Was sind die großen Herausforderungen für die Zukunft?
Die größten Herausforderungen sind wohl Corporate Governance und Transparenz. Das Prinzip der Marktwirtschaft steht und fällt mit guter Unternehmensführung
und Transparenz. Das ist natürlich untrennbar mit dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit verbunden, das wiederum philosophische und moralische Grundsätze beinhaltet, die dieses Prinzip über die Rechte von Einzelnen oder Gruppen stellen. Eine weitere Zutat dieses hochpotenten Cocktails ist der hohe Grad an Korruption in vielen Schwellenländern.
Wie kann die wirtschaftliche Zerrüttung vermindert werden, die mit der Globalisierung einhergeht?
Die Globalisierung ist nicht aufzuhalten. Ihre negativen Folgen sind nur durch zwei Schlüsselfaktoren abzufedern: 1. Wissen (Technologie, Aus- und Weiterbildung) und 2. Flexibilität. Die Menschen überall auf der Welt müssen sich auf Veränderungen einstellen. Sie müssen zu einer Geisteshaltung gelangen, die es ihnen ermöglicht, Ideen Methoden und Gewohnheiten aufzugeben, die im aktuellen globalen Umfeld bedeutungslos geworden sind. Sie müssen den Willen haben, Altes abzulegen und Neues zu begrüßen. Darauf müssen sie natürlich durch Aus- und Weiterbildung vorbereitet werden.
Sind die Manager von Schwellenländer-Portfolios die „Wanderheuschrecken“ oder „Geier“ der Globalisierung, die schnelle Gewinne machen, weiterziehen und wirtschaftliche Probleme hinterlassen?
Portfoliomanager, die in Schwellenländer investieren, sind vermutlich das Beste, was diesen Ländern passieren kann. Sie liefern das Risikokapital (häufig bei hohen Risiken), das vorher nicht zur Verfügung stand. Ausländische Portfoliomanager verdienen sogar besondere Anerkennung, da sie häufig in Ländern investierten, deren eigene Bürger ihr Geld in der Vergangenheit lieber ausländischen Banken anvertrauten, die es in Industrieländern investierten, statt es im eigenen Land anzulegen.
Die Manager von Schwellenländer-Portfolios sind daher keinesfalls „Heuschrecken“ oder „Geier“, sondern eher die Retter der betroffenen Schwellenländer, weil sie Vertrauen in die dort ansässigen Menschen setzten.
Warum blieb die Wertentwicklung des chinesischen Aktienmarktes hinter dem Wirtschaftswachstum zurück?
Das Hauptproblem des chinesischen Marktes liegt in der Regulierung: Überregulierung, schlecht konzipierte und schlecht ausgeführte Regulierungsmaßnahmen und durch solche Regulierungsmaßnahmen verursachte Verzerrungen und Wechselkursbeschränkungen. Der Markt muss sich öffnen, die Regulierung muss abgebaut werden und es muss auf Transparenz und Offenlegung gedrungen werden.
Die Schwellenländer haben in den letzten Jahren kräftig aufwärts tendiert. Steht eine erneute Finanz-/Wirtschaftskrise ins Haus?
Wenn die Aktienmärkte stark sind und der Optimismus überhand nimmt, ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Wir sollten stets auf eine Überraschung gefasst sein. Das Problem ist, dass häufig selbst die angesehensten Experten den Zug nicht sehen, der mit 150 Stundenkilometern auf sie zukommt. Probleme und Sorgen gibt es immer: die Vogelgrippe, das US-Handelsdefizit, der Iran, der Irak, die Ölpreise und so weiter und so fort. Natürlich könnten die Schwellenländer – wie jedes andere Land auch – von solchen Entwicklungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Beunruhigt Sie der Linksruck in der lateinamerikanischen Politik?
Nein. Die größten Länder – Brasilien, Chile und Mexiko – gehen in die richtige Richtung.
Wieso sollte man angesichts der Zunahme des Angebots an Hedge-Fonds und anderer alternativer Anlagen wie Rohstoffe noch in Schwellenländern investieren?
Über Schwellenländer-Fonds engagiert man sich in Rohstoffen und konsumabhängigen Instrumenten sowie anderen potenziellen Quellen für Wohlstand. Solche Fonds bieten Diversifizierung und Wachstum und gleichzeitig Sicherheit infolge der strikten Beachtung der Vorgaben, die ein zu hohes Engagement in einzelnen Branchen, Ländern oder Unternehmen verhindern.