US-Verbraucher bestimmen Konjunktur

Der Finanzsektor mag das Gröbste jetzt überstanden haben. Dafür rückt nun der amerikanische Verbraucher als Faktor, der die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten entscheidend bestimmen wird, zunehmend ins Rampenlicht. Markets | 08.05.2008 15:00 Uhr
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Die Intervention der amerikanischen Notenbank zur Rettung von Bear Stearns Mitte März war ein klares Signal an die Finanzmärkte, dass die düsteren Aussichten auf einen Zusammenbruch des Finanzsystems vorerst beiseite geschoben werden können. Die positive Resonanz an den Aktien- und Kreditmärkten löste umgehend eine Erleichterungsrally aus. Die Aktien von Finanzdienstleistungsunternehmen legten rapide zu und machten damit ihre Underperformance im bisherigen Jahresverlauf in nur wenigen Wochen wett.

Abschreibungen scheinen jetzt die Talsohle überwunden zu haben

Banken können jetzt – zumindest etwas – aufatmen: Ankündigungen, dass Kredite in Milliardenhöhe abgeschrieben werden müssen, führen nicht mehr automatisch zu Kurseinbrüchen. So gab die angeschlagene Schweizer Bank UBS Anfang April eine weitere massive Abschreibung bekannt. Interessanterweise legte der Aktienkurs der Großbank danach zu. Darüber hinaus plant die UBS die Aufnahme frischen Kapitals durch Ausgabe neuer Aktien. Normalerweise würde das einen Rückgang des Aktienkurses bedeuten, da eine Neuemission den Wert der bestehenden Aktien verwässert. Nicht so diesmal! Ähnlich verhielt es sich in den USA mit Lehman Brothers. Die Ankündigung einer Aktienemission durch die schottische Bank RBS, nunmehr Miteigentümerin von ABN Amro, rief bei Investoren indes weniger Begeisterung hervor.

Insgesamt ist jedoch mit weiteren Emissionen durch Finanzinstitutionen zu rechnen. Als Alternative zur Liquidierung von Positionen im Hypothekenkreditgeschäft können Banken ihre Fremdverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital abbauen (Deleveraging), indem sie ihr Aktienkapital erhöhen. "Wir gehen zwar davon aus, dass sich die Abschreibungswelle bei den Banken auch in den nächsten Monaten fortsetzen wird, es zeichnen sich aber bereits wieder positive Signale ab. Doch wenn auch die Negativmeldungen aus dem Finanzsektor jetzt spärlicher werden, ist die Kreditkrise noch lange nicht ausgestanden", so die Experten von ING IM dazu.

Wohnimmobilienmarkt immer noch nicht aus dem Schneider

Der eigentliche Grund für die Probleme an den Finanzmärkten besteht immer noch und nimmt sogar an Brisanz zu: der massive Preisverfall am amerikanischen Wohnimmobilienmarkt. Die Folgen sinkender Immobilienpreise sind bekannt: Zwangsmaßnahmen und Weiterverkauf der betreffenden Immobilien, Verluste bei Hypothekendarlehen und Abschreibungen in Milliardenhöhe aufseiten der Finanzdienstleister. Je ausgeprägter der Preisverfall, desto größer sind die Verluste für den Finanzsektor und die Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Kreditkrise.

Die Häuserpreise in den USA setzen ihren Abwärtstrend fort. Die Zahl der Häuser, die keinen Käufer finden, ist viel zu hoch – Angebot und Nachfrage sind völlig aus dem Lot geraten. Laut dem S&P-Case/Shiller-Hauspreisindex fällt der Wert einer 400.000-Dollar-Immobilie derzeit jede Woche um weitere 1.000 US-Dollar. Dieser enorme Preisverfall hat dazu geführt, dass gegenwärtig rund neun Millionen Amerikaner (das sind 10 Prozent aller Hypothekenschuldner) mehr schulden, als ihre Häuser wert sind.

Die Hypothekenzinsen sind in den letzten paar Monaten zwar gefallen, aber nicht in dem Maße, in dem die Federal Reserve die Zinsen gesenkt hat. Da also sowohl die Häuserpreise als auch die Hypothekenzinsen – bei leicht steigenden Einkommen – zurückgegangen sind, werden Immobilien wieder erschwinglicher. Gleichwohl herrscht weiterhin große Kaufzurückhaltung, da potenzielle Käufer vor einem Kauf bei anhaltendem Preisverfall zurückschrecken. Niemand weiß, wann hier die Talsohle erreicht sein wird. Als grundlegendes Szenario geht die Fed von einem weiteren Rückgang um 6 bis 10 Prozent aus.


Die Fortsetzung der Analyse der ING IM-Experten finden Sie als PDF - zum Download im Info-Center. 

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