Damit gingen wichtige Kräfte verloren, die es einigen bedeutenden Finanzinstituten bisher ermöglicht hatten, ihre finanzielle Stabilität während des Abwärtszyklus zu erhalten, weil sie das verlorene Kapital schnell wieder ersetzen konnten. Im Wesentlichen ist der Verlust dieser Finanzierungsmöglichkeit der unmittelbare Auslöser für den Zusammenbruch von Lehman. Er ist auch der Grund, weshalb Merrill eine Fusion mit der Bank of America anstrebte, und von ihm geht der massive Druck aus, der AIG neben anderen Finanzfirmen belastet.
Es liegen bessere Zeiten vor uns...
"Auch wir haben während der Entwicklung dieses Abwärtszyklus in den letzten 15 Monaten Fehler gemacht", so Sanders. Einige Anlagen, die während der Krise erworben wurden, haben sich als sehr schlechte Wahl erwiesen (z.B. Lehman und die Hypothekenfinanzierer), während die Aktienkurse anderer Unternehmen, von denen die meisten auf lange Sicht nach wie vor recht viel versprechend sind, mittlerweile ebenfalls stark nachgegeben haben. Natürlich hat all dies die Investmenterträge belastet.
Sanders: "Obwohl es nicht ganz einfach ist, über die dunklen Wolken, die nun aufgezogen sind, hinwegzusehen, liegen bessere Zeiten vor uns. Unser Research spricht ganz eindeutig dafür, dass sich die Erkenntnisse im Hinblick auf die Kreditverluste, mit denen Finanzinstitute im Rahmen dieses Abwärtszyklus zu kämpfen haben, in einem weit fortgeschrittenen Stadium befinden."
Gegenkräfte
Darüber hinaus ist die überwältigende Mehrheit der weltweit führenden Finanzinstitute (wenn man einmal vom Schicksal von Lehman absieht) mehr als ausreichend kapitalisiert und in der Lage, zusätzliche Kreditverluste, die möglicherweise auflaufen, auch zu verarbeiten. Zugegeben: Es hat sich herausgestellt, dass dieser Zyklus so ausgeprägt war, dass er einige renommierte Institutionen unter Druck gesetzt hat. Andere werden jedoch genau davon profitieren, wenn sich die Branche konsolidiert, denn sie werden Marktanteile hinzugewinnen. Dies wird ihre Profitabilität steigern. Eine Reihe dieser potenziellen Nutznießer-Unternehmen sind bedeutende Investments auf Portfolioebene.
Es beginnen sich auch schon Gegenkräfte zu formieren:
- niedrigere Ölpreise, die dazu beitragen werden, die Kaufkraft der Konsumenten wieder herzustellen.
- gesunkene Hypothekenraten, die in Verbindung mit niedrigeren Wohnimmobilienpreisen die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien in den USA deutlich verbessern. Dies trägt dazu bei, diesen Exzess am Markt zu bereinigen.
- die Umsetzung diverser staatlicher und privater Initiativen, um dem deutlichen Anstieg der Zahl der Zwangsvollstreckungen in den USA zu begegnen.
- und in Kürze: Maßnahmen der Zentralbanken weltweit mit dem Ziel einer Senkung der Leitzinsen und einer Erhöhung der Liquidität (wie es Chinas Zentralbank heute getan hat), um so das sich abschwächende Wirtschaftswachstum zu bekämpfen, weil die Inflationsgefahren derzeit rasant nachlassen.
Nach wie vor günstig positioniert
"Wir machen uns aber keine Illusionen. Das Umfeld wird derzeit durch eine Vielzahl von Belastungen geprägt, die erst einmal an Kraft verlieren müssen. Deshalb wird eine Stabilisierung der Wirtschaft und der Kapitalmärkte zwar noch etwas auf sich warten lassen, aber die dafür notwendigen Entwicklungen haben bereits eingesetzt", so Sanders dazu.
"Aus diesem Grund sind wir nach wie vor der Überzeugung, dass wir günstig positioniert sind, damit sich die Anlageergebnisse in der vor uns liegenden Phase wieder erholen können. Einige unserer im Hinblick auf die absoluten und relativen Ergebnisse besten Anlagezeiträume konnten wir nach Phasen der Verzerrungen an den Märkten wie der aktuellen erleben. Diese Erholungsphasen reichten aus, um den in den Abschwungzyklen verlorenen Boden wieder gutzumachen und jene langfristig hervorragenden Ergebnisse zu erzielen, die wir bei unseren entscheidenden Dienstleistungen vorweisen können."
Jeder einzelne dieser Zeiträume brachte aber auch – genau wie die aktuelle Krise – seine Fehlbewertungen auf Research- Ebene mit sich. Research kann schon von Natur aus nicht perfekt sein. Die Grundidee besteht darin, mehr richtige als falsche Prognosen abzugeben. Sanders: "Wenn wir uns diesen Zyklus insgesamt ansehen und die historische Entwicklung überhaupt einen Hinweis gibt, dann haben wir diese Aufgabe wirklich gut erfüllt. Was aber vielleicht noch wichtiger ist: Wir werden weiterhin an unserem bewährten Research und unserer Portfoliomanagement-Kompetenz festhalten, die uns bereits in der Vergangenheit in schwierigen Zeiten ein guter Wegweiser war."
Zusammenbruch bekannter Finanzinstitute als zeitloses Phänomen
Sie sollten darüber hinaus auch noch folgendes bedenken: So provokativ die aktuellen Schlagzeilen auch sein mögen, so sind sie doch nicht einzigartiger Natur. Der Zusammenbruch sehr bekannter Finanzinstitute während Verzerrungsphasen an den Märkten ist ein zeitloses Phänomen. Im letzten Kredit-Zyklus etwa im Jahr 1990 brach die fünftgrößte Investmentbank, Drexel Burnham, ebenso wie viele der ziemlich großen Banken in Texas und Neuengland sowie etwa 2.000 Sparkassen in vielen Teilen des Landes zusammen.
Die Bankenbranche ist aus diesem Abschwungzyklus aber gestärkter und wesentlich profitabler hervorgegangen als sie zu jedem anderen Zeitpunkt zuvor gewesen war. Während des Abwärtszyklus von Anfang der 1980er Jahre war wiederum die Continental Illinois das Opfer, obwohl das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt eine der größten Banken im Mittleren Westen und des ganzen Landes war.
Oft wurden diese Zusammenbrüche vorhergesehen, manchmal aber auch nicht. Die Möglichkeit, dass solche Ereignisse jederzeit wieder auftreten können, erfordert jedoch eine Portfoliostrategie, die nicht nur von einem Titel oder auch nur von einer Branche abhängig ist. Sanders: "Wenn überhaupt, so sind unsere Portfolios derzeit sogar noch breiter gestreut als in früheren Abwärtszyklen."
Tipp: Vernünftige und emotionslose Analyse des weltweiten Status Quo
"Unsere Empfehlung an die Kunden besteht wie immer darin, sich nicht von den tagesaktuellen Emotionen bestimmen zu lassen, und das ist gar nicht so einfach", so Sanders. Eine vernünftige und emotionslose Analyse des weltweiten Status Quo ist trotz der Ereignisse der letzten Tage sogar eher beruhigend. Die Weltwirtschaft wächst weiterhin, und zwar derzeit in einem Tempo, das ihren Wachstumskapazitäten eher entspricht. Dies verringert den Druck auf die Rohstoffe (wie Öl, Getreide und Industrierohstoffe), der zuletzt so stark geworden war.
Wie bereits angemerkt sind die Bilanzen der meisten Finanzunternehmen trotz der jüngsten Verluste sehr stabil. Die Bilanzen von Nicht-Finanzunternehmen sind in dem seit vielen Jahren besten Zustand. Dies ist auf den vorsichtigen Umgang mit den Cashflows während der letzten Wachstumsphase zurückzuführen – ein Trend, der auf die Entwicklung weltweit zutrifft.
Angstschweiß liegt in der Luft
Gerade jetzt aber hat man den Eindruck, dass keine dieser Stärken zum Vorschein kommt. Angstschweiß liegt in der Luft. Die Risikoaufgelder sind in jedem Segment der Kapitalmärkte hoch. Und die Geschichte lehrt, dass hohe Risikoaufgelder noch stärker steigen können, bevor sie dann schließlich wieder nachgeben. Die Vergangenheit zeigt aber auch, dass Investments, die man in turbulenten Phasen, also in Phasen, in denen die potenziellen Erträge deutlich über dem langfristigen Durchschnitt liegen, tätigt, üblicherweise die ertragreichsten sind, auch wenn es etwas länger dauert, bis die Belohnung erfolgt.
Sanders: "Und während wir also auf diese bessere Zeiten warten, sollten die Kunden wissen, dass ihre Konten bei uns sicher sind." AllianceBernstein verfügt über eine sehr gute Bilanz und nutzt seine finanziellen Ressourcen nicht auf eine Weise, die das Unternehmen irgendeiner Art von Marktentwicklung aussetzen könnte, die Bear Stearns oder Lehman in Mitleidenschaft gezogen hat.
"Es sind schwierige Zeiten. Wir verfügen jedoch über die notwendigen Ressourcen, um diese Phase für unsere Kunden und für das Unternehmen zu meistern. Jetzt ist die Zeit, in der die Anleger versucht sind, die für sie letztlich negativsten Anlageentscheidungen zu treffen: sich angesichts der aktuell traumatischen Erlebnisse von gut durchdachten Investmentplänen zu verabschieden. Es ist für uns alle wichtig, dass wir die Bedeutung dieses Moments erkennen und uns nicht dem offensichtlichen Druck beugen, denn wir müssen alles Notwendige tun, um die derzeitigen Turbulenzen und die außerordentlichen Chancen, die diese eröffnen, zu unserem Vorteil zu nutzen. Ich weiß, dass wir dies tun können und werden", so Sanders abschließend.