Japan: Seit 4 Jahren mit Gewinnwachstum

"Die japanische Wirtschaft befindet sich im vierten Jahr in Folge mit Gewinnwachstum bei den Unternehmen", erklärt Lilian Haag, Managerin des DWS Japan Fonds. Die Unternehmen seien gut aufgestellt und Japan in den meisten Depots immer noch untergewichtet. Deswegen sieht die Expertin weiteres Potential. Managers | 07.09.2005 08:55 Uhr
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Fondsmanagerin Lilian Haag zeichnete seit Anfang 1999 - mit einer kurzfristigen Unterbrechung - für den DWS Japan Fonds verantwortlich. Haag wurde in Deutschland geboren, wuchs aber in Tokio auf. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und Japanologie arbeitete sie zwei Jahre als Brokerin bei japanischen Banken. Sie verwaltet den Fonds von Frankfurt aus und beginnt ihren Arbeitstag somit erst, wenn die Börse in Tokio schon geschlossen ist. Kauf- oder Verkaufsorders an ihre Broker in Japan gibt sie einfach am Nachmittag auf. Einen Nachteil sei das nicht: "Es ist manchmal besser, wenn man sich von der Hektik der Tagesaktualität nicht beirren lässt." Den DWS Japan beschreibt Lilian Haag als Large Cap Fonds.

Lilian Haag im Interview

e-fundresearch hat Liian Haag zur Fondsperformance und zu ihrer Einschätzung bezüglich der kommenden Wahl in Japan befragt:

e-fundresearch: Japanische Standardwerte legten (gemessen am TOPIX in Euro) seit Anfang August 6% zu. Im Vergleich dazu: MSCI Europe (-0,3%), S&P 500 (-2,4%) oder MSCI World (-0,7%). Woher kann diese starke Outperformance?

Haag: Die Situation der japanischen Wirtschaft hat sich seit Anfang dieses Jahres weiter verbessert. Vor dem Hintergrund dieser fundamentalen Situation sahen Anleger nach der starken Aktienmarktrallye in Europa und asiatischen Emerging Markets Japan als billig an und verlagerten Anlagemittel in Richtung japanischer Börse. Es gab kein auslösendes Ereignis. Es war ein langsamer Prozess.

Die Wahl könnte zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen führen

e-fundresearch: Wie werden sich die Neuwahlen am 11.9. auf den japanischen Aktienmarkt auswirken. Trifft auf die zuvor angesprochene Entwicklung der Satz "Politische Börsen haben kurze Beine" (ähnlich wie in Deutschland) Ihrer Meinung nach zu?

Haag: Der Ausgang der Wahl ist offen. Mögliche Gewinner sind die bisher regierende LDP unter Kozumi, oder die DPJ mit Okado als Spitzenkandidat. Der Unterschied zwischen den beiden Parteiprogrammen ist gering. Eine wichtige Anlegergruppe in Japan sind die Ausländer, die etwa ein Viertel der Börsenkapitalisierung halten. Sie favorisieren den Kandidaten, den sie kennen und bei dem geringste Unsicherheit zu erwarten ist: Kozumi. Bei einer Wahl Okados könnte es also kurzfristig zu Gewinnmitnahmen kommen. Allerdings kommt es für die Einschätzung des japanischen Aktienmarktes insbesondere auf die Unternehmen an. Und die haben sich gut entwickelt.

US-Aktien deutlich teurer

e-fundresearch: Wie stellen sich aktuell die Bewertungen des japanischen Aktienmarktes im internationalen Vergleich dar?

Haag: Japan steht gut da. Die Unternehmen sind auf Basis der diesjährigen Gewinnerwartungen mit dem etwa 16-fachen bewertet. Europa ist mit dem 13-fachen noch billiger, die U.S.A. sind mit dem über 20-fachen P/E deutlich teurer. Die Eigenkapitalrendite ist schwächer als in den anderen beiden großen Anlageregionen. Deshalb gewähren die Anleger auch nur einen geringeren Multiplikator beim Buchwert. Die Dividendenrendite ist mit 1,2% im Vergleich zu 2,7% in Europa deutlich geringer.

Japanische Unternehmen sind heute gut aufgestellt

e-fundresearch: Mit welcher Aktienmarktentwicklung rechnen Sie langfristig in Japan - basierend auf Ihren Schätzungen für Unternehmensgewinnwachstum, Dividendenrendite und einer evt. Ausweitung des KGV?

Haag: Die japanische Wirtschaft befindet sich im vierten Jahr in Folge mit Gewinnwachstum bei den Unternehmen. Die Zuwächse schwächen sich aber leicht ab. Die Unternehmen haben die guten Jahre genutzt und die Bilanzstrukturen deutlich verbessert. Wir erwarten eine Erhöhung der Ausschüttungsquote. Sie beträgt nur 25% im Vergleich zu 30% in Europa oder den U.S.A. Auch die Bankenkrise ist überwunden. Deshalb sehen wir für japanische Aktien ein gutes Potential. Allerdings ist der internationalen Kontext für Aktienanlagen zu beachten.

Konservative Ausrichtung für den Fonds

e-fundresearch: Auf Sicht der letzten zwei Jahre liegt der DWS Japan mit 14% hinter dem TOPIX zurück. Seit Ende Juli 2005 outperformte der Fonds den Index aber wieder um 400 Basispunkte? Bitte erklären Sie kurz diese Entwicklung und skizzieren Sie Ihre weitere Strategie?

Haag: Der DWS Japan ist ein Large Cap Fonds. 2004 haben sich in Japan Large Caps deutlich schlechter als Small Caps entwickelt. Der TOPIX ist mit 1600 Werten ein breiter Index. Aus diesem Unterschied resultierte allein 2004 eine Underperformance gegenüber dem TOPIX von 10%. Vergleicht man den Fonds mit dem Large Cap Index TOPIX 100 ergibt sich in den letzten zwei Jahren ein deutlich geringfügigerer Unterschied von 3,2%.  Anfang 2005 hatten wir den Fonds aggressiv auf steigende Kurse ausgerichtet und lagen damit im ersten Quartal gut. Als im April der Konflikte Japan/China aufflammte verlor der DWS Japan deutlich. Daraufhin haben wir den Fonds konservativ neu aufgestellt und diese Strategie zahlt sich nun aus.

e-fundresearch: Welchen Rat geben Sie derzeit einem Anleger, der vor der Entscheidung steht in japanische Standardwerte zu investieren?

Haag: Japanische Aktienfonds gehören zur Beimischung in jedes Wachstumsdepot. Wir sind bezüglich der weiteren Entwicklung zuversichtlich. Zur Zeit sehen wir zunehmend, dass Anleger in japanische Aktien investieren. In den meisten Depots ist Japan immer noch untergewichtet. Das eröffnet einiges Potential.

e-fundresearch: Danke für das Gespräch.
 

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