Thomas Gerber, Fondsmanager des ADITEC im Gespräch mit e-fundresearch in Frankfurt. Das gesamte Interview finden Sie rechts als Video bzw. Audio File.
Wie ist das Anlageziel des ADITEC definiert?
"Mein Name ist Thomas Gerber und bin 36 Jahre alt, seit Anfang 1993 bei ADIG Investment und seit 1998 zuständig für den ADITEC und damit für die Technologiewerte.
Der Fonds ist grundsätzlich auf Technologietitel fokusiert und soll damit längerfristig ein überproportionales Wachstum erwirtschaften.
Der Fonds hat als wesentliche Anlagenbereiche die Unternehmen der Hard- und Softwarebranche sowie als Beimischung Telekommunikations-unternehmen und unter anderem auch noch Biotechnologietitel."
Wie ist der Investmentprozess des Fonds ausgerichtet?
"Der Investmentprozess ist streng Bottom-Up orientiert. Das heißt, die Einzeltielauswahl steht gegenüber gesamtwirtschaftlichen Erwägungen im Vordergrund . Es gibt in Einzelfällen Branchentrends oder globale Entwicklungen, die eine Rolle im Investmentprozess spielen. Hier wäre beispielsweise die Halbleiterbranche zu nennen, bei der die gesamte Branchenentwicklung die Einzelwertentwicklung manchmal überlagert."
Wie schätzen Sie den Technologiesektor aktuell ein?
"Langfristig sind wir weiterhin sehr positiv für die Technologiebranche, weil die Investitionen im Technologiebereich weiterhin die Grundlage dafür sein werden, dass Produktivitätsfortschritte erzielt werden, sowie sie auch in den letzten Jahren erzielt wurden um weiterhin ein leicht deflätionäres volkwirtschaftliches Umfeld zu erhalten und damit der Inflation ein Schnäppchen zu schlagen. Die letzten Monate waren klar eine Korrektur, eine deutliche Korrektur. Insgesamt kann man sagen, dass die Korrektur, die Überbewertungen der beiden letzten Jahre ausgeglichen hat. Vor allen das Y2K-Problem, die damit verbundenen Investitionen und der Investitionsboom durch die Interneteuphorie führten zu dieser Überbewertung.
Von den aktuellen Niveaus können wir das längerfristige Wachstum wieder aufnehmen. Allerdings wird es nicht so stark sein wird wir das in den letzten zwei Jahren gesehen haben."
Welche einzelne Sektoren aus dem Bereich Technologie bevorzugen Sie im Moment?
"Unsere fokusierten Sektoren oder Branchenbereiche sind vor allen Dingen die Telekommunikationsausrüster, weil es hier zu überproportionalen Bewertungsabschlägen gekommen. Weiters bevorzugen wir aktuell die Halbleiterbranche, weil diese Technologieaufwärtsbewegungen auf breiter Front in der Regel anführt."
Wie schätzen Sie die Aussichten für Telekommunikationsanbieter bzw. Telekomunternehmen im Moment ein?
"Die Telekomunternehmen haben nach wie vor ein sehr schwieriges Umfeld insgesamt, da sie weiter mit sehr hohem Wettbewerb und Preisdruck zu kämpfen haben . Dieser wird auch wenig dadurch verringert, dass vor allen Dingen die neuen Carrier, die ja jetzt seit kurzem auf dem Markt sind, sich mit dem Rücken an der Wand bewegen und mit extremen Preiskämpfen versuchen das Überleben zu sichern.
All dies macht der Branche weiter zu schaffen. Dennoch ist hier eine Stabilisierung im Laufe dieses Jahres festzustellen, sodass die Telekom-Ausrüster wieder mit mehr Aufträgen rechnen zu haben. Nicht mit den gleichen Wachstumserwartungen wie in den letzten beiden Jahren, aber durchaus mit normalen Wachstumsraten, wie wir sie in der Vergangenheit gesehen haben."
Und den Bereich der Mobilfunkanbieter?
"Den Bereich der Mobilfunkanbieter sehen wir positiver als den Bereich der Festnetzanbieter, da sich zugegebenermaßen mit einiger Verzögerung, aber doch, im Bereich UMTS mit diesen neuen Technologien neue Wachstumsbereiche auftun. Zum Beispiel Mobile-Commerce, das in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird."
Wie wird die kurzfristige Marktentwicklung im Technologiebereich aussehen ? Volatil oder wurde der Boden gefunden?
"Wir sehen,dass der Boden am Beginn des zweiten Quartals, also Anfang April, gefunden wurde. Wir haben auch schon eine zinsgetriebene und liquiditätsgetriebene erste Aufwärtsbewegung gesehen. Wir denken, dass sich das insgesamt noch mit weiteren Zinssenkungen fortsetzen wird, bleiben aber bei einer sehr volatilen Einschätzung der Märkte. Das heißt, wir werden auch noch Korrekturen nach unten sehen, das heißt nicht unbedingt, das wir noch einmal die Tiefststände testen müssen, aber wir werden tiefere Regionen noch einmal sehen und müssen daher mit volatilen Bewegungen im weiteren Jahresverlauf rechnen."
Wie haben Sie diese Strategie in ihrem aktuellen Portfolio umgesetzt?
"Wir haben die Bodenbildung recht früh antizipiert und haben bereits Mitte des ersten Quartals begonnen eine etwas aggressivere Anlagepolitik zu verfolgen. Das hat zuerst ein paar Basispunkte an relativer Performance gekostet, hat aber sich aber positiv im Laufe des April zu Buche geschlagen. Der Fonds konnte hier eine Aufwärtsbewegung von 15 Prozent hinnehmen. Aktuell sind wir wieder dabei ein klein wenig vorsichtiger zu werden. Auf Grund dieser volatilen Erwartungen würden wir uns dann aber bei Korrekturen wieder aggressiver positionieren um für weitere Aufwärtsentwicklungen im Jahresverlauf positioniert zu sein."
Welche einzelnen Aktien haben Sie im Moment übergewichtet? Welche Top-Stocks bevorzugen Sie?
"Generell haben wir eher die großen Large-Cap-Unternehmen für diese zins- und liquididätsgetriebene Aufwärtsbewegung übergewichtet, da die Erfahrung aus der Historie zeigt, dass dieseTitel in dieser ersten Marktphase des Investmentzyklus eher zur Outperformance neigen. Das wären dann für uns im Telekommunikationsausrüstungsbereich Unternehmen wie Nokia und CISCO. Im Halbleiterbereich fokusieren wir auf Intel und ansonsten noch EMC und Sun Microsystems. Im Softwareberecih wären das für uns Namen wie Oracle und Checkpoint Software."
Sie Sie mit ihrem Fonds in den USA übergewichtet?
"Wir haben den absoluten Schwerpunkt dieses Fonds in den USA mit deutlich über 50 Prozent. Wir sind damit in den USA leicht übergewichtet und in Europa eher untergewichtet."
Wie schätzen Sie die Wirtschaftsentwicklung in den USA ein? Wirkt sich die Abschwächung der US-Wirtschaft auf den Technologiebereich weiter negativ aus?
"Diese negativen Auswirkungen bekommen wir derzeit gerade zu spüren. Im ersten und eben auch noch im zweiten Quartal. Wir erwarten eine leichte volkswirtschaftliche Erholung, auf Grund des Zinsimpulses und durch die Erwartunges der Steuersenkungen im zweiten Halbjahr und in den nächsten Jahren. Wir glauben, dass es zu einer volkswirtschaftlichen Bodenbildung im zweiten Quartal kommen wird und wir eine Aufwärtsentwicklung für das dritte und vierte Quartal sehen. Diese wird allerdings nicht die gleichen Ausmaße haben wie die extrem hohen Wachstumsraten vom letzten Sommer."
Erwartungen für den Anleger im heurigen Jahr? Performance?
"Wir erwarten, gerade wenn man noch eine eventuelle leichte Rücksetzungskorrektur abwarten kann, deutlich zweistellige Performanceergebnisse zum Jahresende vom heutigen Stand aus."
Sind die Zeiten der zweistelligen Performancezahlen vorbei?
"Der zweistellige Performancebereich ist natürlich sehr weit. Er fängt an bei den niedrigen 10 Prozent und geht bis 90 Prozent. Ich denke, dass wir auch gerade im Technologiebereich, da er mit einem höheren Risiko und höheren Volatilitäten verbunden ist, auch durchaus im Durchschnitt mit zweistelligen Wachstumsraten in den nächsten Jahren rechnen können. Das heißt ja nicht, dass das jedes Jahr der Fall sein muss. Nur die extrem hohen Performanceergebnisse, wie sie zum Teil in den letzten zwei bis drei Jahren erzielt wurden, werden sicherlich im längerfristigen Durchschnitt nicht durchzuhalten sein. Das werden dann immer Übertreibungen sein, die von anschliessenden Korrekturen wieder gerade gerückt werden."
Würden sie Anlegern empfehlen auf Grund der niedrigen Bewertungen in den Technologiefonds wieder einzusteigen?
"Das würden wir empfehlen. In globalen Investmentfonds haben wir derzeit die Technologiebranche auch übergewichtet."