Im Zuge dieser kräftigen Gegenbewegung überwand die Treasury-Rendite jüngst sogar wieder die 4-Prozent-Marke. Eine gewisse Entspannung in der Finanzmarktkrise nach der Rettung von Bear Stearns Mitte März spielte dafür eine wesentliche Rolle. Staatsanleihen waren fortan nicht mehr so stark als sicherer Anlagehafen gefragt wie noch in den Monaten zuvor. Sinkende
Kurse und damit steigende Renditen waren die Folge. Entscheidend für die Trendwende am Bondmarkt war jedoch die wachsende Sorge vor einem Verlust der Preisniveaustabilität in den Vereinigten Staaten. Der Anstieg der Inflationserwartungen trieb daraufhin die Nominalzinsen deutlich in die Höhe, was in teilweise erheblichen Kursverlusten mündete. Erst zum Ende der Berichtsperiode kam es zu einer Korrektur, in deren Folge die Renditen wieder etwas nachgaben, was aber den generellen Trend nicht konterkarieren konnte.
Veränderte Haltung der Fed
In diesem Kontext ist auch die veränderte Haltung der amerikanischen Notenbank zu sehen. Erstmals seit Ausbruch der Finanzmarktkrise verzichtete sie im Juni bei einem ihrer regulären Zusammentreffen auf eine Zinssenkung. Die als Leitzins fungierende Zielrate für die Fed Funds liegt damit weiterhin bei 2,0 Prozent. Aus Sicht der Marktteilnehmer werden angesichts des inflationären Umfelds erste Zinserhöhungsschritte in diesem Jahr inzwischen auch immer wahrscheinlicherer, was sich vor allem in den kurzen Laufzeiten niederschlug. Die Rendite zweijähriger Staatspapiere erhöhte sich um nicht weniger als 100 Basispunkte in den letzten drei Monaten. Die US-Zinsstrukturkurve ist dadurch wieder deutlich flacher geworden.
Renditeanstiege bei europäischen Rentenmärkten
Die europäischen Rentenmärkte waren im zweiten Quartal 2008 durch Renditeanstiege über alle Laufzeiten gekennzeichnet. Besonders ausgeprägt war die Entwicklung am kurzen Ende. Als verantwortlich hierfür zeigte sich in erster Linie die Europäische Zentralbank. In Reaktion auf das sich verschlechternde Inflationsumfeld stellten die Euro-Währungshüter überraschend für Anfang Juli nochmals eine Leitzinsanhebung in Aussicht. Mit vier Prozent liegt die Teuerungsrate in der Eurozone gegenwärtig deutlich über dem EZB-Zielwert von zwei Prozent.
Am Markt wurden daraufhin noch weitere Zinserhöhungsschritte eingepreist, obwohl sich auch im Euroraum immer mehr eine Konjunkturverlangsamung abzeichnet. Bezogen auf das Gesamtquartal lag der Renditeanstieg bei zweijährigen Zinspapieren aus dem Euroraum schließlich bei einem vollen Prozentpunkt. Ende Juni rentierten die Titel mit 4,5 Prozent.
Im Vergleich zum kurzen Ende fiel der Renditeanstieg im längeren Laufzeitensegment zwar moderat aus. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erhöhte sich zwischen April und Juni aber immerhin auch noch um mehr als 50 Basispunkte und lag zum Ende des Berichtszeitraums dadurch bei 4,6 Prozent. Wegen der höheren Kapitalbindungsdauer waren die absoluten Kursverluste hier jedoch größer als bei den Kurzläufern. Im Ergebnis weist die Zinsstrukturkurve inzwischen wieder einen nahezu horizontalen Verlauf auf.
Hauptursache für die steigenden Langfristrenditen war ebenfalls die Furcht vor einem dauerhaften Anstieg der Inflation. Die am Markt eingepreisten Inflationserwartungen lagen zuletzt bei 2,6 Prozent und damit deutlich höher als in der Vergangenheit. Daneben hat aber auch das Abflauen der Finanzmarktkrise im Anschluss an die Rettung von Bear Stearns zum Anstieg der Kapitalmarktrenditen beigetragen. Mit der Rückkehr der Risikobereitschaft an die Märkte sank die Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen, was die Kurse zusätzlich unter Druck brachte.