Das bedeutet, dass die Bemühungen eines Landes zur Reduzierung der globalen Erwärmung in keinster Weise den Nutzen mindern, den ein anderes Land von diesen Anstrengungen hat, ohne selbst etwas dazu beizutragen. Überdies kann kein Land von diesem Nutzen ausgeschlossen werden, wenn es sich weigert, selbst den entsprechenden Beitrag zu leisten. Es ist daher offensichtlich, dass dieses globale öffentliche Gut knapp bleiben wird, so lange keine allen Staaten übergeordnete Institution dafür sorgt, dass jedes Land in angemessener Weise seinen Beitrag leistet.
Ähnlich verhält sich die Situation momentan beim Zusammenspiel der Zentralbanken. Das öffentliche Gut, das hier auf dem Spiel steht, ist die weltweite Preisstabilität. Viele Zentralbanken betrachten den raschen Anstieg der Lebensmittel- und Rohstoffpreise in der ersten Hälfte dieses Jahres als äußere Kräfte, auf die sie keinen Einfluss haben. Gleichwohl hat dieser Preisanstieg einen simplen Grund: zügelloses Wachstum in den Schwellenländern, noch zusätzlich befeuert von einer übermäßig lockeren Zinspolitik.
Auf dem Weltmarkt...
Auf dem Weltmarkt hat der (jetzt etwas rückläufige) Boom im Osten die konjunkturelle Abkühlung im Westen angeblich mehr als wettgemacht. Es überrascht nicht, dass die Folgen sich zunächst bei Preisen bemerkbar machten, die in ihrer Gestaltung sehr flexibel sind. Es ist indes nur eine Frage der Zeit, wann die Preiserhöhungen auch auf breiter Ebene stattfinden werden. Treibstoff und Lebensmittel gehören zur Grundversorgung; entsprechend sind die Verbraucherpreisinflationserwartungen in vielen Ländern bereits stark gestiegen.
Niedrige Zentralbank-Leitzinsen im Osten
Die sehr niedrigen Zentralbank-Leitzinsen im Osten sind außerdem – zumindest teilweise – Folge der raschen Senkung der US-Zinsen, da viele Zentralbanken ihre Währungen an den US-Dollar koppeln und daher die Geld- und Zinspolitik der Federal Reserve mittragen müssen. Auch wenn wir noch keine globale Zentralbank haben, bin ich doch der Überzeugung, dass weltweite Preisstabilität möglich wäre, wenn die Notenbanken endlich damit aufhörten, einander gegenseitig die Schuld zuzuweisen und anstatt dessen handfeste Maßnahmen zur Stabilisierung der Inflationserwartungen ihrer eigenen Volkswirtschaften ergriffen. (Das bedeutet gleichzeitig, dass die entschiedensten Maßnahmen dort ergriffen werden müssten, wo die Probleme am größten sind.)
Die jüngsten Zinsanhebungen der EZB und der Schwedischen Riksbank haben hier bereits nachahmenswerte Exempel statuiert. Sollten die anderen dem Beispiel indes nicht folgen, könnte hier tatsächlich Unangenehmes auf uns zukommen.
Kolumne von Willem Verhagen, Senior Economist bei ING Investment Management