Nachfolgend erläutert Markus Koch, Markt- und Börsenexperte für die DWS, seine Standpunkte in der neuesten Ausgabe von AufgeKOCHt im Rahmen des aktuellen DWS active:
Die von der Regierung und Notenbank aufgefahrenen Geschütze sind dabei sehr hilfreich. Frisches Kapital in die großen Banken zu schießen und gleichzeitig deren Verbindlichkeiten zu garantieren ist eine alt bewährte Strategie. Das lehren Bankenkrisen der Vergangenheit. Ob in Norwegen, Schweden, Finnland oder England, die dortigen Kapitalmärkte stabilisierten sich meist erst nach ähnlich aggressiven Eingriffen der Zentralbank und Regierung. Je rascher in solch schwierigen Zeiten gehandelt wurde, desto geringer die Schadensbilanz für die Konjunktur. Vor allem Japan ließ viel kostbare Zeit verstreichen. Erst acht Jahre nach Beginn der Finanzkrise griff der Staat ein und entlastete die Banken durch direkte Kapitaleinschüsse und den Übertrag von notleidenden Investments in eine Auffanggesellschaft. An dieser Stelle sei betont, dass die japanische Regierung das dafür eingesetzte Kapital nicht gänzlich abschreiben musste. Ein dieser Tage oft übersehenes Phänomen.
Ein großer Fehler...
Was die Übernahme notleidender Investments betrifft, konnten über die Folgejahre 98 Prozent des Kapitals wieder gutgemacht werden, schätzt Goldman Sachs. Und auch der Einstieg in den Finanzsektor war weniger schmerzhaft, als zunächst vermutet. Knapp 82 Prozent der aufgewendeten Staatsgelder wurden zurückverdient. Beachtliche Quoten in Anbetracht des langsamen Vorgehens der japanischen Regierung. Trotz aller anfänglichen Fehler wurde in der aktuell noch tobenden Finanzkrise wesentlich entschlossener und schneller gehandelt. Was die USA betrifft, wurde vor allem ein großer Fehler begangen: Man hat die Pleite von Lehman Brothers zugelassen. Meines Erachtens keine ideologische Entscheidung von Finanzminister Henry Paulson, sondern schlichtweg ein Zeitproblem. Der rechtliche Rahmen für die Rettung eines derart großen Konzerns war am 15. September noch nicht gegeben.
Begrenzter konjunktureller Schaden
Nichtsdestotrotz haben die USA und auch Europa in nur einem Jahr umgesetzt, wofür Japan acht Jahre brauchte. Ein entscheidender Unterschied – wie sich herausstellen dürfte. Der konjunkturelle Schaden, so groß er kurzfristig auch sein mag, wird dadurch voaussichtlich begrenzt. Was im Umfeld einer Finanzkrise an dieser Front passiert, ist durchaus bekannt. In Schweden, Finnland, Norwegen und England fielen binnen weniger Jahre die realen Immobilienpreise um durchschnittlich 39 Prozent. Mit einem Preisverfall von 50 Prozent wurde Finnland besonders hart getroffen. Verbraucher schnallten in all diesen Ländern folglich den Gürtel enger und legten mehr Geld auf die hohe Kante. Die Sparquote stieg in den Folgejahren um durchschnittlich zwölf Prozent.
Ein im Grunde erfreulicher Trend, wird dadurch doch eine gesündere Basis geschaffen. Nur leidet in der Konsequenz daraus über viele Jahre hinweg der Konsum. In England sackte er zwischen 1990 und 1992 um 3,3 Prozent ab. Schweden verbuchte zwischen 1990 und 1993 einen Konsumeinbruch von 8,4 Prozent. Finnland wurde mit einem Rückgang von zehn Prozent in nicht einmal vier Jahren besonders hart getroffen. Das Szenario in den USA dürfte kaum anders verlaufen. Zumal die sinkenden Aktienkurse und Immobilienpreise die Nettovermögen um schätzungsweise zwölf Billionen Dollar geschmälert hat und die Arbeitslosigkeit spürbar anzieht.
Schlacht gewonnen?
Dass Onkel Doktor alias Zentralbankchef Ben Bernanke ein neues Förderprogramm für die Wirtschaft befürwortet, scheint somit kaum erstaunlich. Wer auch immer die Präsidentschaftswahlen gewinnen wird, er muss dem angeschlagenen Verbraucher die Hand reichen. Denkbar wäre zum Beispiel eine zeitliche Verlängerung des Arbeitslosengeldes. Sicherlich wird das Staatsdefizit dadurch vorerst steigen. Doch wie schon John Maynard Keynes zu sagen pflegte: In schlechten Zeiten muss der Staat an die Stelle der Privatwirtschaft treten und mehr Geld ausgeben als er einnimmt. Dann wird auch diese Schlacht gewonnen.
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