6 Fondsselektoren im Interview: Worauf kommt es bei der Manager-Auswahl an?

Managers | 22.10.2024 12:54 Uhr
Christoph Anders, Gerhard Beulig, Heinrich Hemetsberger, Hannah Thielcke, Hasan Karahan, Stephan Kemper / © e-fundresearch.com / vom jeweiligen Unternehmen zu Verfügung gestellt
Christoph Anders, Gerhard Beulig, Heinrich Hemetsberger, Hannah Thielcke, Hasan Karahan, Stephan Kemper / © e-fundresearch.com / vom jeweiligen Unternehmen zu Verfügung gestellt

Jeden Monat stellt e-fundresearch.com führende Fondsselektorinnen aus der DACH-Region vor. In den Interviews geben sie Einblicke in die wesentlichen Kriterien bei der Auswahl von Fondsmanagerinnen und deren Strategien.

Die Antworten auf eine der Fragen haben wir für Sie kompakt in einem Beitrag zusammengefasst:

e-fundresearch.com: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren, die bei der Selektion von Fondsmanager:innen den Unterschied machen und deshalb auch im Fokus stehen sollten?

Christoph Anders, Portfoliomanager und Fondsselektor im Multi Asset Portfoliomanagement von Ampega 

Neben der eben genannten Fähigkeit des Fondsmanagements ist für uns „das Drumherum“ ein entscheidendes Element. Wir mögen es, wenn die Investmentphilosophie von allen Beteiligten gleichermaßen verinnerlicht ist und der Investmentprozess und die zur Verfügung stehenden Ressourcen damit im Einklang stehen. Wir achten zum Beispiel auch darauf, ob die Strukturen helfen, „behavioral biases“ – also Verhaltensfehler – zu vermeiden. Konsistenz und Disziplin sind für uns wichtig, um wiederholbar erfolgreich sein zu können.

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Gerhard Beulig, Senior Professional Fondsmanager Multi-Asset-Management, Erste Asset Management 

Wie in der Formel 1 steht das „Gesamtpaket“ – das Zusammenspiel von Fahrer und Auto – im Vordergrund. Ein konsistenter, nachvollziehbarer, den Ressourcen und der Investmentphilosophie angepasster Investmentprozess ist unheimlich wichtig. Hinter all den quantitativen Kennzahlen steht erfahrungsgemäß meistens ein relativ kleines Team, das die Strategie treibt. Somit ist das Zusammenspiel von Investmentphilosophie der Manager:innen, der Ressourcen, des Risikomanagements und natürlich ein angemessenes Pricing sehr wichtig. Man möchte als Fondsselektor gerne verstehen, wie die Performance zustande kommt und hoffentlich auch in der Zukunft eintreten wird.

Heinrich Hemetsberger, Portfoliomanager bei der Kepler-Fonds KAG

Wichtig ist die Unvoreingenommenheit bei der Fondsauswahl. Wie oben schon erwähnt, verwenden wir für das quantitative Screening gerne die Morningstar-Datenbank. Wenn es dann um die engere Auswahl geht, nehmen wir mit den Sales-Ansprechpartnern der Fondsgesellschaften Kontakt auf, um ggf. einen Call mit dem Fondsmanagement zur Investmentstrategie zu vereinbaren. Die Strategie muss für uns nachvollziehbar und konsistent sein, aktive Fonds sollen ihre Meinung auch durchaus akzentuiert umsetzen, um bei Börsenrückenwind überproportional profitieren zu können. ETFs hingegen sollen den zugrundliegenden Index einfach so gut wie möglich abbilden. Das Kostenthema spielt bei der Auswahl naturgemäß auch eine Rolle, Steuer- und andere Reportingdaten werden zunehmend auch erforderlicher. Tendenziell halten wir selektierte Fonds und ETFs über eine längere Zeit (oftmals viele Jahre) in den Portfolios, nur die Gewichtungen ändern sich je nach taktischer Positionierung in den Portfolios.

Hasan Karahan, Senior Fund Analyst bei der LGT Bank

Die wichtigsten Faktoren bei der Auswahl von Fondsmanagern und -managerinnen sind für mich die Konsistenz und Nachhaltigkeit ihrer risikoadjustierten Performance. Es geht nicht nur darum, kurzfristige Erfolge zu erzielen, sondern diese auch über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Eine klare und nachvollziehbare Anlagephilosophie, die in einem strukturierten und wiederholbaren Prozess umgesetzt wird, ist dafür unerlässlich. Verfügt ein Fonds oder Manager beziehungsweise Managerin über einen etablierten Leistungsausweis, ist es wichtig, Theorie und Praxis zu vergleichen. Wir schauen uns die historische risikoadjustierte Performance und die Portfoliostruktur an und prüfen, ob sie mit der erklärten Anlagephilosophie und dem Prozess übereinstimmen. So stellen wir sicher, dass das, was intern geschieht, auch dem entspricht, was nach Außen kommuniziert wird. Ein weiterer Aspekt, auf den wir großen Wert legen, ist die Implementierung eines umfassenden Risikomanagements. Es ist nicht nur wichtig, dass die Fondsmanager und Fondsmanagerinnen Risiken erkennen und damit umgehen, sondern auch, dass sie diese systematisch analysieren und steuern. Auch achten wir stark auf Transparenz und eine proaktive Kommunikationskultur der Vermögensverwalter.  

Hannah Thielcke, Portfolio Manager bei der Weberbank Actiengesellschaft

Wir suchen nach Managern, die nicht nur über einen kurzen Zeitraum eine Outperformance generieren können, sondern dies konstant über einen längeren Zeitraum erreichen. Die wichtigste Voraussetzung dazu ist eine nachvollziehbare Investmentphilosophie, die in einem stringenten und wiederholbaren Investmentprozess umgesetzt wird. Wenn es für den Fonds oder den Manager schon einen längerfristigen Track Record gibt, schauen wir immer ob die Theorie auch zur Praxis passt. Das heißt, wir vergleichen die historische Wertentwicklung und Portfoliostruktur mit der Investmentphilosophie und dem Prozess ab um eventuelle Widersprüche zu erkennen. So können wir sicherstellen, dass der Investmentprozess intern auch so gelebt wird wie er nach außen kommuniziert wird. Darüber hinaus ist ein systematisches internes sowie externes Risikomanagement für uns ein relevantes Kriterium. Falls in der Vergangenheit mal etwas schiefgegangen ist – niemand ist perfekt – honorieren wir insbesondere offene und proaktive Kommunikation, die ebenfalls beinhaltet wie diese Art von Fehlern in der Zukunft vermieden werden kann. Aus meiner Sicht geben uns Fehler die Möglichkeit aus ihnen zu lernen und Dinge in Zukunft noch besser zu machen.  

Stephan Kemper, Chief Investment Strategist bei BNP Paribas Wealth Management - Private Banking

Über allem steht zunächst die Frage, ob ein Fonds zu unserer Markteinschätzung passt. Dabei geht es primär um die Assetklasse und die Anlageregion. Aber auch darum welcher Stil – im Sinne von Blend, Value, Growth, etc. – in welchem Marktsegment verfolgt wird. Wir schauen uns außerdem die Portfolioausrichtung an, beispielsweise bei der Duration oder der Sektorauswahl.

Der zweite wesentliche Fokus liegt auf dem Anlageprozess. Dabei ist uns wichtig, dass er klar strukturiert ist. Wenn wir Fonds analysieren, wollen wir ein Gefühl dafür bekommen nach welchen Kriterien das Fondsmanagement die Positionen selektiert. Wann geht man rein, aber auch: Wann geht man wieder raus. Und dies sowohl im Erfolgsfall, insbesondere jedoch für den Fall, dass sich die Position nicht wie erhofft entwickelt hat. Es geht hier, bezogen auf den Fonds, neben den Selektionskriterien primär um Positions- und Risikomanagement.

In diesem Kontext sind eine gewisse Konstanz und Konsistenz sehr wichtig. Wenn wir einen Fonds allokieren, dann weil wir von der Strategie überzeugt sind. Wenn sich diese jedoch ständig massiv ändert, macht es einen Fonds für uns schwerer einschätzbar und es wirkt nicht unbedingt vertrauensbildend. Darüber hinaus pflegen wir einen regelmäßigen und direkten Austausch mit den Managern unserer Core-Holdings. Auf diesem Wege bekommt man ein gutes Gespür dafür, wie das Fondsmanagement „tickt“ und ob die Ausrichtung des Fonds noch zu unserer Strategie passt.

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