Durch das WTC-Attentat wird sich die konjunkturelle Erholung zwar um ein Quartal auf das 2. Quartal Halbjahr 2002 verschieben, danach ist aber von einer nachhaltigen Erholung der Wirtschaft auszugehen. Das taktische Asset-Allokation Modell von INVESCO signalisiert bereits deutlich einen Einstiegszeitpunkt bei Aktien, aufgrund der durch die Vorkommnisse vom 11.September teilweise verfälschten Daten für verschiedenste Frühindikatoren wartet das Investmenthaus aber noch aussagekräftigere Zahlen ab. In die Rezession wir die USA aber jedenfalls nicht fallen.
e-fundresearch sprach mit einem Investmentteam von INVESCO (Regina von Hagen, Dr. Guido Hobert - beide verantwortlich für den INVESCO Neue Märkte - und Gerald Rössel - verantwortlich für den INVESCO Europa Branchenfonds Plus) u.a. über deren Investmentansatz, die Stimmung am Neuen Markt und wie kritisch man Informationen rund um den Neuen Markt nun betrachten sollte:
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e-fundresearch/Frankfurt: Erstmals seit 30 Jahren droht Amerika, Japan und Europa gleichzeitig eine Rezession. Welchen weiteren Konjunkturverlauf erwarten Sie bzw. welche Schlüsse ziehen Sie für den Europa Branchenfonds Plus daraus?
Gerald Rössel: "Wir denken, dass die wirtschaftliche Erholung im Q2 2002 kommen wird. Wir glauben nicht an eine langandauernde Rezession. Unter Umständen haben wir den Tiefpunkt noch nicht gesehen, aber er ist nicht mehr sehr weit entfernt. Deshalb haben wir den Europa Branchenfonds Plus bisher sehr defensiv gefahren, was sich indirekt aus den Indikatoren ergeben hat. Wir sind der Ansicht, dass auf mittlere Frist die Anlagepolitik in den zyklischen Bereich ändern wird."
e-fundresearch/Frankfurt: Ihr Fonds funktioniert nach einem quantitativen Ansatz. Auf welche Indikatoren achten Sie hier besonders und zu welchen Einzeltiteln raten diese Ihnen derzeit?
Gerald Rössel: "Wir achten hierbei auf das 12-Monats-Momentum, auf Gewinnrevisionen, auf Gewinnstabilität und auf die Bewertung. Zurzeit sind wir deshalb in Banken, Pharma und Industrie übergewichtet. Die großen Gewichte dabei sind ENI, Sanofi-Synthelabo und Barclays."
e-fundresearch/Frankfurt: Nun zum INVESCO Neue Märkte Fonds, einen der größten in diesem Segment: Wie ist hier die Stimmung nach über 60% Anstieg im Nemax-50 in nur knapp einem Monat und welches Potential sehen Sie für den Neuen Markt bis Jahresende?
Regina von Hagen: "Nach der Blase im letzten Jahr haben wir eigentlich erwartet, dass der Markt sehr stark zurückgeht. Das er auf dieses Niveau fällt natürlich nicht aber den Rückgang an sich haben wir eigentlich schon erwartet. Die Stimmung würde ich als kritisch-positiv betrachten. Kritisch deshalb, weil einfach die Informationen und Aussagen der Unternehmen kritischer hinterfragt und überprüft werden. Positiv andererseits, weil viele Firmen auf ein sehr günstiges Niveau gefallen sind und damit attraktive Einstiegschancen bieten."
e-fundreasearch/Frankfurt: Die Stimmung ist also noch nicht euphorisch?
Regina von Hagen: "Nein, im Moment ist die Stimmung noch nicht euphorisch. Ich denke hier sind viele Leute einfach vorsichtig nach den schlechten Erfahrungen die sie in der Vergangenheit gemacht haben. Deswegen ist die Stimmung zwar positiv aber man schaut sehr genau darauf was die Unternehmen machen. Man ist schon vorsichtiger in seinen Überlegungen aber auf alle Fälle noch weiterhin positiv gestimmt für den neuen Markt."
e-fundresearch/Frankfurt: Wie teuer ist der Neue Markt derzeit und welche Sektoren favorisieren Sie dort?
Regina von Hagen: "Wir hatten 2001 ein KGV von 47 und für nächstes Jahr von 25. Jetzt durch den Kursanstieg der letzten Tage müsste sich das etwas verschoben haben und wieder ein bisschen angestiegen sein. Für die Aussichten bis nächstes Jahr möchten wir uns eigentlich nicht auf eine genaue Zahl festlegen aber wir gehen davon aus dass es auch nach dem starken Anstieg erst mal zu einem Parallelverlauf kommt und in einer gewissen Breite schwankt, dann aber weiter anzieht. Bei den Sektoren ist der INVESCO Neue Märkte Fonds in den Branchen Technologie, Medien und Industrials übergewichtet. Gerade die starke Übergewichtung im Technologiebereich hat sich als sehr positiv erwiesen. Bei Biotechnologie und Medizintechnik sind wir gerade dabei weiter aufzustocken, weil das ein sehr vielversprechender Sektor ist. Untergewichtet sind wir in den Bereichen Internet und Finanzdienstleistung. Auch das hat sich bis jetzt als richtig erwiesen."
(Das Gespräch führte Christian Schreckeis, e-fundresearch / Frankfurt)