Die Region Asien-Pazifik bot Anlegern in den vergangenen Jahren attraktive Renditechancen. Diese machte sich auch der Fidelity Funds - Asian Special Situations Fund erfolgreich zunutze: Der Fonds ist über die Zeiträume 1, 3, 5 und 10 Jahre im ersten Quartil seiner Vergleichsgruppe platziert.* Im aktuellen Interview spricht Fondsmanager Joseph Tse über die Anlagechancen des asiatischen Marktes, die hervorragende Wertentwicklung seines Fonds und seine aktuelle Einschätzung der Region.
Was steckt hinter dem Begriff „Special Situations“?
Tse: „Hinter dem Begriff „Special Situations“ verbirgt sich eine Vielzahl an Anlagechancen, die sich z.B. aus Fusionen und Übernahmen, aus deutlichen Unterbewertungen, Turnarounds oder der Erholung eines Unternehmens ergeben können. Aber auch Unternehmen, die neue Produkte auf den Markt bringen, eine Restrukturierung durchlaufen oder unter neuer Leitung stehen, fallen unter diesen Oberbegriff.“
Können Sie einige konkrete Beispiele für solche Anlagechancen nennen?
Tse: „Im letzten Jahr erzielten diverse kleinere Banken in Hongkong dank des anziehenden Kreditwachstums und des Vordringens in den Verbraucherkreditbereich beachtliche Kurssteigerungen. Interessanterweise sind viele von ihnen in der Zwischenzeit das Ziel von Übernahmen grösserer asiatischer Banken aus Taiwan und dem Mutterland China geworden. Sie fallen unter das Thema Fusionen und Übernahmen, das ich derzeit für den Fonds Gewinn bringend nutze. Die steigende Nachfrage nach alternativen Energiequellen ist eine weitere Entwicklung, die unter die Rubrik „Special Situations“ fällt. In den letzten Jahren haben die Umweltprobleme zugenommen: Steigende Treibstoffpreise und die Suche nach energiesparenden Lösungen haben die Nachfrage nach Dieselmotoren als Alternative zu Benzinmotoren insbesondere in Europa und den USA angefacht. Von diesem Trend profitieren besonders die Metallindustrie und die Landwirtschaft. So verbessert die Verwendung von Platin in der Abgasreinigung von Dieselmotoren die Umwandlung von toxischen Gasen in weniger schädliche Gase – dies kommt der Umwelt zugute. Zudem werden Biodiesel und Palmöl zunehmend als erneuerbare Energiequellen für Dieselmotoren genutzt. Davon dürften Plantagenbetriebe aus Malaysia und Indonesien profitieren, die über riesige Palmölreserven verfügen.“
Wie wählen Sie die Aktien für Ihr Portfolio aus?
Tse: „Bei der Aktienauswahl bevorzuge ich Firmen, die einen hohen freien Cashflow erzeugen und eine attraktive Dividendenrendite bieten. Ein wichtiges Kriterium sind für mich daneben global wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle mit einer Führungsspitze, die bereits in der Vergangenheit einen Wert für die Aktionäre erwirtschaftet hat. Um alle notwendigen Informationen zu erhalten, besuche ich viele Unternehmen und verschaffe mir vor Ort einen Einblick. Pro Jahr besuche ich im Schnitt zwischen 400 und 500 Firmen. Zudem bekomme ich viele Anlageideen von unseren Aktienanalysten der verschiedenen Standorte in der gesamten Region Asien-Pazifik, darunter Australien, Hongkong, Indien, Korea und Singapur. Dass unsere Analysten so dicht am Puls des Geschehens sind, verschafft uns meines Erachtens einen wichtigen Wettbewerbsvorsprung. Von Vorteil ist auch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Fidelity-Fondsmanagern in Hongkong. Mit ihnen pflege ich einen regen Austausch. Aus diesen Gesprächen resultieren oftmals neue Anlageideen für den Fonds, denen ich dann nachgehe.“
Gibt es aus Ihrer Sicht Länder, die zurzeit besonders attraktiv oder unattraktiv sind?
Tse: „In den letzten Jahren hat sich Korea zum führenden Markt der Region entwickelt. Dort haben sich die Aktien ausgehend von einem sehr niedrigem Niveau erholt: Noch vor fünf Jahren lag das durchschnittliche KGV koreanischer Aktien unter 10. Heute werden sie nur unweit des Vielfachen anderer Märkte in der Region gehandelt. Das hat jedoch zur Folge, dass ich heute auf dem koreanischen Markt wesentlich selektiver vorgehen muss. Andererseits hat auch China in den letzten zwei Jahren enorm aufgeholt. Gleichwohl finde ich auch dort weiterhin interessante Anlagechancen. Einige dieser Chancen gehen zu Lasten Hongkongs. Vor zwanzig Jahren machte Hongkong fast 25% des Gesamtmarktes der Region Asien (ohne Japan) aus. Inzwischen ist sein Anteil auf fast 10% geschrumpft zugunsten anderer Finanzmärkte wie Taiwan, Korea und China, die auf dem Vormarsch sind. Indonesien und Malaysia glänzen zwar mit starker Performance, können aber alles in allem weniger Titel vorweisen, die ich attraktiv finde. Es deutet kaum etwas darauf hin, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in diesen Märkten insgesamt zugenommen hätten.“
Sehen Sie derzeit Entwicklungen oder Besonderheiten am asiatischen Aktienmarkt, die ins Auge stechen?
Tse: „Als übergeordneten Trend sehe ich die allgemeine Aufwärtsbewegung an den Märkten, die meines Erachtens noch weiteres Potenzial besitzt. Innerhalb dieses übergeordneten Trends wird eine andere Tendenz sichtbar: Nach dem Platzen der TMT-Blase wurden Substanzwerte bevorzugt; dies kehrt sich derzeit wieder um. Ein Trend, der an den asiatischen Märkten bislang aber kaum Beachtung findet. Seit zwei Jahren erzielen wachstumsorientierte Unternehmen in Asien eine deutlich bessere Performance als wertorientierte. Gegenüber Standardwerten haben Nebenwerte seit fünf oder sechs Jahren die Nase vorn. Das sage ich bewusst, obwohl ich den Fonds derzeit stärker auf Standardwerte ausrichte. Aus meiner Sicht nämlich stehen Risiken und Chancen bei Large Caps in einem besseren Verhältnis als bei kleineren Titeln. Zudem zeichnen sie sich durch ein insgesamt geringeres Beta aus, was angesichts des aktuellen Marktumfelds nicht unerheblich ist.“
Parallel zur starken Performance des Marktes erzielte auch der Fonds eine überragende Wertentwicklung. Was sind hierfür die Hauptgründe?
Tse: „Vor allem die Einzeltitelauswahl war ausschlaggebend für die sehr gute Performance. Den grössten Beitrag im letzten Jahr steuerte unser Engagement bei China Life Insurance bei. Die führende Marktstellung in Verbindung mit einem kostengünstigen Vertriebsnetz im riesigen und ländlich strukturierten Reich der Mitte unterstützten überdurch-schnittliche Wachstumsraten des Unternehmens. Daneben ist noch Anhui Conch Cement zu nennen, den an Umsatz und Produktionsvolumen gemessen größten Zementhersteller Chinas, der ebenfalls beeindruckende Kursgewinne erzielt hat. Das Unternehmen profitiert vom langfristig angelegten Ausbau der chinesischen Infrastruktur und der rasant fortschreitenden Konsolidierung in der chinesischen Zementindustrie. Zu den anderen Spitzenpositionen im Portfolio gehören einige australische Rohstofftitel, einige neue Medienunternehmen aus der Region, Bohrinselproduzenten aus Singapur, Palmöllieferanten aus Malaysia und ausgewählte koreanische Konsumgüterproduzenten.“
*Quelle: Fidelity, Standard & Poor’s, 31.01.2007. Vergleichsgruppe: Equity Far East & Pacific Jap.