Anlässlich einer Einladung stellte Mr. Spencer bei e-fundresearch.de die Systematik des "Style-Investing" im Bereich European Equity vor. Das Europateam besteht aus seit mehreren Jahren aus 3 Head-Managern und 30 weiteren Investmentprofessionals. Andrew Spencer ist seit 1993 für den sehr erfolgreichen Premier Equity Growth Fund zuständig.
Interview mit Andrew Spencer - JP Morgan Fleming
e-fundresearch / München: Was versteht man unter Style-Investing?
Spencer:" Hierbei wird der Markt zunächst in zwei Bereiche eingeteilt, den Growth Bereich und den Value Bereich.
Kennziffern die hierbei verwendet werden sind zB.: Price/Earning, Price/Earnig-revisions, Price/Bookvalue, Price/Cashflow-Ratio und die Wachstumsraten.
Der Value-Bereich umfasst grob dargestellt Unternehmen, die wie der Name schon sagt, hohen Buchwert, hohe Dividendenrenditen aufwiesen, Aktien die also niedrig bewertet sind, aber trotzdem gut verdienen.
Der Growth-Bereich umfasst Unternehmen die hohe Wachstumsraten aufweisen können und/oder aus Segmenten kommen die gegenwärtig im Anlegerfokus stehen.Solche Werte weisen in der Regel hohe Kurs/Gewinnverhältnisse auf."
e-fundresearch / München: Wo liegt bei einer solchen Unterscheidung ein Vorteil?
Spencer: "Der Vorteil liegt darin, dass damit die Irrationalität der menschlichen Natur ausgeschaltet werden kann. Durch die Unterteilung des Marktes in die zwei verschiedenen Segmente können ganz klare Regeln zur Einordnung der Aktien und Regeln für den Kauf oder Verkauf der Aktien geschaffen werden. Durch diese Regeln wiederum, wird das Gefühl (oder der Bauch) ausgeschaltet. Vorlieben oder Abneigungen für bestimmte Titel fließen somit nicht mit in die Entscheidung ein.
In den USA gibt es Statistiken, die beispielsweise darstellen, dass Trader Gewinneraktien des Depots mit einer Wahrscheinlichkeit von 8:1 gegenüber Verliereraktien aus dem Bestand nehmen. - Das bedeutet, dass die Verluste in diesen Titeln immer größer werden."
e-fundresearch / München: Aber ist nicht gerade der Anlayst und Fondsmanager dafür ausgebildet solche Einflussfaktoren bei seiner Bewertung zu elimimieren?
Spencer: "Das ist sehr schwer ohne quantitative Analyse machbar. Die Psychologie des Investierens spricht den Managern eine sogenannte Over-Confidence, einen Over-Optimism und ein Über- oder Unterreagieren zu. Manager neigen dazu, ihre Meinung als die Beste anzusehen und dadurch auch ihre Objektivität zu verlieren. Daneben spielen Phänomäne wie Kognitive Dissonanz, selektives Vergessen, Herdeneffekt, Soziale Konformität u. a. wichtige Rollen (Behavioral Finanztheorie)."
e-fundresearch / München: Wie wählen Sie die für die jeweilige Strategie in Frage kommenden Aktien aus?
Spencer: "Im Value-Bereich betrachten wir für Europa ein Universum von ca. 1800 Aktien. Dieses Universum teilen wir in Quartile ein. Diese Quartile werden durch ein Ranking, das folgende Kriterien erhält gebildet:
- An erster Stelle steht ein Value-Screen mittels des Kurs/Gewinnverhältnis mit Sicht auf 1 Jahr
- Der zweite Filter bildet der Newsflow-Screen, der drei Kennziffern enthält: das Kurs/Gewinnwachstum, das Gewinnmomentum und das Preismomentum.
- Der dritte Filter ist der Sanity Check (der fundamentale Gesundheitscheck)
Übrig bleibt ein Portfolio mit ca. 350 Titeln."
e-fundresearch / München: Wie gestaltet sich die Verkaufsdisziplin des Portfolios?
Spencer: "Hier findet die Weiterführung unseres disziplinierten Ansatzes statt. Die Titel, die zu den 30% der Besten gehören befinden sich im Depot. Rutscht ein Wert in Richtung 40% wird der Titel aus dem Portfolio herausgenommen.
Diese Verfahrensweise garantiert, dass sich im jeweiligen Stil Portfolio (Value oder Growth) auch immer nur die Titel befinden, die sich für die Stilausrichtung qualifizieren (Fund Purity)."
e-fundresearch / München: Die beiden Stilfonds, der Strategic Value und Strategic Growth, sind noch relativ jung (Auflage im Februar 2000). Gibt es einen Backtest für diese Strategien?
Spencer: "Natürlich haben wir umfangreiche Untersuchungen angestellt und unsere Strategien back- getestet. Die Ergebnisse waren beeindruckend. Die 20% der nach unserem Ranking besten Titel nach der Value-Strategie erbrachten von Dez. 1992 bis Dez. 2000 eine Performance von 298%. Das Universum erbrachte zum Vergleich nur 195%.
Bei der Growth-Strategie lag die Performance der 20% der nach unserem Ranking besten Titel von Dez. 1992 bis Dez. 2000 bei 519%. Das Universum erbrachte zum Vergleich nur 141%."