Neben Steuersenkungen für kleinere und mittlere Einkommen stehen dabei deutliche Ausgabensteigerungen für Infrastrukturprojekte im Mittelpunkt. Das Defizit im amerikanischen Bundeshalt wird dadurch zwar auf Jahre hinaus deutlich anschwellen, am US-Bondmarkt hat dies aber bislang nicht zu den befürchteten Renditesteigerungen geführt.
Finanzkrise dominiert
Dominiert wird das Marktgeschehen stattdessen von der Finanzkrise – hier stand im letzten Monat vor allem die angeschlagene Citigroup im Zentrum der Aufmerksamkeit – und den immer größer werdenden Sorgen um die Entwicklung der Wirtschaft. Alle wichtigen Konjunkturindikatoren zeigen inzwischen eine Rezession an. Parallel geht die Inflationsrate in raschem Tempo zurück. Nachdem die Teuerung im September noch bei 4,9 Prozent lag, verringerte sich der Wert im Oktober auf 3,7 Prozent.
Angesichts dessen ist es nicht überraschend, dass die Treasury-Renditen weiter auf dem Rückzug sind. Binnen eines Monats verringerte sich die Verzinsung zehnjähriger amerikanischer Schatzanweisungen um rekordverdächtige 100 Basispunkte von vier auf drei Prozent.
Da das kurze Ende im Zuge der Leitzinssenkungen der vergangenen Monate bereits vorausgelaufen war, fielen dort die Renditerückgänge im November deutlich geringer aus, sodass die Zinsstrukturkurve nicht mehr ganz so steil verläuft wie noch vor wenigen Wochen. Derzeit gibt es aber keine Anzeichen, dass sich die rentenmarktfreundlichen Bedingungen in den USA ihrem Ende zuneigen. Vielmehr könnten weitere Leitzinssenkungen der FED für zusätzliche Unterstützung sorgen. Die Rechnung für die gegenwärtig sehr expansiv ausgerichtete Geld- und Fiskalpolitik dürfte uns erst längerfristig in Form wieder höherer Inflationsraten und steigender Etatdefizite präsentiert werden.
Renten Euroland
An den europäischen Anleihemärkten kam es im November zu deutlich nachgebenden Renditen. Die Bewegungen fielen allerdings nicht ganz so dramatisch aus wie in den USA. Die Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen, die im Euroraum Benchmarkstatus genießen, verringerte sich im Monatsverlauf aber immerhin auch noch um 50 Basispunkte. Sie liegt nunmehr bei 3,3 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Zum Vergleich: Im Juli 2008 rentierten sie noch mit 4,8 Prozent.
Innerhalb des Euroraums vergrößerte sich unterdessen die Kluft zwischen Rentenpapieren aus so genannten Peripherieländern wie Griechenland und Italien auf der einen Seite sowie Bundesanleihen auf der anderen Seite. Griechische Titel weisen inzwischen einen Renditeaufschlag (Spread) von beachtlichen 150 Basispunkten auf, italienische Staatsanleihen von gut 100 Basispunkten. Neben der höheren Liquidität von deutschen Staatspapieren und generellen Marktverwerfungen im Zuge der Finanzkrise reflektieren diese Spreads auch eine gewisse Skepsis der Investoren, was die dauerhafte ökonomische Leistungsfähigkeit der genannten Randstaaten angeht. Für einen einheitlichen Währungsraum sind solche Renditeunterschiede jedenfalls außergewöhnlich. Allerdings wurden selbst in Griechenland und Italien die jüngsten Spreadausweitungen durch den allgemeinen Renditerückgang mehr als wettgemacht, sodass auch hier Kursgewinne zu Buche stehen.
Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Rentenmarktteilnehmer fest davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank weitere Leitzinssenkungen vornehmen wird, um die angeschlagene Konjunktur zu stützen. Zu Hilfe kommt des Währungshütern dabei die Inflationsentwicklung. Im November sank die europaweite Teuerungsrate auf 2,1 Prozent. Die am Markt gehandelten Inflationserwartungen für die kommenden fünf Jahre liegen inzwischen bei unter 0,5 Prozent. Die Rentenmärkte bleiben damit gut unterstützt.