Die Inflationsraten steigen weltweit weiter, beispielsweise liegt der Verbraucherpreisindex in den USA inzwischen bei über 4 Prozent. Als Folge all dieser Entwicklungen geht nun das Gespenst der „Stagflation“ um – die Kombination aus Konjunkturabschwung und steigender Inflation. Viele Anleger fürchten, dass die Zentralbanken gezwungen sind, der Inflation durch Zinsanhebung die Stirn zu bieten, statt das Wirtschaftswachstum durch Wahrung niedriger Zinssätze zu unterstützen. Tatsächlich hat die Europäische Zentralbank Anfang des Monats den Leitzins leicht erhöht, was auf Anlegerseite keine Überraschung war.
Trennlinie
Doch beim globalen Inflationsbild dürfte es eine Trennlinie zwischen Industriestaaten und Schwellenmärkten geben. In den Schwellenmärkten ist die Preissteigerung sehr viel drastischer als in den Industriestaaten – in Indien und China liegt die Inflationsrate bei fast 8 Prozent. Der Grund: Nahrungsmittel haben in diesen Volkswirtschaften einen höheren Anteil am Konsum und wirken sich entsprechend stärker auf die Inflation aus.
"Wir rechnen daher nicht mit deutlichen Leitzinserhöhungen in den Industriestaaten – dort hat sich die Geldpolitik jüngsten Daten zufolge auf dem richtigen Stand eingependelt. Da der Konjunkturabschwung für noch mehr Flaute in der Wirtschaft sorgen wird, sollte auch der Inflationsdruck nachlassen", so Keith Wade, Chefvolkswirt bei Schroders.
Bald Überhitzung?
Doch die Schwellenmärkte richten ihre Leitzinssätze weiterhin an dem einbrechenden US-Immobilienmarkt aus (bedingt durch die Verknüpfung ihrer Währungen mit dem US-Dollar). Das wiederum kollidiert mit dem starken wirtschaftlichen Wachstum dieser Volkswirtschaften. Wird das Wirtschaftswachstum nicht gezügelt, ist eine Überhitzung die unausweichliche Folge. "Doch bisher haben wir bei der geldpolitischen Haltung der Schwellenländer keine großen Veränderungen feststellen können", so Wade abschließend.