Tom Hanson: Globale Hochzinsanleihen hatten in Bezug auf die Gesamtrendite einen der schlechtesten Jahresstarts aller Zeiten dieses Jahr. Folglich war es nicht einfach in diesem Umfeld zu navigieren. Und die Stimmung hat sich zwischenzeitlich nicht wirklich aufgehellt. Für Unsicherheiten sorgen die anhaltende Volatilität bei den Zinsen, die straffere Geldpolitik der US-Notenbank, die Inflationssorgen und die Unberechenbarkeit des Krieges in der Ukraine. Die Märkte müssen sich erst noch daran gewöhnen, dass wir uns nun Richtung Quantitative Tightening und höheren Zinssätzen bewegen und der Rückenwind mit QE im Hintergrund wegfällt. Dies ist für die Märkte schwer einzupreisen. Im Grunde bedeutet das eine Schwächung des technischen Umfelds, an das sich die Anleger so sehr gewöhnt haben. Was wir also in diesem Jahr bisher erlebt haben, ist ein steiler Anstieg der Renditen von Staatsanleihen, aber gleichzeitig auch eine Ausweitung der Kreditspreads. Das Resultat sind negative Gesamtrenditen bei Hochzinsanleihen in diesem Jahr. Positiv zu werten ist nun aber, dass das Bewertungsbild jetzt viel überzeugender ist. Die Rendite für globale Hochzinsanleihen liegt derzeit bei etwa 6,9 % (ICE BofA Global High Yield Constrained Index) und die Kreditspreads bei etwa 450 Basispunkten. Beide Kennzahlen haben sich im Vergleich zu den letzten Niveaus deutlich verbessert und bieten meiner Meinung nach einen attraktiven Einstiegspunkt in diese Anlageklasse.
Tom Hanson: Im Laufe des letzten Jahres haben wir das Risiko im Fonds deutlich reduziert und insbesondere unseren Bestand an Anleihen mit CCC-Rating verringert. Damit haben wir im Wesentlichen auf das schwierige Umfeld reagiert, das wenig Spielraum für eine weitere Verringerung der Spreads ließ. Die Strategie bestand darin, die Renditen durch eine Übergewichtung des kurzlaufenden B-Rating-Bereichs des Marktes zu schützen. Kürzer laufende Anleihen bieten in volatilen Zeiten ein defensiveres Risikoprofil, und der Carry, der bei bestimmten Single-B-Namen verfügbar ist, war sehr attraktiv. Was die Gesamtzusammensetzung des Risikos im Portfolio betrifft, so sind wir im Spread-Bereich über- und in der Duration untergewichtet. Unserer Ansicht nach bieten europäische Hochzinsanleihen mehr Chancen als US-amerikanische. Obwohl wir BBs stark untergewichtet haben, sehen wir aufgrund des jüngsten Ausverkaufs einige attraktive Chancen in diesem Bereich. Das Konvexitätsprofil der BB-Anleihen hat sich im Vergleich zu den bisherigen Beobachtungen deutlich verbessert.
Tom Hanson: Der Energiesektor war in letzter Zeit inmitten der allgemeinen Marktturbulenzen definitiv ein Outperformer, und wir haben unser Engagement hier im Portfolio leicht erhöht. Betrachtet man die Referenzbenchmark, so sind wir jedoch insgesamt im Energiesektor seit langem untergewichtet. Dieser Sektor ist aus ESG-Perspektive zu Recht mit viel strukturellem Gegenwind konfrontiert, da wir uns alle um den Übergang zu einer emissionsärmeren Welt bemühen. Wir haben unser Engagement in Titeln wie z. B. Neptune Energy erhöht, dessen Produktionsportfolio überwiegend auf Gas ausgerichtet ist. Gas ist einer der saubersten fossilen Brennstoffe und erzeugt weit weniger Schadstoffe.
Tom Hanson: Ich denke, es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass wir zwar eine Marktschwäche erleben, dass aber das fundamentale Gesamtbild der Emittenten von Hochzinsanleihen im Allgemeinen intakt ist. Wichtige Kreditkennzahlen wie der Verschuldungsgrad und die Zinsdeckung haben sich in den letzten Quartalen deutlich verbessert, die Liquidität ist hoch, und die Unternehmen haben die Fälligkeiten ihrer Schulden gut ausgenutzt, so dass es kaum Probleme mit kurzfristigen Verbindlichkeiten gibt. Wichtig ist auch, dass es kaum Anzeichen für eine Notlage gibt, da beispielsweise nur etwa 1 % des europäischen Hochzinsmarktes mit einem Kurs von weniger als 80 gehandelt wird. Dennoch haben wir Bedenken hinsichtlich der Kosteninflation und der daraus resultierenden Auswirkungen auf die Margen der Emittenten. Viele Unternehmen waren bisher in der Lage, diese Herausforderung zu bewältigen. Nun wird es aber wichtiger werden die Gewinner von den Verlierern zu unterscheiden, weshalb ein aktiver Ansatz unabdingbar ist. Traditionell defensive Sektoren wie der Verpackungssektor haben in letzter Zeit eine sehr schlechte Performance gezeigt. Auch im Automobilsektor sind wir vorsichtig geworden und haben unser Engagement reduziert.
Tom Hanson: Wir haben unser Engagement in Unternehmen weiter erhöht, die in der Endphase des „Reopening Trades“ gut positioniert sind und von der aufgestauten Nachfrage nach Freizeitaktivitäten profitieren werden. Dies trotz einer starken Erholung bei vielen dieser Unternehmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist PureGym, ein Betreiber von Fitnessstudios ohne viel Schnickschnack. Es handelt sich um einen mit B bewerteten Emittenten, der sowohl EUR- als auch GBP-Schulden ausstehen hat. Das Unternehmen wurde während der Pandemie sehr gut geführt und profitiert nun von der Rückkehr der Kunden und der Nachfrage nach seinen Dienstleistungen. Während die Verbraucher zweifelsohne die Preissteigerungen der Lebenshaltungskosten in Zukunft zu spüren bekommen werden, bieten die geringen monatlichen Ausgaben, die zur Aufrechterhaltung der Mitgliedschaft erforderlich sind, auch einen gewissen Schutz aus Sicht der Darlehensgeber.
Thomas Hanson ist Head of Europe High Yield und Mitglied des Global Leveraged Finance Teams bei Aegon Asset Management. Zuvor war er bei Janus Henderson Investors, für die er eine Reihe von Hochzinsanleihenfonds verwaltete, sowie bei Aerion und Lazard Asset Management in verschiedenen Analyse- und Portfoliomanagementfunktionen tätig. Hanson ist seit 2000 in der Branche tätig und arbeitet seit 2019 für Aegon Asset Management. Er hat einen BA (Joint Hons) in French and Management Studies von der University of Reading. Zudem ist er CFA-Charterholder.