e-fundresearch.com: Frau Macha, was hat Sie dazu bewogen, eine Karriere in der Finanzbranche und speziell im Asset Management anzustreben? Gab es Vorbilder oder Schlüsselpersonen, die Sie inspiriert oder beeinflusst haben? Wie haben diese Ihre berufliche Orientierung und Ihre Ansichten über die Branche geformt?
Sabine Macha: In meiner Jugend hegte ich den Traum, Richterin oder Staatsanwältin zu werden und entschied mich daher für das Studium der Rechtswissenschaften. Neben dem Studium arbeitete ich ein paar Jahre in einer kleinen Anwaltskanzlei und konnte mir dann eine Gerichtslaufbahn nicht mehr vorstellen. Durch einen Zufall landete ich in der Finanzbranche und stellte bald fest, dass ich mich in diesem dynamischen Wachstumsumfeld extrem wohlfühlte. Die Raiffeisen KAG bot mir damals ein reiches Betätigungsfeld und hervorragende Aufstiegschancen. Bis heute vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mit neuen Herausforderungen konfrontiert werde.
Als Kind der 80er Jahre kannte ich die Finanzbranche primär aus dem Film „Wall Street“. Zu meiner Erleichterung war die Anzahl der klassischen „Hosenträger-Machos“ sehr überschaubar. Die Finanzbranche hat sich für mich immer als höchstprofessioneller und extrem spannender Bereich dargestellt. Wir beweisen uns jeden Tag am Markt. Krisen – man denke nur an die Finanzmarktkrise 2008 oder den Beginn der Pandemie – treffen uns an vorderster Front und mit ungebremster Wucht. Rasches, wirksames und gleichzeitig bedachtes Handeln ist in solchen Situationen gefragt, um die Gelder unserer Kund:innen bestmöglich zu schützen. In solchen Wochen zeigt sich der Wert von Erfahrung und hoher Expertise, die unsere Branche besonders auszeichnet.
Der Artikel wird nach der Anzeige fortgesetzt.e-fundresearch.com: Welche spezifischen Hindernisse oder Herausforderungen haben Sie in Ihrer Laufbahn im Asset Management erlebt, und wie haben Sie Strategien entwickelt, um diese erfolgreich zu überwinden?
Sabine Macha: In meiner langen Karriere konnte ich viele Höhen und Tiefen erleben: Von wechselnden strategischen Ausrichtungen, Etablierung neuer Geschäftszweige – Stichwort Immobilien -, den Wandel von der Mitarbeiterin zur Führungskraft bis hin zu Kapitalmarktkrisen und persönlichen Niederlagen. Das Wichtigste dabei ist sich immer wieder auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, im Team zu arbeiten und beweglich im Denken und Handeln zu bleiben. Es gibt einen nächsten Tag, ein neues Projekt, eine weitere Chance sich zu beweisen und vor allem auf der anderen Seite daran zu denken, dass Erfolge auch entsprechend gefeiert werden müssen.
Ein spezifisches Hindernis war – wie für viele Frauen – die Rückkehr aus der Karenzzeit. Ich hatte noch das besondere Pech, dass ich unmittelbar nach Beginn der Finanzkrise 2008 zurückkehren wollte, und wurde mit einer völlig neuen Aufgabe, dem Aufbau des Risikomanagements in der Immobilien KAG beauftragt. Mit zwei noch sehr kleinen Kindern (als Mutter von Zwillingen) hätte ich es ohne mein familiäres Unterstützungsnetz nicht geschafft, mich in ein neues Themenfeld so rasch einzuarbeiten. Inzwischen hat sich die öffentliche Kinderbetreuung auch außerhalb von Wien wesentlich verbessert, der Spagat zwischen Beruf und Familie ist für viele Frauen immer noch nicht leicht bewältigbar und letztlich macht frau die Abstriche dann primär bei den eigenen Bedürfnissen.
e-fundresearch.com: Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die noch am Beginn ihrer Asset Management Karriere stehen?
Sabine Macha: Selbstbewusstsein. Männer haben Frauen im Berufsleben vor allem drei Dinge voraus: Sie haben im Mittel größeres Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und bewerben sich auf Stellen oder für Projekte auch dann, wenn sie nicht alle Anforderungen abdecken. Frauen wollen zumeist 100% der Anforderungen erfüllen. Das sollten wir einfach lassen!
Tue Gutes und sprich darüber! Viele Männer sprechen gerne über ihre Erfolge und ihre Fähigkeiten. Frauen scheuen oft vor vermeintlichem Selbstlob zurück. Daher: Tue Gutes und sprich darüber! Entdeckt werden die wenigsten, man muss schon selbst für Sichtbarkeit im Team sorgen.
Sichtbarkeit. Netzwerken pflegen ist eine Fähigkeit, die uns Männer deutlich voraushaben. Das geht vom Jagdverein, über die Studentenverbindung bis zu Berufsnetzwerken. Wir Frauen sind zumeist sehr beschäftigt: mit Deadlines, der Versorgung der Kinder oder Eltern usw. Wir müssen einfach mehr darauf schauen, dass wir uns in Netzwerken stärken und auch hier wieder unsere Sichtbarkeit erhöhen.
Und nicht zuletzt - so schwierig das manchmal ist - mit dem Partner die Arbeitsaufteilung gut besprechen. Allzu schnell fällt man in alte Muster, spätestens, wenn das erste Kind da ist.
e-fundresearch.com: Welche Vorteile sehen Sie darin, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Asset Management vertreten sind? Und wie können Unternehmen dazu beitragen, eine diverse und inklusive Kultur noch stärker zu fördern?
Sabine Macha: Diversität im Unternehmen mindert erwiesenermaßen Risiken, führt zu höherer Produktivität, macht Unternehmen innovativer, effizienter, leistungsfähiger, ertragreicher und macht sie auch bei Bewerber:innen attraktiver. Zu diesen Themen gibt es inzwischen zahlreiche Studien und Datenmaterial. Eine geschlechtergerechte Besetzung von Führungspositionen sollte inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein.
Bei der Förderung einer diversen und inklusiven Kultur ist es nicht mit einer Frauenquote – auch wenn diese aus meiner Sicht eine sinnvolle und erwiesenermaßen auch wirksame Maßnahme ist – getan. Vielmehr bedarf es vieler Puzzlestücke: von Trainings, Anpassung des Bewerbungsprozesses bis zur Vorbildwirkung der Führungskräfte. „The tone comes from the top“ ist auch in diesem Bereich zutreffend. Eine gleichberechtigte, diskriminierungsfreie und wertschätzende Unternehmenskultur muss von ganz oben vorgelebt werden.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Frau Macha!
Über Sabine Macha:
Sabine Macha ist Juristin und seit 2000 bei der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H./Raiffeisen Capital Management beschäftigt.
Sie begann ihre Karriere in der Rechtsabteilung, leitete unternehmensrelevante Projekte und sammelte erste Führungserfahrung als Leiterin des Direktionssekretariats.
Von 2004 bis 2010 war sie in der Raiffeisen Immobilien KAG als Projektmanagerin tätig, um das neue Geschäftsfeld aufzubauen und übernahm nach einer Karenzpause die Rolle der Risikomanagerin. Im Jahr 2010 kehrte sie zur Raiffeisen KAG zurück und übernahm die Position der Produktmanagerin.
Seit 2014 leitet sie die Abteilung Produktmanagement und ist seit 2021 zusätzlich stellvertretende Leiterin des Bereichs Corporate Sustainability. In diesen Funktionen trägt sie maßgeblich zur Gestaltung des Fondsangebots der Raiffeisen Bankengruppe bei und fokussiert sich intensiv auf das Thema Nachhaltigkeit, sowohl auf Unternehmensebene als auch im Produktangebot und als Investmentgrundsatz. Sabine Macha war und ist konzeptionell stark in den Aufbau und die Weiterentwicklung der nachhaltigen Produktpalette der Raiffeisen KAG eingebunden und leitete in diesem Zusammenhang verschiedene Projekte. Sie ist zudem Expertin für die rechtlichen Rahmenbedingungen im ESG-Bereich.
Sabine Macha ist Mitgründerin und stv. Obfrau des Vereins „FAM-Frauen im Assetmanagement“, dem wichtigsten Netzwerk für Frauen in der Investmentbranche in Österreich. Sie ist Mutter von Zwillingen.
Im RoleModel-Wordrap: Sabine Macha
In der Finanzbranche sollte mehr getan werden,...
...um die Entwicklung zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 zu schaffen.
Was ich anderen Frauen im Finanzbereich mit auf den Weg geben möchte...
...Trau dich! Du schaffst mehr als du heute glaubst!
Die Asset Management Branche hat mich gelehrt,...
...dass jede Veränderung neue Chancen bringt.