Für die Fondsgesellschaft ADIG-Investment befinden wir uns derzeit bereits mitten in einer Rezession. Die Anschläge vom 11. September führten weiters zu einer Verschiebung des weltweiten konjunkturellen Tiefpunktes vom 3. ins 4. Quartal 2001. Und obwohl die Realzinsen vor diesem Hintergrund bereits sehr niedrig sind, geht Kornel Schweers, Fondsmanager des ADIRENTA, von weiteren Zinssenkungen der EZB um 50 Basispunkte auf 3,25 % aus. Auf die Steilheit der Zinskurve sollte sich das aber nicht auswirken, da das bereits im Mark diskontiert ist.
Auch Rentenfonds Anleger müssen Erwartungen zurücknehmen
Darüber hinaus sollte sich der Anleger aber von Fondsrenditen von 10% p.a. und mehr verabschieden, mehr als 5% werden es in nächster Zeit wohl nicht mehr sein da wir dem Ende des Zinssenkungszyklusses bereits sehr nahe sind.
Für große Änderungen im Fonds ist es für Herr Schweers aber noch zu früh, die aktuelle Unsicherheit im Markt (und die damit verbundene Risikoprämie bei Corporate Bonds) sollte dieses Jahr noch anhalten. Deswegen geht er derzeit keine erwähnenswerten Abweichungen von der Benchmark ein und hält sich auch bei Unternehmensanleihen zurück. "Wait and see" also vor einem generell aber (noch) positiven Umfeld für Euro-Renten.
Wir sprachen mit Kornell Schweers von ADIG-Investment, Fondsmanager des ADIRENTA, über die aktuelle Strategie seines Fonds.
e-fundresearch / Frankfurt: Kriegsszenario, Rezessionsängste und die Hoffnung auf weiter fallenden Zinssätze. Eigentlich ideale Rahmenbedingungen für eine Anleihenfonds oder?
Kornell Schweers: "Man muss das vielleicht etwas differenzierter sehen. Sicherlich sind für den Rentenmarkt insgesamt die Rahmenbedingungen gut. Wir sind in einer Rezession, die Inflation ist kein Thema, wir haben einen niedrigen Ölpreis und auch von den Lohnkosten wird kein Druck aufkommen. Insofern also ein gutes Rentenumfeld. Allerdings müssen wir auch sehen, dass der Markt bisher bereits gut gelaufen ist - der Rentenmarkt hat von der globalen Unsicherheit profitiert.
Wir haben im Moment 10-Jahres Zinsen in Deutschland von rund 4,7 % bei einer Inflationsrate von rund 2,5 %. Das ist im historischen Vergleich eine recht niedrigere Realverzinsung. Hier muss man eben auch sehen, dass die Märkte schon einiges eingepreist haben. Trotzdem glaube ich dass wir uns in den nächsten 3-6 Monaten auf diesem Niveau halten werden, weshalb wir von daher am Rentenmarkt keine negativen Überraschungen erleben sollten.
Das heißt für Investoren die die gegenwärtige Situation noch als sehr risikoreich betrachten und das Investment in Aktien noch scheuen gibt es dort jedenfalls gute Möglichkeiten ihr Geld zu parken."
e-fundresearch / Frankfurt: Welche Strategie verfolgen Sie aktuell? Wie positionieren Sie sich auf der Zinsstrukturkurve?
Kornell Schweers: "Im Moment haben wir die mittleren Laufzeiten noch leicht übergewichtet. Das ist deswegen erfolgt, weil wir von einer steilen Zinsstrukturkurve ausgegangen sind. Das ist soweit eingetreten und da ich davon ausgehe, dass sich an der Steilheit der Zinsstrukturkurve nicht sehr viel ändert, sehe ich da keinen Änderungsbedarf.
Wir werden bis zum Jahresende eher noch leicht Zinssenkungen von den Zentralbanken sehen. In Euroland etwa um 50BP von aktuell 3,75 % auf 3,25 %. Auch da ist natürlich schon einiges im Markt enthalten. Deswegen wird sich an der Steilheit der Zinsstrukturkurve auch nicht viel ändern und folglich müssen im Fonds auch keine großen Änderungen vorgenommen werden."
e-fundresearch / Frankfurt: Ihr Fonds ist auch zu etwa 10-12% in Corporate Bonds investiert. Wie ist die Situation in diesem Segment, speziell nach dem Anschlag vom 11. September und dem Swissair Debakel?
Kornell Schweers: "Die Unsicherheit hat sich natürlich deutlich erhöht, was man an den entsprechenden Risikoaufschlägen erkennen kann. Was also im ersten Halbjahr sehr gut gelaufen ist und dem Fonds schöne Performancebeiträge geliefert hat, das hat jetzt im September ein wenig gekostet - keine Frage. Hier ist es uns aber gelungen die größten Minen, Sie haben Swissair angesprochen, im Fonds zu vermeiden. Trotzdem haben diese Beimischungen in den letzten Tagen nicht zur positiven Performance beigetragen.
Wenn man das aber langfristig sieht und nicht mit dem schlimmsten Szenario rechnet, sollte es sich letztlich aber auszahlen auf die Beimischung von Unternehmensanleihen zu setzten. Allerdings sollte man hier, denke ich, einen etwas längeren Atem haben da die Nervosität an den Märkten deutlich zu spüren ist. Deswegen wird bis zum Jahresende die Beimischung von Unternehmensanleihen nicht zu einer deutlichen Outperformance führen, langfristig sollte das aber wieder zu einer guten Performance beitragen.
Wir halten weiterhin die Augen offen bei Neuemissionen, ob man da etwas beimischen kann in den Fonds. Das würde ich dann aber eher als Tausch gegen bestehende Anleihen machen und nicht um die Quote zu erhöhen. Dafür ist die gegenwärtige Situation einfach noch zu unsicher."
(Christian Schreckeis - e-fundresearch Frankfurt)