e-fundresearch.com: Wie die meisten Märkte erlebten auch die Schwellenländer-Börsen ein recht schwieriges Kalenderjahr 2018. Wie konnten Emerging Markets bislang ins Jahr 2019 starten und inwieweit konnten Konsenserwartung übertroffen werden?
Raheel Altaf: Wie die meisten Aktienmärkte präsentierten sich auch die Emerging Markets zum Jahresende schwach, da sich unter den Anlegern die Angst vor einer globalen Wachstumsverlangsamung breit machte. Angesichts weltweiter Handelsspannungen und länderspezifischer Probleme korrigierten sie ihre Erwartungen für 2019 nach unten. Nun sehen wir an den Aktienmärkten der Schwellenländer hingegen eine deutliche Erholung von bis zu 10 % (in US-Dollar gerechnet). Attraktive Faktoren für Anleger sind hier die relativ komfortablen Bewertungen, eine gewisse Stabilität in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China, eine Unterbrechung bei den Zinsanhebungen der Fed und weitere Signale für die Bereitschaft der chinesischen Regierung, die heimische Wirtschaft bei Bedarf zu unterstützen.
e-fundresearch.com: Inwieweit haben Sie die Marktvolatilität des vergangenen Jahres genutzt, um Ihr Portfolio neu zu positionieren?
Raheel Altaf: In den letzten 12 Monaten übertrafen günstigere Value-Titel nicht nur die teureren Growth-Werte sondern auch den Markt. In den sich am besten entwickelnden Sektoren des EM-Aktienmarkts bietet sich eine reiche Auswahl an niedrig bewerteten Unternehmen. Wir bleiben bei unserer deutlichen Ausrichtung auf günstigere Titel. Zwei Drittel der Fondsanlagen notieren zu einem KGV (basierend auf Schätzungen für zukünftige Gewinne) von weniger als 10.
Durch eine höhere Marktvolatilität ergeben sich oft neue Chancen, insbesondere wenn der Verkauf einer Position keinen Unterschied macht. Bei unserem Anlageansatz geht es darum, Unternehmen mit sich verbessernden Fundamentaltrends herauszufiltern. Wenn diese dann auch noch günstig bewertet sind, entscheiden wir uns in der Regel für ein Investment. Chinesische A-Aktien sind für uns zunehmend attraktiv, denn hin und wieder boten sie in den letzten 15 Jahren die günstigsten Bewertungen. Finanziert haben wir diese Käufe durch den Abbau von Positionen im Energiesektor und durch Gewinnmitnahmen bei brasilianischen Titeln.
e-fundresearch.com: Betrachtet man die Allokationen globaler Aktienfondsmanager, so sind die meisten Anleger nach wie vor stark untergewichtet. Welche realistischen Katalysatoren könnten ein breiteres "Comeback" der globalen Investoren auslösen?
Raheel Altaf: Eine glückliche Wendung der Handelsgespräche zwischen den USA und China oder die Ankündigung weiterer wirtschaftlicher Stimulierungsmaßnahmen durch die chinesische Regierung wären durchaus positive Katalysatoren, doch die Lage ist diesbezüglich nach wie vor sehr schwierig.
Die Aktien der Schwellenländer entwickeln sich seit Ende des dritten Quartals 2018 besser als der S&P 500. Investoren, die taktischer vorgehen wollen, sollten dies als Mahnung verstehen, dass ihnen erhebliches Aufwärtspotenzial entgeht, wenn sie noch länger auf positive Nachrichten warten.
Langfristig zeichnen sich die Emerging Markets durch starke Wachstumsfaktoren aus; Trends wie die Urbanisierung, die günstige Bevölkerungsentwicklung und die dank des starken Konsums zunehmende Schlagkraft heimischer Marken wirken vor dem Hintergrund einer immer deutlicher erkennbaren wirtschaftlichen Selbstständigkeit der großen Schwellenländer. Im Zeitablauf, so unsere Erwartung, werden diese Vorteile die kurzfristigen Stimmungsschwankungen weitaus überwiegen.
e-fundresearch.com: Mehr als ein Fünftel Ihres Strategie-Volumens steht derzeit im Zusammenhang mit Aktienpicks aus dem Finanzsektor. Warum bieten diese spezifischen Geschäftsmodelle einen Mehrwert für Ihr Portfolio?
Raheel Altaf: Das Gewicht von Finanztiteln in unserem Fonds entspricht etwa dem in der Benchmark, denn hierbei handelt es sich um den größten Sektor im MSCI EM Index. Unser Anlageprozess beruht auf einem „emotionslosen“ Vorgehen beim Stock-Picking. Die besten Anlagechancen ermitteln wir mithilfe einer kombinierten Analyse von Fundamental-, verhaltensbezogenen und marktbasierten Daten. Finanztitel dürften vom wirtschaftlichen Aufschwung in den einzelnen Schwellenländern und vom Erstarken der Lokalwährungen profitieren. Gleichzeitig stehen sie aber immer noch nicht besonders hoch im Kurs bei den Anlegern, weshalb die Bewertungen attraktiv sind.
e-fundresearch.com: Mit Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die - eher heterogenen - Aktienmärkte der Schwellenländer im weiteren Verlauf des Jahres 2019?
Raheel Altaf: Eine Zuspitzung des Handelskriegs zwischen den USA und China wäre mit Sicherheit nicht nur eine Herausforderung für China, sondern auch für die Wertschöpfungsketten in Ländern wie Korea oder Taiwan. Einigen anderen Ländern wie der Türkei oder Argentinien würde ein stärkerer US-Dollar ebenso zu schaffen machen. Die meisten Länder sind jedoch mittlerweile weniger stark auf Fremdwährungsfinanzierung angewiesen als 2013. Zweifellos werden auch bevorstehende Wahlen in großen Staaten wie Indien zu einer gewissen Volatilität führen, doch politische Unsicherheit gehört bei Emerging Markets Investments sozusagen zum Geschäft, und das wird 2019 nicht wesentlich anders aussehen.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Altaf!
· e-fundresearch.com: Just like most other major markets, Emerging Markets equities experienced quite a tough calendar year 2018. How did developing equity markets manage to start into 2019 and to what extent have they been able to beat consensus views?