e-fundresearch.com: Frau Katzdobler, was hat Sie dazu bewegt, eine Karriere in der Finanzbranche und speziell im Asset Management anzustreben? Gab es Vorbilder oder Schlüsselpersonen, die Sie inspiriert oder beeinflusst haben? Wie haben diese Ihre berufliche Orientierung und Ihre Ansichten über die Branche geformt?
Barbara Katzdobler: Die Bankenwelt und besonders die Kapitalmärkte haben mich schon während der Schulzeit fasziniert. In der Handelsakademie habe ich das Freifach „Börse“ besucht. Hier gab es die einzigartige Gelegenheit die Metallbörse (LME) und das Headquarter von Bloomberg in London zu besuchen. Das waren für mich Schlüsselmomente und da wusste ich, dass ich beruflich diesen Weg gehen möchte. Ich war in meiner Abschlussklasse eine von nur drei Personen, die sich für einen Jobeinstieg entschied und nicht an die Universität ging. Ich konnte zu einer sehr spannenden Zeit einsteigen, und zwar im Jahr 2007 direkt in die GFC. Diesen Weg zu gehen, erst später berufsbegleitend zu studieren, hat mich geformt und mich persönlich wachsen lassen.
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Es gab in meiner Laufbahn viele Personen, Frauen gleichsam wie Männer, die mich inspirierten und mich auf meinem Weg ermutigt haben. Ich habe Menschen kennengelernt, die selbstlos mit ihrer Zeit und Energie umgingen. Ich habe sie bewundert und lernte dabei viel von ihrer Vision und Hartnäckigkeit. Ich habe erfahren, wie sich Wegbegleiter mit einer atemberaubenden Art und Weise für Projekte und Aufgaben engagieren. Diese tiefste Hingabe im Sinne von „Be a Rock Star at Work“ ist für mich sehr bedeutsam.
e-fundresearch.com: Welche spezifischen Hindernisse oder Herausforderungen haben Sie in Ihrer Laufbahn im Asset Management erlebt, und wie haben Sie Strategien entwickelt, um diese erfolgreich zu überwinden?
Barbara Katzdobler: Ich habe mich damals überwältigt gefühlt, meinen ersten Job an einem Trading Desk zu bekommen, am direkten Herzen des Kapitalmarkts zu arbeiten. Meine Mentalität ist hands-on, ich mag es Dinge zu bewegen und zu gestalten. Mit dem Bewusstsein, dass sich dann kleine und größere Erfolge einstellen, wird man stärker und selbstbewusster und das ist besonders schön.
Ein „Gefühl der Zugehörigkeit“ zu entwickeln, war am Anfang meiner Karriere schwierig. Diversity, Equity und Inclusion waren schlichtweg nicht existent. Als junge Frau in einer nicht typisch femininen Branche kann der Beginn einer Karriere beängstigend sein. Ich durfte dann als jüngste Teilnehmerin die Prüfung zur Börsenhändlerin absolvieren. Das war ein starkes Signal für mich und ein großer Vertrauensbeweis in meine Fähigkeiten. Im Laufe der Zeit konnte ich damit gut umgehen und es hat mich auch sehr geformt. Ehrlich gesagt, war es besonders wertvoll in Hinblick auf Selbstfindung und Selbsterkenntnis.
Es ist wunderschön, dass meine berufliche Entwicklung so wahrgenommen wird. Dass man meine Laufbahn als „nothing short of inspiring“ bezeichnet oder mich langjährige Wegbegleiter auf meine Entfaltung ansprechen, berührt mich schon sehr.
e-fundresearch.com: Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die noch am Beginn ihrer Asset Management Karriere stehen?
Barbara Katzdobler: Das Leben dehnt sich aus oder schrumpft im Verhältnis zu unserem Mut. Viele große Dinge haben mit einem einzigen Akt des Mutes begonnen, in der Geschichte, wie auch heute. Ein Mensch trifft eine mutige Entscheidung, und dieser Dominostein bringt viele andere Dominosteine zum Fallen.
Deswegen ist es wichtig, mutige Schritte im Leben zu wagen, sich selbst Fähigkeiten zuzutrauen, Ausbildungen zu absolvieren, die vielleicht nicht Mainstream sind, sich mit komplett anderen Netzwerken auseinander zu setzen oder sich neben der Finance Bubble mit Naturwissenschaften auseinander zu setzen. Aus den verschiedenen Inspirationen dann Verflechtungen herzustellen, DAS ist ein Meisterwerk! Ich bin überzeugt, aus einer mutigen Entscheidung kann sich etwas, das größer ist, als man es sich je vorgestellt hat, entwickeln. Don’t be shy!
e-fundresearch.com: Welche Vorteile sehen Sie darin, dass mehr Frauen in Führungspositionen in der Asset Management Branche vertreten sind? Und wie können Unternehmen dazu beitragen, eine diverse und inklusive Kultur noch stärker zu fördern?
Barbara Katzdobler: Wenn wir andere sehen, die so aussehen wie wir oder die so sind wie wir, spornt uns das an, uns anzustrengen, Risiken einzugehen und erfolgreich zu sein. Das gilt für den Beruf und das Privatleben gleichsam. Ich persönlich finde Repräsentation ist für alle wichtig, besonders aber für Frauen und unterrepräsentierte Gruppen, die das Gefühl haben, dass ihnen bestimmte Türen nicht offen stehen. Die Bewegungen #MeToo und #BlackLivesMatter waren definitiv gesellschaftliche Kippunkte, die die Aufmerksamkeit auf Ungleichheiten und die Auswirkungen gelenkt haben. Das gilt auch für die Finanzbranche.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Frau Katzdobler!
Über Barbara Katzdobler
Barbara Katzdobler ist Senior Mitarbeiterin im Team Asset Management & Treasury in den Wiener Stadtwerken. Im Rahmen Ihrer beruflichen Laufbahn konnte sie umfangreiche Finanzmarkterfahrung in verschiedenen Fachbereichen bei Finanzinstituten in Salzburg und in Wien sammeln. Sie absolvierte den Diplomlehrgang zur geprüften Börsenhändlerin und ist Certified Portfolio Managerin (CPM) sowie Certified ESG Analystin (CESGA). Weiters verfügt sie über einen B.Sc. Abschluss in Betriebswirtschaftslehre und verfolgt aktuell ein Masterstudium.
Im RoleModel-Wordrap: Barbara Katzdobler
Was ich anderen Frauen im Finanzbereich mit auf den Weg geben möchte...
...be yourself – but be the best version of yourself.
Mit Ablehnung oder Misserfolg gehe ich um…
...ich habe gelernt, dass Misserfolg weniger schmerzt, wenn man es als „Redirection“ betrachtet.
Für mich bedeutet Erfolg…
...vielschichtige Dimensionen, weit mehr als Geld und Macht.