Inflation - was nun?

Innerhalb des letzten Jahres stieg die weltweite Inflation unerwartet stark an. Auch Europa konnte sich diesem Trend nicht entziehen; hier lag die Inflation der meisten westeuropäischen Länder oberhalb der Zentralbankziele. Markets | 27.10.2008 10:00 Uhr
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Gleichzeitig sorgten eine starke Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und der damit einhergehende Rückgang der Rohstoffpreise für zwei Reaktionen:  Zentralbanken wie etwa die Bank of England hoben ihre Zinsen nicht an. Die europäische Zentralbank entschied sich hingegen für präventive Zinserhöhungen. Die Zentralbanken standen vor einem Dilemma. Einerseits wollten sie vermeiden, dass sich die Inflation fest etabliert, andererseits standen sie einem rapiden Wirtschaftsabschwung gegenüber, der eine Lockerung der Geldpolitik erforderlich macht. Einige Kommentatoren erwogen bereits das Risiko der aus den 70er Jahren bekannten Stagflation (steigende Inflation und stagnierende Wirtschaft).

Zentralbanken am Ende ihres Dilemmas

Diese Einschätzung ignorierte allerdings, dass die steigende globale Inflation wesentlich an den steigenden Rohstoff- und vor allem Energiepreisen lag. Daraufhin stieg die Gesamtinflation deutlich an. In den entwickelten Ländern ist die Kerninflation vor den jüngsten Marktereignissen jedoch relativ moderat gewesen; hier blieben das Lohnwachstum und die Arbeitskosten weitgehend unter Kontrolle. Anders in den Schwellenländern: Dort haben Lebensmittel- und Energiepreise einen größeren Anteil an den Verbraucherpreisindizes; die Kerninflation war mehr beeinträchtigt. Eine von Rohstoffpreisen getriebene Inflation hat historisch betrachtet stets eine starke Nachfrage und ein eingeschränktes Angebot reflektiert. Entscheidend ist, welcher dieser beiden Faktoren dominiert.

In den 70er Jahren ist die rohstoffbedingte Inflation stark durch ein eingeschränktes Angebot  verursacht worden. Heute sind steigende Rohstoffpreise und Gesamtinflation vor allem auf die zusätzliche Nachfrage aus den schnell wachsenden Schwellenländern zurückzuführen. Anders formuliert, resultiert die heutige steigende Inflation nicht aus einer Änderung der Inflationspolitik der letzten Dekade sondern, ist eine durchaus ‘normale’ Antwort auf das überdurchschnittliche Wachstum vieler Länder sowie deren stimulierende Geldpolitik. Daher wird der schnelle Rückgang der Rohstoffpreise eine niedrigere Inflation in den entwickelten Ländern und in geringerem Ausmaß auch in den Schwellenländern zur Folge haben.

Die Turbulenzen des letzten Monats werden diesen Trend beschleunigen, denn weltweit können Zentralbanken nun dringend benötigte Zinssenkungen vornehmen. Durch Verzögerungseffekte ist die Gesamtinflation zwar weiterhin hoch. Da die entwickelten Volkswirtschaften nur noch sehr langsam wachsen werden oder in einer längeren Rezession abgleiten, hat sich die Inflation als makroökonomisches Problem praktisch aufgelöst. Das Wachstum der großen Schwellenländer dürfte sich besser entwickeln, auch hier wird Inflation kein ernsthaftes Thema werden. China hat seine Geldpolitik bereits etwas gelockert, andere Länder werden dem Beispiel sehr wahrscheinlich folgen.

Ein Blick auf die Geschichte

Die vorherrschende Unsicherheit macht es schwer, momentan langfristige Inflationsentwicklungen vorherzusagen. Im Gegensatz zu gelegentlich geäußerten Annahmen anderer Marktteilnehmer geht BlackRock aber nicht davon aus, dass ein deflationäres Szenario bevorsteht, wie es Japan nach seiner Bankenkrise in den 1980er Jahren erlebte. Die aktuellen Spannungen im Finanzsystem und an den Märkten haben zweifellos dis-inflationäre Effekte, doch massive Geldspritzen der Regierungen und eine begleitende stimulierende Geldpolitik werden die Wirtschaft wieder ankurbeln. Das setzt jedoch voraus, dass die Kernprobleme der aktuellen Krise behoben werden.

Dies ist entscheidend, wie das japanische Beispiel lehrt: Behörden und Finanzinstitutionen hatten damals das Ausmaß der Probleme nicht erkannt und Hilfsmaßnahmen erst ein Jahr später eingeleitet, was die Ursache des verlängerten Abschwungs war. Es muss noch viel getan werden, um das Finanzsystem wieder völlig zu stabilisieren. Die USA und zunehmend auch europäische Regierungen sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie konzentrieren sich auf die Ursachen und nicht auf Nebensächliches. Die Regierungen moderieren auch eine langwierige Reformation des Bankensektors: Banken werden sich re-kapitalisieren oder mit stärkeren Partnern fusionieren müssen. Historische Beispiele belegen, dass auf diese Weise Bankenkrisen gelöst wurden und die Basis für eine langfristige wirtschaftliche Erholung gelegt werden kann. Bis dahin wird die Inflation nur verhalten ansteigen. Alles in allem bleiben die langfristigen Voraussetzungen für Inflation gedämpft, ein Wandel steht nicht bevor. Der zunächst rapide Anstieg der Gesamtinflation und ihre aktuelle Verlangsamung sind weitgehend zyklisch bedingt.

Auswirkungen auf die Anlageallokation

Das jüngste Inflationswachstum ist jedoch ein nützlicher Hinweis, dass besonders langfristig ausgerichtete Investoren wie Pensionskassen sich in ihrer Asset Allokation gegen Inflation absichern müssen. Das jeweils richtige Vorgehen hängt stark von individuellen Umständen wie dem regulatorischen Umfeld oder dem speziellen Profil der Zahlungsverpflichtungen ab. Generell sollten Anleger Investitionen in Anlageklassen prüfen, die inflationsbezogene Eigenschaften haben – beispielsweise Immobilien (vor allem solche mit inflationsbezogenen Mietverträgen), Aktien, Rohstoffe (einschließlich Gold) und andere alternative Anlagen in Infrastruktur oder Forstwirtschaft. Dort, wo eine direkte Absicherung nötig ist, können inflationsbezogene Staatsanleihen oder Swap-Kontrakte genutzt werden, einen angemessenen Absicherungsgrad zu erreichen. Die Kosten für den Kauf solcher Absicherungen werden wahrscheinlich attraktiver, da die Märkte ein niedrigeres Inflationsniveau für die Zukunft eingepreist haben. 

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