Vor dem Hintergrund dieser depressiven Marktlage muss allerdings betont werden, dass Schwellenländer mit Handelsbilanzüberschüssen, wie beispielsweise Brasilien, trotzdem gut abschnitten. Dies lag unter anderem auch an der Währungsaufwertung. Die Währungen von Ländern mit Handelsbilanzdefiziten - wie der Türkei - verloren dagegen an Wert.
Ausblick
Die Einschätzung der ING-Analysten bezüglich der US-Wirtschaft hat sich nicht geändert. Sie erwarten daher in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres ein leicht negatives Wachstum und eine ebenso kurzzeitige wie milde Rezession. Danach dürfte es allmählich wieder aufwärts gehen. In den USA wird das Wirtschaftswachstum wohl noch einige Zeit unter seiner langfristigen Durchschnittsrate liegen. Trotz der erheblichen Unsicherheiten, von denen die US-Wirtschaft zurzeit gekennzeichnet ist, rechnen die Anaylsten für 2008 immer noch mit einem angemessenen globalen Wirtschaftwachstum, das vor allem vom starken Wachstum in den Schwellenländern und einem Wachstum von 1,5 bis 2 Prozent in der Eurozone angetrieben wird.
Die globalen Aktienmärkte haben seit ihrem Höchststand im Jahr 2007 rund 20 Prozent an Wert eingebüßt (in Euro). Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Niveaus preisen die Märkte eine leichte, kurzzeitige Rezession ein. In der Vergangenheit ließen die Märkte während Rezessionen im Durchschnitt 20 bis 25 Prozent nach und ließen Raum für weitere Rückgänge. Die Märkte reagieren weiterhin sensibel auf Gewinnwarnungen (die Gewinne haben mittlerweile ihren höchsten Stand erreicht) sowie Herabstufungen durch Analysten. Die Bottom-up-Prognosen (durchschnittlich 10%iges Gewinnwachstum für Aktien weltweit sind viel zu hoch. Hier sind Abwärtskorrekturen unvermeidlich, insbesondere bei konjunkturabhängigen Unternehmen. Die von Siemens am 17. März herausgegebene Gewinnwarnung illustriert diese Anfälligkeit: Die Siemens-Aktie fiel untertägig um 12 Prozent.
Während bei Aktien das Risiko weiterer Verluste besteht, spiegeln die Credit-Spreads von Hochzinsanleihen bereits die Erwartung einer schweren Rezession in den USA wider. So preisen die Spreads von High-Yield-Credits beispielsweise eine Ausfallquote von 6 Prozent gegenüber der aktuellen Ausfallquote von rund einem Prozent ein. Im Hinblick auf die - von einigen Finanzdienstleistern abgesehen - gesunden Unternehmensbilanzen bieten die gegenwärtigen Spread-Niveaus ein angemessenes Wertverhältnis. Eine Verengung der Spreads wird jedoch wohl erst dann eintreten, wenn sich eine Normalisierung der Kreditmärkte und eine Erholung der US-Wirtschaft abzeichnet. Dies kann allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen.
Weitere Einbrüche an den Aktienmärkten wahrscheinlich
Mangelndes Vertrauen in die US-Wirtschaft wird in den kommenden Monaten - bei anhaltender Volatilität - wahrscheinlich zu weiteren Einbrüchen an den Aktienmärkten führen. Dabei müssen die Märkte den jüngsten Herabstufungen durch Analysten erst noch Rechnung tragen. In der Folge könnten die Kurse noch weiter fallen. Dieser Abwärtstrend wird eher schrittweise erfolgen. Im Sommer könnte dann die Talsohle erreicht sein. Es besteht jedoch ein reales Risiko für einen sofortigen Kursrutsch um weitere 15 Prozent. Die Märkte werden sich dann wohl auf diesem Niveau einpendeln, bevor sich positivere Signale aus den USA durchsetzen.
Taktische Asset-Allokation
Letzte Woche änderte ING IM ihre neutrale Position bei Aktien/Anleihen zu einer Untergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen.
Aktien
Angesichts des deutlichen Anstiegs der Unwägbarkeiten war das Portfolios bereits defensiv ausgerichtet. Die konjunkturunabhängiger Sektoren bleiben also übergewichtet und die zyklischen Sektoren untergewichtet. Letztere reagieren nämlich am empfindlichsten auf Gewinnwarnungen und fallende Erträge. Bei Finanzwerten hält ING an einer neutralen Position fest. Dabei konzentrieren sie sich auf die stärker defensiv ausgerichteten Finanzwerte. Dieser Sektor ist in diesem Jahr bereits um 20 Prozent gefallen und dieser Kursrutsch ist auch an den solideren Instituten nicht spurlos vorbeigegangen. Die ING-Analysten setzen in erster Linie auf Qualitätsunternehmen mit guten Perspektiven. Auch die Schwellenländer bieten weiterhin ein gutes Wertpotenzial.
Insgesamt erwarten sie im Laufe des Jahres weltweit einen zweistelligen Ertragsrückgang bei Aktien. Jedoch herrscht Optimismus vor, dass die Aktienmärkte dieses Jahr wohl über den gegenwärtigen Niveaus abschließen werden.
Die Präferenz für Wachstumsunternehmen mit hoher Marktkapitalisierung bleibt. Gerade unter den gegenwärtigen Bedingungen dürfte die Zahl der Unternehmen, deren Erträge weiterhin zulegen, schrumpfen. Umso intensiver werden sich die Investoren um diese Unternehmen bemühen. Die „echten‘‘ Wachstumswerte werden überdurchschnittlich abschneiden.
Staatsanleihen
In den USA, der Eurozone und Japan erwartet das ING-Team stabile bis leicht steigende Anleiherenditen für zehnjährige Bond Yields. Somit bleiben sie bei einer neutralen Gewichtung von Staatsanleihen.
Unternehmensanleihen
Weder der ING Eurocredit Fund noch der ING (L) Renta Fund Eurocredit enthalten von Bear Stearns emittierte Anleihen. In den Fonds sind allerdings auf Euro lautende Anleihen amerikanischer Investmentbanken vertreten (2,1 Prozent). Insgesamt entfallen auf US-Finanzwerte 9,5 Prozent. Die überwiegende Mehrheit der in unseren Portfolios gehaltenen Anleihen stammen von soliden und finanzkräftigen europäischen Retail-Banken. Obwohl wir keinerlei Bear-Stearns-Werte hielten, war ING IM doch vom allgemeinen Kursrutsch betroffen, da alle Bankanleihen eine deutliche Ausweitung der Spreads erlebten. Bei nachrangigen Schuldverschreibungen bleiben sie bei ihrer Übergewichtung, da die Spreads (emittentenspezifischer Risikoaufschlag auf den risikofreien Zinssatz) mittelfristig außerordentlich attraktiv sind.
Hochzinsanleihen
Die Rahmendaten für Unternehmensanleihen sind weiterhin relativ tragfähig, da die Unternehmenslandschaft von soliden Bilanzen, hoher Liquidität und einem geringen Anteil von Titeln mit kurzen Laufzeiten geprägt ist. In Anbetracht der düsteren Aussichten für die US-Konjunktur und der Hinweise auf eine fortgesetzte Liquidierung fremdfinanzierter Portfolios erwartet ING, dass die hohe Marktvolatilität anhält. Kurzfristig sollte das Potenzial für eine Spread-Verengung eher begrenzt sein. Auf mittlere bis längere Sicht bieten die aktuellen Spreads von Hochzinsanleihen ein angemessenen Ausgleich für das eingegangene Risiko.
Ferner wurde der Anteil europäischer Hochzinsanleihen im ING-Portfolio ausgebaut. Sowohl aus makroökonomischer Sicht (BIP-Wachstum nicht so stark rückläufig, weniger Verschuldung der Privathaushalte, geringerer Verfall der Immobilienpreise) als auch bei grundsätzlicher Betrachtung (ausgewogeneres Verhältnis zwischen Ab- und Aufstufungen der Bonität) spricht mehr für europäische Hochzinsanleihen als für solche aus den USA. Daher sind die Analysten überzeugt, dass europäische High Yields ihre Pendants aus den USA mittelfristig übertreffen werden. Die Übergewichtung von Hochzinsanleihen bleibt, da sie aus fundamentaler Sicht solide sind und von den High Yield-Experten kontinuierlich verfolgt werden.
Emerging Markets Renten
Auch für Rententitel aus den Schwellenländern sind die Rahmendaten immer noch günstig. In lokalen Währungen denominierte Emerging Market Debt (EMD) dürften auch von einem attraktiven Zinsgefälle und der voraussichtlichen Aufwertung von lokalen Währungen profitieren.