e-fundresearch.com: Frau Frania, was hat Sie dazu bewogen, eine Karriere in der Finanzbranche und speziell im Asset Management anzustreben? Gab es Vorbilder oder Schlüsselpersonen, die Sie inspiriert oder beeinflusst haben? Wie haben diese Ihre berufliche Orientierung und Ihre Ansichten über die Branche geformt?
Alexandra Frania: Um ehrlich zu sein, hatte ich den Einstieg in die Finanzbranche nicht „geplant“ – so wie ich meine Karriere auch danach nie strategisch vorangetrieben habe. Ich habe damals Finno-Ugristik und Politikwissenschaften studiert und hatte eigentlich mit Finanzen gar nichts „am Hut“, aber als Nebenjob war der Job doch sehr willkommen. Und dann ging es los mit der Freude und dem Interesse an den Kapitalmärkten.
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Relativ früh mit meinem Wechsel vom Middle Office ins Fondsmanagement (als Assistentin der Abteilung Asset Allocation) bei RCM hat sich für mich ein Mentor herauskristallisiert. Ein Kollege, der ebenfalls gerade in die Abteilung gewechselt war und sich die Zeit nahm, mir die Zusammenhänge an den Märkten zu erklären und mich auf meinem Weg zu unterstützen. Kurze Zeit später (als Junior Fondsmanager) war es er, der mir Tätigkeiten übergab und sich für mich im Führungsteam einsetzte.
Ich hatte immer ein „gutes Gefühl“ für die Märkte und als ich dieses dann auch mit einem Studium (berufsbegleitend) manifestieren wollte, haben mich neben meinem Mentor, meiner Abteilungsleiterin auch viele Kolleg:innen sehr unterstützt und mir dieses Studium neben dem Job ermöglicht.
e-fundresearch.com: Welche spezifischen Hindernisse oder Herausforderungen haben Sie in Ihrer Laufbahn im Asset Management erlebt, und wie haben Sie Strategien entwickelt, um diese erfolgreich zu überwinden?
Alexandra Frania: Mein Weg in einem Unternehmen vom Back Office, Middle Office zu der Assistentin im Fondsmanagement und dann zum Senior Fondsmanager war auf der einen Seite einfach, weil mich meine Führungskräfte (bis hinauf zur Geschäftsführung) und auch die meisten Kolleg:innen immer sehr unterstützt haben. Aber auch schwierig, weil man irgendwann auch die „alte“ Rolle loswerden möchte – und das ist nicht immer so einfach… Ich kann mich an eine Situation erinnern, als ein Kollege gemeint hat (ich war damals schon Fondsmanagerin), dass ich ihm ja für einen Termin Kaffee bestellen könnte. Da muss man dann lernen, sich abzugrenzen und für sich selbst und seine neue Position einzustehen!
Zu Beginn dachte ich immer wieder, dass ich in unserer Branche der „bessere Mann“ sein muss, um meine Chance zu bekommen und weiterzukommen. Aber das stimmt nicht (auch wenn ich einige Jahre für diese Erkenntnis gebraucht habe)! Als Frau soll man immer Frau bleiben. Genau unsere eigenen Stärken machen uns in den Teams und in der Finanzbranche unverzichtbar, denn wir bringen Diversität und neue Aspekte ins Spiel.
Und… ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben, meine Fähigkeiten am Punkt einzusetzen und mir Menschen im Job-Umfeld zu suchen, die mich unterstützen, fordern und fördern. Und für mich extrem wichtig: Ich bin immer „neugierig“ geblieben und daher will ich mir weiterhin Wissen aneignen und auf keinen Fall „stehen bleiben“.
Ich bin aber niemand, die „verkrampft“ auf Teufel komm raus Karriere machen wollte oder will. Ich wollte mich einfach nur immer für mich selbst verbessern und dann passieren die wundervollsten Dinge.
e-fundresearch.com: Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die noch am Beginn ihrer Asset Management Karriere stehen?
Alexandra Frania: Sei neugierig! Sei Du selbst! Such Dir Personen, die Dich unterstützen! Versuche nie, eine Kopie von jemandem zu sein! Schon gar nicht von einem Mann!!!
e-fundresearch.com: Welche Vorteile sehen Sie darin, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Asset Management vertreten sind? Und wie können Unternehmen dazu beitragen, eine diverse und inklusive Kultur noch stärker zu fördern?
Alexandra Frania: Aus meiner Sicht sind Frauen in Führungspositionen aus verschiedenen Punkten unverzichtbar: Frauen bringen zusätzliche Aspekte in der Führung ein – spontan fällt mir hier die Teamfähigkeit ein. Frauen haben oft andere Herangehensweisen an verschiedene Themen, die eine andere Sicht- und Arbeitsweise ermöglichen (können). Muss nicht immer besser sein – aber anders eben schon.
Und Frauen sind besonders in Führungspositionen Role Models. Und ich finde es unheimlich wichtig, dass Frauen besonders in unserer Branche sichtbarer werden und auch weibliche Führungspersönlichkeiten haben, an denen sie sich orientieren können.
Ich bin in keiner Führungsposition tätig – aber irgendwie dann doch auch ein Role Model. Und ich kann mich gut erinnern als nach meinem Wechsel vom Fondsmanagement in Sales eine liebe Kollegin zu mir kam und mir folgendes gesagt hat: „Mit deinem Wechsel hast Du mir gezeigt, dass ich es auch kann. Danke, dass du es gewagt hast und mir ein Vorbild warst!“
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Frau Frania!
Über Alexandra Frania
Alexandra Frania lebt in der Großgemeinde Pottendorf in Niederösterreich, wo sie auch aufgewachsen ist.
Sie absolvierte ein berufsbegleitendes Bachelor- und Masterstudium an der FH Burgenland. In der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft war sie über 17 Jahre im Mid Office und Fondsmanagement, zuletzt als Senior Fund Manager im Multi Asset Bereich, tätig. Derzeit ist sie Sales Director Austria & CEE bei Columbia Threadneedle Investments. Dieser beeindruckende Lebenslauf wird ergänzt durch ein langjähriges intensives Engagement z.B. in karitativen Vereinen in ihrer Heimatgemeinde.
Zusätzlich gründete sie vor Kurzem gemeinsam mit Kolleginnen das in Österreich in der Branche einzigartige Netzwerk „FAM – Frauen im Asset Management“, dem sie auch als Obfrau vorsteht. Neben dem Netzwerken, der gegenseitigen Unterstützung und der Fortbildung ist die Verbesserung des Finanzwissens von Frauen allgemein ein wichtiges Anliegen des Vereins.
Im RoleModel-Wordrap: Alexandra Frania
In der Finanzbranche sollte mehr getan werden, um…
...Finanzbildung besonders in Schulen zu forcieren. Und jungen Frauen eine Plattform zu bieten, um in der Branche Fuß zu fassen.
Was ich anderen Frauen im Finanzbereich mit auf den Weg geben möchte...
...sei Du selbst und stehe zu Dir. Und ganz wichtig: Such Dir Verbündete – egal ob weiblich oder männlich. Ein gut funktionierendes Netzwerk ist immens wichtig!
Nachhaltigkeit bedeutet für mich...
...auf die Umwelt Acht zu geben, regional zu denken und sozial zu handeln.
Für mich bedeutet Erfolg im Finanzbereich...
...Spaß an der Arbeit zu haben und mit Kolleg:innen innerhalb und außerhalb des Unternehmens die Branche „weiterzubringen“ und auch für nachkommende Kolleg:innen attraktiv zu gestalten.
Die Asset Management Branche hat mich gelehrt, dass..
...man immer ehrfürchtig sein soll (besonders wenn es um Kapitalmärkte geht) und man sich Respekt „erarbeiten“ muss.
Größten Respekt habe ich...
...vor Menschen mit Handschlagqualität und Menschen, die auf andere schauen und nicht nur auf sich und ihren eigenen Erfolg.
Das könnte unsere Industrie besser machen...
...offener und transparenter sein. Und sich positiv für junge Menschen präsentieren.
Was bislang kaum jemand über mich wusste...
...ich bin eine halbe Ungarin (durch meine Mama) und daher auch zweisprachig aufgewachsen und liebe es, ungarisch zu sprechen.