e-fundresearch.com: Risiko-Assets haben sich in den ersten vier Monaten des Jahres 2019 ingsgesamt sehr gut entwickelt, und auch die Credit Spreads haben sich deutlich verringert: Ist in diesem Umfeld noch Raum für weitere Spread-Verengungen? Wie selektiv müssen High-Yield Investoren in diesem sehr stark fortgeschritten Wirtschaftszyklus vorgehen?
Sunita Kara: Das Jahr 2019 ist mit einer sehr starken Performance gestartet - stärker als wir erwartet hatten. Die deutliche Erholung der Spreads verbunden mit einer defensiveren Politik der US-Notenbank war positiv für Investoren. Für die nächsten zwölf Monaten erwarten wir weit gefächerte Spreads für das High Yield-Universum, obwohl es sicherlich Möglichkeiten gibt, durch einen aktiven Ansatz attraktive Investments zu finden. Vor allem stimmen uns die Aussichten der US-High Yields zuversichtlich. Angesichts der jüngsten Gewinnmitnahmen in den USA, einer günstigen Ausfallrate und einer reduzierten Verschuldung halten wir die Fundamentaldaten für solide. Angesichts der fundamentalen Rückendeckung haben wir jüngst festgestellt, dass ein zunehmendes Engagement in Anleihen mit CCC-Rating vorteilhaft ist, da die Spreads noch Spielraum haben und wir nicht glauben, dass der Markt auf eine Rezession vorbereitet ist. Wir befinden uns in einer späten Phase des Kreditzyklus, haben aber nicht das Gefühl, dass wir bereits am Ende stehen. Nichtsdestotrotz ist die Kreditauswahl immer der Schlüssel für einen High Yield-Investor.
e-fundresearch.com: Aus Sicht eines EUR-Investors: Wie beurteilen Sie die Attraktivität der US-Hochzinsanleihenmärkte gegenüber den europäischen Hochzinsanleihenmärkten?
Sunita Kara: US-Hochzinsanleihen sind für uns weiterhin attraktiv, aber nach dem Hedging in Euro. Obwohl die Investoren beim Hedging rund 300 Basispunkte Rendite abgeben, entspricht die Gesamtrendite damit weitgehend der von europäischen Hochzinsanleihen. Der Vorteil ist, dass die US-Hochzinsanleihen durch stabile Fundamentalkennzahlen gestützt werden, die das Vertrauen in die Anlageklasse stärken. Wir gehen nicht davon aus, dass es kurzfristig eine Rezession geben wird, da die technischen Daten immer noch sehr erfreulich sind. Die Kehrseite für europäische Hochzinsanleihen ist die weiterhin steigende Volatilität aufgrund politischer Risiken. Während wir hinsichtlich europäischer Hochzinsanleihen keine Bedenken haben, fokussieren wir uns jedoch verstärkt auf US-Hochzinsanleihen. Selektivität und aktives Risikomanagement sind nach wie vor entscheidend.
e-fundresearch.com: In welchen Marktsegmenten erkennen Sie derzeit verstärkt Potenzial?
Sunita Kara: Wir sehen zunehmend eine Wertsteigerung in den USA, bedingt durch ein unterstützendes Makroumfeld und eine verbesserte Geschäftslage der Unternehmen Die Verschuldung nimmt ab und starke Gewinne werden erzielt. Die Renditen werden von einer defensiveren Politik der US-Notenbank gestützt, als wir es vor zwölf Monaten erwartet hatten, was ein kreditgeberfreundliches Umfeld schafft. Ausfallerwartungen sind gering, die Geschäftslage der Unternehmen ist gut, die technischen Daten treiben die Renditen voran und die Zinssätze sind niedrig, wobei sowohl die US-Renditen für 5 als auch für 10 Jahre um 50 Basispunkte niedriger sind als vor zwölf Monaten.
Mit Blick auf Sektoren sehen wir weiterhin eine Wertsteigerung im Technologiesektor. Wir mögen Technologie die in Unternehmen, die Daten aufnehmen, analysieren oder verarbeiten. Wir sehen dies als eine strukturell wachsende Branche angesichts der steigenden Datenerzeugung und würden erwarten, dass die Emittenten hier eine starke Performance zeigen, auch wenn wir mit einer konjunkturellen Verlangsamung konfrontiert sind.
e-fundresearch.com: Ein massiver Teil des Investment-Grade-Universums hat derzeit ein Triple-B-Rating und würde damit im Falle von Ratingherabstufungen Teil des High Yield-Segments werden: Wie genau verfolgen Sie diese Entwicklung und inwieweit könnte der High Yield Markt mit einem solchen Szenario überhaupt umgehen?
Sunita Kara: Wir sind uns des Wachstums im BBB-Universum in den letzten zehn Jahren bewusst, doch dies ist kein Bereich, der uns mittelfristig große Sorgen bereitet. Wir sehen keine großen Verschiebungen von BBB-Anleihen, die auf Hochzinsanleihen herabgestuft werden. Darüber hinaus gehen wir nicht davon aus, dass der Markt auf eine Rezession vorbereitet ist. Zudem verfügen viele Investment-Grade-Unternehmensanleihen über diverse Möglichkeiten, um ihre Investment-Grade-Ratings zu halten.
e-fundresearch.com: Welche weiteren Entwicklungen halten Sie derzeit im Fokus, die die Hochzinsmärkte im weiteren Verlauf des Jahres 2019 antreiben könnten?
Sunita Kara: Das Angebot dient nach wie vor als eine Art Wildcard bei Hochzinsanleihen. Obwohl das Angebot sowohl in Europa als auch in den USA teilweise zugenommen hat, ist es nach wie vor günstig und bestimmt von Emittenten höherer Qualität. Die Nachfrage wird durch Kuponzuflüsse und die Kündigung oder Fälligkeit von Anleihen getrieben, so dass sich die Spreads weiter verengen. Wir sind uns bewusst, dass die Risiken durch makroökonomische und politische Schlagzeilen die derzeitige unterstützende Angebots-/ Nachfragedynamik stören könnten, von der wir in den ersten Monaten des Jahres profitiert haben. Daher berücksichtigen wir dies weiterhin.