Köck weiter: „Die Kapitalmarktreaktion auf die Pleite von Lehman Brothers hat die Behörden weltweit veranlasst, sich dafür auszusprechen, dass keine weiteren systemisch wichtigen Kreditinstitute ausfallen dürfen. Die Regierungen in den USA und Europa haben diverse Rettungspakete zur Stützung der Banken bekannt gegeben. Damit soll das Vertrauen gestärkt und die Wiederherstellung der Finanzmarktstabilität gewährleistet werden. Die Notenbanken flankieren die Rettungsmaßnahmen der Staaten durch massive Liquiditätszuführungen und koordinierte Zinssenkungen. Die staatlichen Maßnahmen reichen vom 700 Mrd. Paket der US-Regierung bis zu massiven Liquiditätszufuhren der Notenbanken und direkter staatlicher Unterstützung. Das beinhaltet Kapitalzufuhren, Garantien von Sparguthaben und Garantien für Neuemissionen von Bankanleihen in einzelnen Staaten. Bisher haben Banken weltweit 685 Mrd. USD abgeschrieben und über 700 Mrd. USD Kapital aufgenommen.“
Rohstoff-Korrektur und Devisenmarktturbulenzen
Die Rohstoffpreise fielen aufgrund der deutlichen Anzeichen einer Rezession gemessen am Dow Jones/AIG Rohstoffpreis-Index um über -21 %. Der Ölpreis fiel im Oktober von über 100 USD auf unter 68 USD. Industriemetalle fielen um -27 %, agrarische Rohstoffe um -16 %, Gold um -17 %. Der japanische Yen stieg im Oktober zwischenzeitlich um über 30 % gegenüber dem Euro und beendete den Monat mit einem Anstieg von fast 20 %. Die Auflösung von Carry-Trades aufgrund der Finanzkrise war dafür ausschlaggebend. Der US-Dollar stieg gegenüber dem Euro um fast 11 %, da die Märkte erwarten, dass sich die US-Wirtschaft aufgrund der aktiven Rolle der US-Notenbank Fed wirtschaftlich rascher erholen wird als Europa. Der Rückgang am US-Immobilienmarkt setzte sich fort. Der S&P/Case Shiller Hauspreisindex – der die größten 20 US-Städte beinhaltet – fiel seit dem Höchst mittlerweile um über 20 %. Derzeit ist keine Bodenbildung absehbar.
Aktien: stärkster monatlicher Kursrückgang seit Oktober 1987
Die Aktienmärkte reagierten auf die Finanzkrise im Oktober mit den stärksten Kursrückgängen seit Oktober 1987. Die Sorge um die Wirtschaftsentwicklung der wichtigsten Industrienationen führte zu einer massiven Verkaufswelle. Die Volatilität an den Aktienmärkten erreichte nie zuvor gesehene Niveaus (die Volatilität gemessen am Standard & Poor´s 500 stieg auf bis zu 90 %, bisheriger Höchststand 1998: 49,8 %). Die Analysten reduzierten ihre Wirtschaftswachstums-prognosen und die Gewinnerwartungen für 2008 deutlich nach unten. Die erhöhte Risikoaversion führte dazu, dass die osteuropäischen Börsen und die Emerging Markets auch im Oktober stärker fielen als die entwickelten Märkte. Neben dem Finanzsektor litten vor allem die zyklischen Branchen (Basisindustrie und Industrie).
Geldmarkt: weiterhin angespannte Situation
Der Höhepunkt der Finanzkrise führte dazu dass zwischenzeitlich die 3-Monats-Geldmarktzinsen im Euro auf 5,39 % anstiegen und die Renditen für 3-Monats-Staatspapiere (z.B. französische T-Bills) durch die Flucht in die Qualität zwischenzeitlich auf unter 2 % fielen. Die EZB senkte am 8. Oktober gemeinsam mit der US-Notenbank Fed und fünf weiteren Notenbanken die Zinsen um 0,5 %, aber erst die staatlichen Hilfspakete führten zu einer leichten Entspannung am Geldmarkt und einem Rückgang des 3 Monats-EURIBOR auf 4,76 %.
Anleihen: Flucht in die Qualität und deutliche Erhöhung der Risikoaufschläge
Während die Renditen zweijähriger deutscher Bundesanleihen aufgrund der Erwartung, dass die EZB die Zinsen weiter senken wird, von 3,5 % auf 2,5 % fielen, reagierten zehnjährige deutsche Bundesanleihen nur mit einem Renditerückgang von 4,0 % auf 3,9 %. Die fallenden Energie- und Nahrungsmittelpreise haben die langfristigen Inflationserwartungen deutlich nach unten gedrückt (von 2,7 % auf unter 1,5 %) und damit den Spielraum für Zinssenkungen der EZB erhöht. Die Rettungspakete der Regierungen werden allerdings die Schuldenaufnahme der Staaten erhöhen, aus diesem Grund sollte die Differenz zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinsen hoch bleiben.
Die Renditespreads weiteten sich im Oktober massiv aus. Der Spread von 10-jährigen italienischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen stieg von 0,88 % auf 1,25 %. Die Spreads des Euro-Finanzsektors gegenüber Staatsanleihen stiegen von 3,75 % auf 4,38 %, die Spreads von Unternehmensanleihen von 2,12 % auf 3,4 %. Die Risikoaufschläge von Euro High Yield-Anleihen stiegen von 12,7 % auf 18,7 %. Die erreichten Spreadaufschläge preisen bereits eine länger anhaltende wirtschaftliche Schwächephase ein. Bei Investment Grade-Anleihen (Rating: AAA bis BBB) preist der Markt mittlerweile das vierfache der höchsten historisch beobachteten Ausfälle ein. Dies macht vor allem deutlich, dass in den nächsten fünf Jahren Ausfälle von 20 % erwartet werden.
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