Der Asset-Management-Markt verändert sich rasant. Die Margen sinken, und gleichzeitig wird das Geschäftsmodell immer komplexer. Wichtige Treiber sind das Wachstum passiver Investmentstrategien und alternativer Anlageklassen, die nach wie vor steigende Regulierungsdichte, der technologische Wandel und die Digitalisierung sowie die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit.
Regulierung
Die zunehmend komplexere Regulierung bindet in den Fondsgesellschaften immer mehr personelle und finanzielle Ressourcen, die sie an anderer Stelle wieder einzusparen versuchen. Die Anforderungen in Bezug auf Transparenz, Risikomanagement und ESG-Compliance sind auf Rekordniveau, und dennoch geht niemand davon aus, dass der regulatorische Druck in Zukunft sinken wird. Ganz im Gegenteil. Um Kosten einzusparen, stellen die Unternehmen vieles auf den Prüfstand. Gerade im Middle und Back Office kann häufig die Effizienz gehoben werden, und so mancher Asset Manager lagert die Administration so weit wie möglich aus. Das fördert die weitere Konsolidierung in der Branche und stärkt die Fonds-Service-Spezialisten im Markt.
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Produkte
Auf der Produktebene bringt das gestiegene Interesse an Illiquiden Assetklassen neue Anbieter hervor: Private Equity, Private Debt, Real Estate Debt, Infrastruktur und Erneuerbare Energien sind gefragt. Asset Manager, die nicht ihr Produktangebot erweitern, um Investoren die volle Produktpalette zu bieten und ganz auf aktiv gemanagte liquide Produkte setzen, drohen zunehmend zu Nischenanbietern zu werden. Dies gilt umso mehr, als auch das Wachstum von ETFs ungebremst ist. Viele institutionelle Investoren setzen gerade bei Core-Investments auf die kostengünstigen Produkte, die einen Index abbilden. Allein bei der Investition in risikoreichere Assetklassen mit höherer Volatilität setzen sie weiterhin auf die Expertise von professionellen Asset Managern.
Wie schnell diese Entwicklung auch bei Privatlegern voranschreiten wird, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass auch hier ETFs längst Eingang in die Portfolien gefunden haben und dass mit den ELTIFs oder Feeder Funds nun ein Angebot am Markt ist, das privaten Investoren Zugang zu illiquiden Assetklassen bietet. Die personellen Ressourcen werden derzeit aufgebaut, um den Vertrieb der Produkte zügig voranzubringen.
Technologie
„Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen“ – Welchen Einfluss wird AI und wird die Blockchain-Technologie auf das Asset Management haben? Wie gut werden Krypto-Assets angenommen? Welches Wachstumspotential haben sie? Bis zu welchem Grad lässt sich eine weitere Diversifizierung des Angebots dem Kunden vermitteln?
Eines scheint sicher: Künstliche Intelligenz wird die Jobs im Asset Management und nicht zuletzt das Portfoliomanagement nachhaltig verändern. Die Bedeutung von technologischem Know-how – von der Einarbeitung in neue Tools bis hin zu Low Coding – beschleunigt den Generationenwechsel. Denn wer in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist, der findet sich in aller Regel in solch einer Umgebung besser zurecht.
Wettbewerb um Talente
Asset Manager konkurrieren untereinander um die besten Köpfe, aber im Vertrieb haben sie den Kampf um die Top-Leute, die sogenannten Rain-Maker, längst gegen die globalen Private Equity-Häuser und andere Anbieter illiquider Investments verloren. Im Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt haben sie gegenüber traditionellen Asset Managern einen entscheidenden Vorteil. Das Zauberwort heißt „Carry“, oder Carried Interest. Gemeint ist eine Gewinnbeteiligung, die nicht nur dem Management, sondern Leistungsträgern und häufig auch Nachwuchstalenten angeboten wird. Der Carry ergänzt das ohnehin schon kompetitive Festgehalt und einen attraktiven Bonus und hat enorme Zugkraft. Natürlich wird er im Gegenzug gegen überdurchschnittlichen Einsatz gewährt. Aber die in Frage kommenden Leistungsträgerinnen und -träger schreckt das nicht ab.
Im Portfoliomanagement konkurrieren die Asset Manager auf dem Arbeitsmarkt wiederum mit ihren Kunden, den institutionellen Investoren und den Family Offices. Im Rahmen der fortschreitenden Professionalisierung nehmen diese ihre Dienstleister dabei von zwei Seiten in die Zange. Sie erwarten immer mehr Kenntnisse und Fähigkeiten von den Asset Managern und bilden gleichzeitig vermehrt Kompetenzen in-house ab, die sie vorher von außen bezogen haben. So ist denn auch der Wechsel vom Asset Management zur Investorenseite häufig zu beobachten, die Gegenrichtung nur in Ausnahmefällen.
Für die Anlagespezialisten ist der Schritt auf die Investorenseite aus vielerlei Gründen attraktiv: Meistens sind die Teams deutlich kleiner als beim Asset Manager und damit ist die Verantwortung des Einzelnen für die Kapitalanlage deutlich breiter. Der Anlagehorizont ist in der Regel langfristig und der Performancedruck dadurch kurzfristig geringer. Gerade bei Family Offices entfallen in den meisten Fällen die regulatorischen Restriktionen, und damit können sie sich ganz auf die Kapitalanlage und die bestmögliche Performance fokussieren. Und im Unterschied zu den Asset Managern steht Auf- statt Abbau auf dem Programm.
Fazit
Es wird nicht langweilig in der Fondsbranche. Sie war schon immer spannend, aber noch nie so herausfordernd wie heute. Anhaltende Professionalisierung, steigende Komplexität des Angebots und effizientere Strukturen und Prozesse fordern einerseits ihren Zoll und bieten andererseits dem Einzelnen große Chancen: An Innovationsbedarf und Dynamik mangelt es nicht, was wiederum vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und berufliche Aufstiegschancen eröffnet – für kluge Strategen und Manager, aber auch für Expertinnen und Experten. Fach- und Führungskräfte sind – genau wie die Branche an sich – in Bewegung.
Über die Autorin
Dr. Karin Schambach
Gründerin und Geschäftsführerin von Indigo Headhunters, Leitung der Practice Asset & Wealth Management