.
e-fundresearch.com: Welche Konsensus-Views bereiten Ihnen im aktuellen Umfeld die größten Sorgen?
Gregor Nadlinger: Es ist weniger ein Konsensus, der mir Sorgen bereitet, als vielmehr die Tatsache, dass der US Dollar als globale Weltleitwährung bei sehr vielen Produkten eine wesentliche Rolle für die zukünftige Performance spielt, auch wenn diese Produkte in Euro notieren. Erst beim genauen Hinschauen stellt sich für einen in Euro denkenden Investor oft heraus, dass hinter der unerwartet schlechten Entwicklung eines bewährten Fonds ein schwacher US Dollar steckt.
e-fundresearch.com: Mit Blick in die Zukunft: Was sind 2018 die zentralen Themen für Ihre Assetklasse und wie beeinflussen jene Ereignisse die Positionierung Ihres Portfolios?
Gregor Nadlinger: Auf politischer Ebene wird die Wahl in Italien, die voraussichtlich am 4. März 2018 stattfindet, eine Prüfung für den Euro. Ansonsten gilt es, einen schwachen US Dollar weidlich zu nutzen, ebenso wie die Chancen, die die US Steuerreform bietet. Unternehmen, die durch Innovationen das Leben der Menschen und deren Umwelt verbessern, werden auch zukünftig zu den Gewinnern zählen und ich freue mich, mehr von dieser Sorte zu finden und zum Nutzen unserer Anleger zu investieren.
Die maximale Aktienquote von 70%, die sich beim MPP aus dem Österreichischen Pensionskassengesetz ableitet, dem der Fonds unterliegt, könnte heuer zwischenzeitlich beinahe vollständig genutzt werden.