Bellevue Fondsmanagerin Olsen: "Bedarf nach Automatisierung sorgt für volle Auftragsbücher"

Birgitte Olsen, Fondsmanagerin des BB Entrepreneur Europe (LU0415391860), erklärt im Interview mit e-fundresearch.com, warum sie trotz der Debatten rund um die FANG-Aktien weiterhin positiv auf europäische Technologiewerte eingestellt ist und weshalb man sich bei Unternehmensanalysen in diesem Jahr ganz besonders auf die Faktoren steigende Kosten und Investitionen fokussieren sollte. Managers | 20.04.2018 11:27 Uhr
Birgitte Olsen, Fondsmanagerin, BB Entrepreneur Europe (LU0415391860) / ©  Bellevue Asset Management
Birgitte Olsen, Fondsmanagerin, BB Entrepreneur Europe (LU0415391860) / © Bellevue Asset Management
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e-fundresearch.com: Mit Blick auf die europäischen Aktienmärkte: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018?

Birgitte Olsen: In erster Linie aus Sorge um einen drohenden Handelskrieg zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern ist die Risikoaversion der Anleger gestiegen. Die Rückkehr der Volatilität an den Aktienmärkten ist aus unserer Sicht ein Zeichen der Normalisierung. Europäische Aktien haben nach einer Fortsetzung der positiven Entwicklung aus dem Vorjahr im Zuge einer globalen Aktienmarktkorrektur im Februar etwas an Terrain verloren, sich in den Folgewochen jedoch bereits wieder leicht erholt. Die Wachstumsperspektiven für europäische Unternehmen sind weiterhin intakt. Gleichzeitig bieten solche Marktphasen für Stock Picker wie uns attraktive Einstiegsmöglichkeiten.

e-fundresearch.com: Ist es im Zuge der „Rückkehr der Volatilität“ Anfang Februar zu nennenswerten Portfolioumschichtungen gekommen?

Birgitte Olsen: An der Grundstruktur des Portfolios haben wir keine nennenswerten Veränderungen vorgenommen. Wir sind auch nach den jüngsten Debatten rund um die FANG-Aktien weiterhin positiv für europäische Technologiewerte. Die fortschreitende Digitalisierung im Industriesektor sowie der ansteigende Bedarf nach Automatisierung sorgen für volle Auftragsbücher. Wichtig für uns ist nach wie vor eine gute Portfoliodiversifikation. So investieren wir in Anlageopportunitäten im Value-Bereich wie beispielsweise das norwegische Seismikunternehmen PGS, welches von weiterhin steigenden Rohölpreisen profitiert und starke EBITDA-Zahlen für das vierte Quartal publizieren konnte. Gleichzeitig sind wir in defensive Werte wie den Fährenbetreiber Fjord1 investiert. Dieses Geschäftsmodell zeichnet sich durch eine stabile Cashflow-Generierung aus, gleichzeitig betreibt die Unternehmung eine attraktive Dividendenpolitik.

e-fundresearch.com: Wie beurteilen Sie das aktuelle Bewertungsniveau Ihrer Assetklasse und als wie fortgeschritten würden Sie den aktuellen Zyklus beurteilen?

Birgitte Olsen: Wir befinden uns in einer reifen Phase im Zyklus und die Bewertungen am europäischen Aktienmarkt sind sicherlich nicht mehr auf günstigen Niveaus. Verglichen mit dem US-Aktienmarkt sind Kurs-Gewinn-Verhältnisse für europäische Aktien jedoch nach wie vor interessant. Positive Gewinnrevisionen, insbesondere bei Industrieunternehmen, gepaart mit vollen Auftragsbüchern dürften jedoch dafür sorgen, dass diese Phase durchaus länger anhalten könnte, als von Investoren bislang erwartet wurde.

e-fundresearch.com: Wie trägt die aktuelle Portfoliozusammenstellung des BB Entrepreneur Europe (LU0415391860) diesem Umfeld Rechnung?

Birgitte Olsen:: Wir haben im ersten Quartal wieder Geschäftsleitungsmitglieder diverser Firmen getroffen, um den Puls der Wirtschaft zu fühlen. Nach unserem Besuch in Portugal sind wir beispielsweise zuversichtlich, dass sich der Zellstoff- und Papiersektor weiter solide entwickeln dürfte. Gespräche mit Industrieunternehmen in Italien belegten rege Aktivitäten, Investitionstätigkeit und eine ausgezeichnete Ausgangslage. Dieser Austausch ist ein elementarer Bestandteil unseres Anlageprozesses und resultiert auch oft direkt in Veränderungen auf Portfolioebene. Dem intakten Wachstumsumfeld tragen wir mit unserer Übergewichtung in den zyklisch ausgerichteten Sektoren Technologie und Industrie Rechnung. Wir nehmen im Rahmen der Portfoliokonstruktion keine Top-Down-Allokation vor, Gewichtungen einzelner Länder und Sektoren sind das Resultat unserer Bottom-Up-Titelselektion.

e-fundresearch.com: Mit Blick auf Mitbewerber: Welche Positionierungen beziehungsweise Consensus-Trades können Sie im derzeitigen Markumfeld am wenigsten nachvollziehen?

Birgitte Olsen: Der Fokus auf Familienunternehmen bringt defensive Komponenten wie solide Bilanzen und konservative Finanzierungsmodelle in unser Portfolio. Diese Qualitätsmerkmale sorgen für eine gewisse Widerstandsfähigkeit in schwierigen Marktphasen. Gleichzeitig stellen steigende Zinsen für Firmen mit einer unterdurchschnittlichen Verschuldung kein großes Problem dar. Im aktuellen Marktumfeld haben wir festgestellt, dass Öl kein Konsensus-Trade darstellt. Wir halten letzteren jedoch für interessant und setzen diesen beispielsweise über Investitionen in E&P Firmen um.

e-fundresearch.com: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus halten?

Birgitte Olsen: Das stärkere Wachstum hat zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geführt, außerdem haben sich die Unternehmen zehn Jahre lang bei Investitionen stark zurückgehalten. Vor diesem Hintergrund steigen die Preise, was vertikal integrierte Modelle interessant macht. Generell liegt die Herausforderung für das Jahr 2018 nicht im Umsatzwachstum, sondern in den steigenden Kosten und Investitionen.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Olsen!

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