Nachdem der Meinl India Growth im Mai 2005 gestartet war, galt es für Fondsmanager Ray Jovanovich einige Herausforderungen zu bestreiten, um seine Investmentstrategie wirklich umsetzen zu können (siehe auch “Die besten Indien-Aktienfonds“). In einem aktuellen Interview mit e-fundresearch.com nimmt Jovanovich zur Performance des Fonds und zu zentralen indischen Investementthemen Stellung.
Positives Momentum des Meinl India Growth nimmt zu
e-fundresearch: Indische Aktien sind seit Jahresbeginn – gemessen in Euro – um fast 30 Prozent gestiegen. Seit Start des Meinl Indian Growth hat der Bombay SE 100 Index um 22 Prozent zugelegt, der Fonds seit seiner Auflegung allerdings nur 6,2 Prozent. Warum?
Jovanovich: Die Benchmark des Fonds ist der Mumbai Sensex 30 Index in Euro gerechnet. Der Fonds war bedingt durch regulatorische Anfragen (außer unseres Bereichs beim lokalen Custodian) am Anfang nicht in der Lage, seine Investitonspolitik zu 100 Prozent umzusetzen, weshalb der eigentliche "Investment-Start" erst gegen Mitte/Ende Juni umgesetzt werden konnte.
Ebenso gibt es Maximalquoten für ausländische Investoren (die je Aktie variieren können). Diese Quoten waren bei vier Aktien, die wir als Core Holding definiert hatten erreicht, weshalb wir an deren Performance am Beginn nicht teilnehmen konnten.
Die Performance des Meinl India Growth liegt mit +5,28 Prozent seit 21.6. gegenüber +6,25 Prozent des Mumbai Sensex30 (entspricht einem Minus von 0,97 Prozent) zum Stichtag 29.8. gar nicht so schlecht. Dem Fondsmanagement ist hier sicher kein Vorwurf zu machen, im Gegenteil, man hat es geschafft, sich in einem Hype-Markt die fundamentale Disziplin zu bewahren und trotz geringer Aktienquote den Markt begleitet.
Seit dem Start-Zeitpunkt wurde die selektive Investition step by step auf einen Investitionsgrad nahe 100 Prozent (aktuell 86 Prozent) angehoben. Die Geschwindigkeit der Performance einzelner Aktien forderte zusätzlich eine starke Disziplin in der Umsetzung. Es wurde daher zu Beginn nicht vollends und sofort zu 100 Prozent investiert, um auf attraktivere Bewertungen noch reagieren zu können. Dies hat dem Fonds zwar etwas an Anfangsdynamik gekostet, sich aber inzwischen zu einem deutlichen Vorteil gewandelt. Das positive Momentum des Meinl India Growth gegenüber dem Markt nimmt zu. Alpha entsteht. Und das zählt für unsere Kunden.
Einer von zwei Indien-Aktienfonds in Euro
e-fundresearch: Wie unterscheidet sich Ihr Fonds von anderen Indien-Aktienfonds?
Jovanovich: Es gibt weltweit nur zwei Euro-Indien-Aktienfonds (einer davon ist der Meinl Fonds). Es wird ein konzentrierter, von intensiver Recherche und Analyse vor Ort begleiteter, Investmentprozess umgesetzt. "Prudent Investment".
Lokal, unabhängig und Bottom Up sind die Maximen. Das Ziel ist, das Geld der Anleger zu mehren, nicht, am Index zu kleben um dessen "Fehler" nicht mitzumachen um auch langfristig über dessen Performance zu bleiben.
Beispiel dafür ist die aktuelle Sektorallokation, die in einige großgewichtete Sektoren nur sehr gering investierte.
Monsun weiterhin von großer Bedeutung
e-fundresearch: Der Monsun dieses Sommers ist etwas besser als letztes Jahr ausgefallen. Die Niederschläge sind im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gestiegen. Wie wichtig ist der Monsun für den indischen Aktienmarkt und – darauf aufbauend – wie sieht Ihre Einschätzung für den Verlauf des Jahres 2005 aus?
Jovanovich: Monsun ist und bleibt vorerst ein wichtiger Punkt für Indien.
Die Gründe sind vielfältig: 23 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aber 70 Prozent der Bevölkerung sind direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
Gute Monsunregenfälle entlasten daher die staatliche Finanzierung der anstehenden Projekte für Infrastruktur – weil keine Gegensubvention im Agrarbereich anfällt – und helfen dem Konsum durch die finanzielle Auslastung der ländlichen Bevölkerung.
Selbst katastrophale Überschwemmungen wie vor einigen Wochen in Mumbai schaffen in diesem Umfeld (solange sie nicht das gesamte Land umfassen) positives Sentiment, da die Geschwindigkeit der Infrastruktur-Umsetzung generell dadurch zunimmt.
e-fundresearch: Welche Sektoren oder Aktien gefallen Ihnen im Speziellen?
Jovanovich: Nach wie vor halten wir die Sektoren "banking" & "finance", sowie "industrials" & "infrastructure" für die beste Wahl. Software sind wir selektiv investiert, in Summe hält die Gewichtung aber bei "neutral". Untergewichtet bleiben "pharma" und "energy" also Öl und Gas, letzteres trotz des "Öl-rauschs" völlig zu recht, da indische Energieunternehmen ganz andere Ergebnisprofile haben als ihre internationalen Vergleichsunternehmen. In Indien ist dieser Sektor enorm reguliert und lässt wenig Spielraum.
"Infrastruktur" ist das zentrale Thema
e-fundresearch: Letzte Woche hat das Parlament ein Gesetzt verabschiedet, welches jedem Haushalt in 200 von 600 indischen Regionen 100 Tage Beschäftigung pro Jahr garantiert. Zudem wird geplant dieses Recht bis zum Jahr 2010 auf das gesamte Land auszuweiten. Wird das der heimischen Wirtschaft helfen?
Jovanovich: Diese Äußerungen sind eher als "politisches Marketing" zu verstehen und haben keinen großen finanziellen Druck.
Das Wichtigste ist und bleibt in Indien das Thema "Infrastruktur". Dieses Thema ist unangetastet und ausfinanziert. Durch diese Investitionen wird ohnehin ein nahezu optimaler Auslastungsgrad der arbeitenden Bevölkerung erzielt und die Arbeitslosigkeit gering gehalten. Und durch den Erfolg dieser Projekte wird das Wirtschaftswachstum stabilisiert was ebenso positive Effekte auf den Arbeitsmarkt nach sich zieht.
e-fundresearch: Seit Mai 2005 ist der Mumbai Sensex 30 – in Euro gemessen – um 28 Prozent gestiegen. Wie nachhaltig sehen Sie diese Entwicklung und welche langfristig realistische Einschätzung können Sie zu return/risk Verhätnissen bei indischen Aktien geben – basierend auf earnings growth, dividend yields und PE-Extension/Extraction?
Jovanovich: Dividened yield ist nicht das Thema in Indien, es ist Gewinnwachstum!
Dieses Wachstum erfolgte in den letzten Jahren parallel zur Marktentwicklung. Ähnlich wie in Österreich hat der Markt daher seine Bewertungen immer wieder daran neu ausgerichtet und ist nie in eine "Bubble-ähnliche" Situation geraten.
Für 2006 (= bis Ende März 2006) ist mit einem konsolidierten Gewinnwachstum von zumindest 22 Prozent zu rechnen. Das spiegelt auch der Markt (obwohl einige selektive Stories dieses Entwicklung aktuell etwas überdecken) und durch einige attraktive Neuemissionen noch nach oben anzupassen ist.
Einzig das stampedeartige Investment im Mai, bedingt durch starkes Interesse aus Japan hat einige Werte in die Region "überbewertet" katapultiert. diese Werte kommen langsam zurück, ohne dabei fundamental zu enttäuschen. Ein natürlicher Prozess an allen Börsen dieser Welt.
Für die kommenden Jahre ist die Qualität des Gewinnwachstums und die Stabilität der Konjunktur durch die anstehenden und in Umsetzung befindlichen Projekte gesichert. Die mittel bis langfristige Entwicklung des Indischen Aktienmarkts sollte daher eindeutig positiv sein. Indien wird als Investmentthema eine immer breitere Schicht ansprechen. Auch ist der Anteil heimischer Investoren in Indien deutlich größer als in China. Dies hat einerseits mit dem guten Ausbildungsstand der Inder zu tun, andererseits mit dem hohen Kapitalmarktbewusstsein der Bevölkerung. Der Markt ist daher breit unterstützt und nicht prinzipiell von ausländischen Investoren abhängig.
Kurzfristig kann man wegen der hervorragenden Performance bis dato eine Konsolidierung in Indien erwarten. Das Auge muss aber geschärft bleiben um auf fundamentale Entwicklungen "at time" reagieren zu können. Langfristig bleibt Indien ein Muss.
e-fundresearch: Danke für das Interview.