e-fundresearch.com: Frau Mag. Attermeyer, was hat Sie dazu bewegt, eine Karriere in der Finanzbranche und speziell im Asset Management anzustreben? Gab es Vorbilder oder Schlüsselpersonen, die Sie inspiriert oder beeinflusst haben? Wie haben diese Ihre berufliche Orientierung und Ihre Ansichten über die Branche geformt?
Mag. Michaela Attermeyer: Schon während meines Studiums hat mich die Finanzbranche sehr interessiert und ich bin dann nach dem Studienabschluss direkt in die Finanzbranche eingestiegen. Zunächst war ich mehrere Jahre im Vertrieb tätig und bin dann nach einjähriger Elternkarenz direkt ins Asset Management gewechselt. Diesen Schritt habe ich nie bereut. Die Finanzmärkte, und mit ihnen das Asset Management, sind dauernd in Bewegung und das macht die Arbeit auch so spannend. Kein Tag gleicht dem anderen. Man ist ständig gefordert, sich mit sehr vielen Zahlen zu beschäftigen, makroökonomische Zusammenhänge zu hinterfragen, Neues zu lernen und vor allem auch Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen und dabei die künftige Entwicklung der Finanzmärkte bestmöglich zu antizipieren. Es gab für mich in meiner Tätigkeit nie bestimmte Vorbilder, die mich beeinflusst haben. Vielmehr hat mich meine Einstellung zu meiner Tätigkeit sehr geprägt. Als Asset Managerin in der VBV-Vorsorgekasse bin ich für die treuhändige Veranlagung von Sozialkapital verantwortlich, das sehr vielen Menschen in Österreich gehört. Diese Verantwortung nehme ich sehr ernst und sie ist mir in meiner täglichen Arbeit immer bewusst. Es geht nicht darum, schnelle Gewinne zu erzielen, sondern mittel- und langfristig das beste Ergebnis für unsere Kunden zu erreichen. Für mich spielen daher Sorgfalt, Disziplin, Weitblick und eine detaillierte Auseinandersetzung der Zahlen und Fakten eine große Rolle. Auch die Nachhaltigkeit und die nachhaltige Veranlagung sind mir extrem wichtig. Was mich in diesem Zusammenhang auch freut, ist, dass die Finanzbranche durch die Nachhaltigkeit auch viel weiblicher geworden ist. Bei vielen Asset Management Gesellschaften leiten häufig Frauen das ESG bzw. Nachhaltigkeitsteam.
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e-fundresearch.com: Welche spezifischen Hindernisse oder Herausforderungen haben Sie in Ihrer Laufbahn im Asset Management erlebt, und wie haben Sie Strategien entwickelt, um diese erfolgreich zu überwinden?
Mag. Michaela Attermeyer: Wenn ich auf die Anfänge meiner Laufbahn im Asset Management zurückblicke, dann ist mir in Erinnerung geblieben, dass damals deutlich weniger Frauen im Asset Management anzutreffen waren. Damit meine ich aber nicht, dass damit irgendwelche speziellen Hindernisse oder Herausforderungen für mich verbunden waren. Das habe ich nie so empfunden. Durch gute und konsequente Arbeit ist es aus meiner Sicht immer möglich, sich die entsprechende Akzeptanz und Anerkennung zu erarbeiten. Aber wenn ich an Herausforderungen denke, dann war eine der größten Herausforderungen sicherlich die globale Finanzkrise im Jahr 2008 und die extremen Kursverluste, die mit ihr verbunden waren. Da gab es kein Entkommen und insgesamt war dieses Jahr sicherlich schwierig und mit sehr viel Stress verbunden.
e-fundresearch.com: Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die noch am Beginn ihrer Asset Management Karriere stehen?
Mag. Michaela Attermeyer: Aus meiner Sicht ist es im Asset Management sehr wichtig, dass man sich immer eine eigene Meinung zur Entwicklung auf den Finanzmärkten bildet, diese Meinung vertritt und auch danach handelt. Weiters ist es wichtig, konsequent zu sein und sich nicht zu scheuen, das zugestandene Entscheidungs-Pouvoir auszunutzen.
e-fundresearch.com: Welche Vorteile sehen Sie darin, dass mehr Frauen in Führungspositionen in der Asset Management Branche vertreten sind? Und wie können Unternehmen dazu beitragen, eine diverse und inklusive Kultur noch stärker zu fördern?
Mag. Michaela Attermeyer: Ich bin überzeugt davon, dass Frauen und Männer gleich gut führen können und es daher nur normal ist, wenn auch immer mehr Frauen Führungspositionen in der Asset Management Branche einnehmen. Ein positiver Effekt ist sicherlich, dass Frauen in Führungspositionen Vorbildwirkung für andere Frauen haben können und insofern auch dazu beitragen können, deren Selbstbewusstsein zu stärken. Unternehmen müssen und können sicherlich viel dazu beitragen, eine diverse und inklusive Unternehmenskultur zu fördern. Dazu ist es aus meiner Sicht notwendig, dass sich die Geschäftsleitung klar zu Diversität und Inklusion bekennt, dies offen intern gegenüber den Mitarbeitenden und auch nach außen kommuniziert und selbstverständlich entsprechende Taten setzt. In der VBV-Gruppe haben wir beispielsweise einen Diversitäts-Beauftragten sowie eine Gleichbehandlungs-Beauftragte bestellt. Dadurch haben wir ein klares Commitment zu Diversität und Inklusion abgegeben.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Frau Mag. Attermeyer
Über Mag. Michaela Attermeyer:
Frau Attermeyer verantwortet seit Oktober 2018 als Vorstand und Chief Investment Officer den Bereich Veranlagung der VBV-Vorsorgekasse AG, der größten österreichischen Vorsorgekasse.
Von 2006 bis 2020 war Frau Attermeyer Bereichsleiterin Veranlagung der VBV-Pensionskasse AG, der ebenfalls größten Pensionskasse in Österreich. Sie begann ihre Karriere 1992 in der Pensionsfondsindustrie und arbeitet seit 1998 im Bereich Kapitalanlagen. Frau Attermeyer hat einen Studienabschluss (Handelswissenschaften) der Wirtschaftsuniversität Wien.
Mag. Michaela Attermeyer im RoleModel-Wordrap:
Was ich anderen Frauen im Finanzbereich mit auf den Weg geben möchte...
... ist, dass es eine gute Entscheidung von ihnen war, im Finanzbereich Fuß zu fassen, weil es im Finanzbereich sehr viele spannende Berufsfelder gibt und auch in Zukunft geben wird. Ein gutes Beispiel ist der Bereich Sustainable Finance, der in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat und viele interessante Job Profile, gerade auch für Frauen, mit sich gebracht hat.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich...
…Überzeugung und Verpflichtung gleichermaßen. Überzeugung, weil die nachhaltige Veranlagung nicht kurzfristig ausgerichtet ist, sondern langfristig und vorausschauend und auch hilft, potentielle Risiken zu antizipieren. Verpflichtung, weil sich die VBV-Vorsorgekasse seit ihrer Gründung im Jahr 2002 dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet hat, und zwar im Geschäftsbetrieb der VBV selbst, als auch insbesondere in der Veranlagung der ihr anvertrauten Kundengelder. Und das aus Überzeugung.
Für mich bedeutet Erfolg im Finanzbereich...
... ein mittel- und langfristig überdurchschnittliches Veranlagungsergebnis für unsere Kundinnen und Kunden erzielt zu haben.