Schlechte wirtschaftliche Rahmendaten, negative Wirtschaftsaussichten und ein hoher Vertrauensverlust gegenüber dem Kapitalmarkt haben den Index nach unten gezogen.
Dr. Sebastian Klein, Sprecher der Geschäftsführung der cominvest: „Das Ergebnis des Aktienbarometers ist ehrlich und spiegelt die Verunsicherung der Mehrheit der Bundesbürger. Die Menschen fühlen sich gefangen zwischen einem ausgeprägten Sicherheitsdenken einerseits und der Notwendigkeit der Neustrukturierung ihrer Geldanlagen im Vorfeld der Abgeltungssteuer andererseits.“
Langfristige Faktoren stabiler als die Kurzfristindikatoren
Nahezu alle lang- und kurzfristigen Faktoren des Aktienbarometers haben sich nach unten entwickelt, wobei langfristige Faktoren wie die allgemeine Einstellung zum Aktienmarkt (Potenzial und Verständnis), die individuelle finanzielle Situation und das persönliche Interesse nicht so stark eingebrochen sind wie die kurzfristigen Indikatoren. Kurzfristig werden vor allem das wirtschaftliche Umfeld ( 17 Punkte) und die momentane Situation am Aktienmarkt (- 14 Punkte) negativ beurteilt. Lediglich die persönliche finanzielle Situation und das individuelle Anlageprofil - und hier insbesondere das gefühlte Wissen zum Thema Aktien - werden von den Befragten besser eingeschätzt als vor drei Monaten. Klein: „Der starke Einbruch bei den Kurzfristindikatoren drückt das mangelnde Verständnis hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen und die daraus resultierenden Unsicherheiten aus. Die langfristigen Überzeugungen hinsichtlich der Aktienanlage zeigen sich dagegen relativ stabil. Das stimmt mich optimistisch, dass der jetzige Absturz nur vorübergehend und nicht nachhaltig ist.“
Ausgeprägtes Misstrauen über die Entwicklungen an den Kapitalmärkten
Der starke Rückgang des Aktienbarometers geht einher mit einem ausgeprägten Misstrauen gegenüber den aktuellen Entwicklungen an den Finanz- und Kapitalmärkten. Das grundsätzliche Verständnis für die Vorgänge an den Börsen rund um den Globus hat in den vergangenen Monaten deutlich gelitten. Kurskapriolen wie um die VW-Aktie haben diese Wahrnehmung noch verstärkt; mit entsprechenden Auswirkungen auf das künftige Anlageverhalten. Mehr denn je ist Sicherheit Trumpf. Und so ist es nicht verwunderlich, dass bei der Frage nach der aktuell bevorzugten Anlageform drei von vier Bundesbürgern aktuell Bank- oder Spareinlagen favorisieren. Investmentfonds liegen mit 20 Prozent auf dem zweiten Platz noch vor Kapitallebensversicherungen. Zertifikate spielen kaum noch eine Rolle.
Stabilität als Voraussetzung für Rückkehr an den Aktienmarkt
Das Renommee der Aktie als Anlageinstrument hat durch die aktuelle Krise gelitten. 40 Prozent der Bundesbürger (+ 15 Prozentpunkte) sehen aktuell keinen Grund, in Aktien zu investieren. Jeder fünfte Befragte gab jedoch an, an die Börse zurückkehren zu wollen, sobald sich die Situation an den Kapitalmärkten wieder stabilisiert habe. Klein: „Die momentane Skepsis ist emotional nachvollziehbar, rational aber nicht berechtigt. Langfristig bleibt die Erkenntnis gültig, dass Aktienanlagen eine sehr renditeträchtige Anlageform darstellen. Wer auf jetzigem Niveau in ein breit gestreutes Aktienportfolio investiert, wird dies in fünf Jahren nicht bereuen.“
Intensivere Beschäftigung mit dem Thema Geldanlage
Das aktuelle Aktienbarometer Deutschland zeigt insgesamt einen nachdenklichen aber keinen resignierenden Anleger. Die Bundesbürger sind weiterhin bereit, sich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Dabei wächst die Erkenntnis, dass Wissen unabdingbare Voraussetzung für eine langfristig und nachhaltig erfolgreiche Anlagestrategie ist. Und so gibt ein Drittel der Befragten an, sich künftig noch stärker mit den Themen Finanzen und Geldanlage auseinandersetzen zu wollen.
Über das cominvest Aktienbarometer Deutschland:
Im Rahmen der Initiative „Aktien sind Zukunft“ hat die cominvest das Aktienbarometer Deutschland in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) und der Unternehmensberatung Rudolf | Witt & Company entwickelt. Der Index beantwortet vierteljährlich die Frage, wie hoch die Bereitschaft der Deutschen ist, in Aktien zu investieren. Damit misst das cominvest-Barometer die Gefühlslage der Deutschen rund um die Themen Geld und Börse. Grundlage der Berechnung ist eine repräsentative Bevölkerungsumfrage unter 1.000 Personen, die von TNS Emnid durchgeführt wird. Die Ergebnisse werden mit Sekundärdaten aus dem Markt unterlegt und über Gewichtungsfaktoren in dem Index abgebildet. Zeigt der Indexwert eine positive Entwicklung, deutet das auf eine Verbesserung der Aktienstimmung in Deutschland hin. Ein fallender Index zeigt eine Verschlechterung des Aktienklimas im Vergleich zur letzten Erhebung. Das cominvest Aktienbarometer Deutschland startete im April 2008 mit einem indexierten Stand von 100 Punkten.
Erhebungszeitraum des aktuellen Aktienbarometers: 20.- 22. 10. 2008.