Absolute Return Dachfondsmanager Gröschl: "Fehlertoleranz ist extrem minimiert"

Wie Florian Gröschl, Manager des konservativen Absolute Return Dachfonds „mahi546“, sein Jahresergebnis 2019 von -0,5% kommentiert, warum negative Zinsen für seine Strategie eine Hypothek darstellen, welches Zeugnis er seinen Submanagern ausstellt und warum trotz der Beta-Rallye im letzten Jahr viele Investoren weiterhin Probleme damit haben, ihren Fuß vom Gas zu nehmen, konnte e-fundresearch.com in einem Update-Interview erfahren. Managers | 14.01.2020 12:59 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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e-fundresearch.com: Herr Gröschl, im vergangenen Kalenderjahr mussten laut unserer Fondsbilanz lediglich 3,2% der in Österreich verfügbaren Strategien einen Verlust verzeichnen. Der von Ihnen gemanagte konservative Absolute Return Dachfonds „mahi546“ zählt mit einer Jahresperformance 2019 von -0,50% zu jener unglücklichen „Verlierer-Gruppe“: Was waren die Hintergründe für dieses Ergebnis und inwieweit kam jenes Jahresresultat für Sie überraschend? 

Florian Gröschl: Glücklich kann man mit diesem Ergebnis natürlich nicht sein, aber lassen Sie mich kurz ein paar Worte zur Strategie des Fonds sagen, um das Ergebnis besser einordnen zu können.

Ziel des mahi546 ist es unabhängig von der Marktbewegung ein positives Ergebnis zu erzielen und niemals mehr als fünf Prozent pro Kalenderjahr zu verlieren. Diese Zielsetzung stammt aus einer Zeit in der Liquidität positiv verzinst wurde, man also am Beginn des Jahres mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen konnte, dass selbst, wenn man kleinere Verluste hinnehmen musste, diese im Laufe der Zeit risikoarm wieder ausgeglichen werden konnten. In Zeiten negativer Zinsen ist es aber so, dass wir bereits am ersten Jänner mit einer Hypothek starten und mithin die Fehlertoleranz extrem minimiert ist.

Nun konnte man den veränderten Marktbedingungen auf zwei Arten begegnen: 1. Wie das Gros der Marktteilnehmer durch höhere Aktienquoten, mehr Duration und größeres Credit-Exposure mehr Risiko zu nehmen. Was sich bis dato offensichtlich ausgezahlt hat, oder 2. weiterhin eine konservative Strategie mit wenig bis kaum direktionalen Risiken verfolgen, auch wenn diese nicht unmittelbar zum Erfolg führt bzw. geführt hat.

Wir haben uns ganz klar für die zweite Variante entschieden. Das Vorhandensein sowohl geopolitischer wie auch ökonomischer Risiken ist evident, auch wenn diese bisher erfreulicher Weise nicht schlagend geworden sind. 

e-fundresearch.com: Wie ordnen Sie Ihre Leistung 2019 im relativen Vergleich zum Wettbewerb ein? 

Florian Gröschl: Wir sind sicherlich auch unter den Alt.Ucits Dachfonds einer der konservativsten. Was mit sich bringt, dass wir eine extrem niedrige realisierte Volatiltät zeigen konnten. Zu sagen, dass unser Ergebnis risikoadjustiert im Vergleich zum Mitbewerb ok war, wäre, ob des negativen Vorzeichens natürlich auch schwierig, aber es ist zumindest eine Indikation dafür, dass wir unser Downside im Griff haben. 

e-fundresearch.com: Wie waren Sie mit der Leistung Ihrer Submanager im vergangenen Jahr zufrieden? Kam es 2019 zu ungewöhnlich hoher Managerfluktuation? 

Florian Gröschl: Im Großen und Ganzen haben unsere Submanager das gemacht, was wir von Ihnen erwartet haben, dementsprechend war die Managerfluktuation zumindest nicht höher als in den vergangen Jahren. Wir waren insbesondere bis ins dritte Quartal auch mit der Performance sehr zufrieden. Worunter wir leider stark zu leiden hatten war die Value/Momentum Rotation Anfang September. Einer unserer quantitativen Long/Short Aktien Manager wurde dabei leider völlig am falschen Fuß erwischt und verlor innerhalb weniger Tage über acht Prozent. Aus Risikomanagement Gesichtspunkten erfreulicherweise kein Beinbruch, aber das Jahresergebnis war damit dahin. 

e-fundresearch.com: Auch wenn 2019 Direktionalität massiv belohnt wurde, ist es wie immer nur eine Frage der Zeit, bis es zur nächsten größeren Marktverwerfung kommen wird. Wie gehen InvestorInnen Ihren Praxiserfahrungen nach mit dieser Ausgangslage um? Rücken marktneutralere Strategien nach den schönen Beta-Rallyes des letzten Jahres wieder verstärkt in den Fokus oder wird das Segment aufgrund der enttäuschenden Entwicklung 2018 & 2019 tendenziell weiterhin gemieden? 

Florian Gröschl: Was wir beobachten ist zwar, dass viele Investoren sich durchaus bewusst sind, dass da draußen Risiken lauern, aber aufgrund ihrer Struktur und dem Ertragsdruck, sei es gegenüber Ihrer Benchmark oder dem freundlichen Mitbewerb, den Fuß nicht vom Gas nehmen wollen bzw. können. War natürlich auch richtig und gut so, denn es sprechen tatsächlich weiterhin einige Faktoren, allen voran die lockere Geldpolitik, für eine weitere Inflationierung der Assetpreise.

Die Historie hat aber gezeigt, dass Marktverwerfungen immer wieder auftreten und sich diese in den seltensten Fällen ausreichend früh vorherankündigen. Die Erhaltung von Finanzvermögen, die keinen jahrzehntelangen Anlagehorizont haben und Abwärtsbewegungen von 30 und mehr Prozent nicht einfach aussitzen wollen bzw. können, findet dann statt, wenn die Angst die Gier ablöst.

Konnte man sich in vergangenen Stressphasen gut auf den Märkten für Staatsanleihen verstecken, dürfte das bei einem Renditeniveau, wie wir es aktuell erleben, eher schwierig werden. Wir sehen also die einzige Alternative weiterhin in Strategien mit größtmöglicher Flexibilität und geringer Direktionalität! 

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gröschl!

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