"Diese Maßnahme unterstreicht unsere Präferenz für US-Werte gegenüber Euroland-Titeln. Wir ziehen US-Aktien wegen der günstigeren geldpolitischen Rahmenbedingungen (zinspolitische Lockerung, wettbewerbsfähiger Wechselkurs) und der expansiv ausgelegten Fiskalpolitik vor. Diese drei Elemente sind in Euroland derzeit nicht gegeben", so die Experten weiter.
Europa wieder attraktiver
ING IM: "Zudem ist die US-Wirtschaft konjunkturell weiter und ihr Aktienmarkt ist defensiver. Auf den ersten Blick und allein unter Bewertungsgesichtpunkten scheint Europa jetzt wieder attraktiver zu werden. Beim gegenwärtigen Niveau preisen europäische Aktienkurse Ertragsrückgänge von mindestens 22 % ein. Das ist nicht übertrieben, wenn man bedenkt, dass die Gewinnmargen Rekordhöhen erreicht haben. Zum Vergleich: Im Zeitraum 1980-82 fielen die Erträge in Europa um 38 % und im Zeitraum 1991-93 um 35 %. Die Abwärtsrisiken überwiegen also deutlich und rechtfertigen unsere Untergewichtung europäischer Aktien."
Wie schätzt ING IM japanische Aktien ein?
ING IM: "Wir bleiben vorerst bei unserer Übergewichtung japanischer Aktien. Die Konjunkturaussichten verschlechtern sich zwar, aber das gilt auch für die USA und Europa. Aber im Gegensatz zu den beiden anderen Regionen hat die Kreditkrise Japan (wie auch die Emerging Markets) weitgehend verschont. In Japan übertrafen Finanzwerte sogar den globalen Markt. Solange die Kreditklemme anhält, sollte Japan besser als andere Märkte abschneiden. Auch mit einer restriktiveren Geldpolitik ist in Japan in den kommenden Quartalen nicht zu rechnen. Corporate Governance verbessert sich zwar allmählich, der Prozess ist indes langwierig und mühsam. Aktienrückkäufe halten unvermindert an. Auch die Bewertungskriterien (Price-to-Book und Dividendenrendite gegenüber Anleiherendite) sind weiter attraktiv."
"Die Exportaussichten verdüstern sich indes angesichts des Abschwungs in den USA und Europa. Zudem ist Japan ein sehr zyklischer Markt, der im Wesentlichen vom globalen Konjunkturverlauf abhängt. Hier könnte sich auch die hohe Operational Leverage japanischer Unternehmen als Risiko erweisen. Sobald anstatt Kreditproblemen wieder Wachstum im Mittelpunkt steht, könnten die USA hier wiederum die Führung übernehmen."
Und was ist mit Emerging Markets-Aktien?
"Wir halten an unserer neutralen Position bei Emerging Markets fest. Trotz der langfristig positiven Rahmendaten (höhere Binnennachfrage mindert Abhängigkeit vom Weltmarkt, gesunde Bilanzen und eine niedrige Verschuldung im Verhältnis zum BIP) dürften kurzfristig die Risiken steigen", so die Experten.
Die Gründe für ING IM´s vorsichtige Haltung sind:
- Abschwung auf den entwickelten Märkten gewinnt an Fahrt (vor allem in den USA, Großbritannien und Japan, aber auch in Euroland)
- Steigende Inflation führt schließlich zu höheren Zinsen
- Beihilfen für Lebensmittel und Energie belasten Staatshaushalte
- Bereits hohe Ertragsprognosen (min. 16 %) nehmen im nächsten Jahr noch zu (min. 17 %)
- Neubewertungen an den Emerging Markets lassen nicht viel Raum für Wachstumsillusionen
- Emerging-Markets-Werte könnten empfindlich auf einen Rückgang der Rohstoffpreise reagieren