„Das aktuell außerordentlich niedrige Kursniveau bietet Stockpickern hervorragende Voraussetzungen, um sich sowohl bei Investment-Grade-Titeln als auch bei Papieren ohne Investment-Grade-Status zu engagieren.“ Cordery ist der festen Überzeugung, dass sich die Renditen der „Gewinner“ in zwei Jahren auf einem niedrigeren Niveau einpendeln werden. Seinen Schätzungen zufolge ist bereits mehr als Hälfte der Krise ausgestanden.
Ganz aussichtslos ist die Situation nicht. Regierungen und geldpolitische Instanzen in aller Welt haben die Leitzinsen drastisch gesenkt und staatliche Investitionsprogramme gestartet, um das Schlimmste zu verhindern: das Abrutschen in eine Depression. Während der Rezessions- sowie der sich daran anschließenden Erholungsphase werden die Kapitalmärkte von hoher Volatilität geprägt bleiben. Das mag beängstigend erscheinen, bietet Anleiheinvestoren aber die denkbar interessantesten Chancen.
Optimismus aufgrund der aktuellen Renditeniveaus
Unser Optimismus stützt sich in erster Linie auf die aktuellen Renditeniveaus. Im Durchschnitt liegen die Renditen von in Sterling aufgelegten Unternehmensanleihen bei über acht Prozent, während die Renditen europäischer Hochzinsanleihen durchschnittlich sogar über 20 Prozent betragen. In vielen Fällen werden die Anleger allerdings niemals in den Genuss dieser Renditen kommen, da den Prognosen zufolge zahlreiche Unternehmen in den kommenden Jahren Konkurs anmelden werden. Andererseits werden aber auch viele Unternehmen die Rezession überleben und ihre Investoren letztendlich mit hohen Renditen belohnen. Es kommt also darauf an, die Spreu vom Weizen zu trennen und auf diejenigen Emittenten zu setzen, die die Rezession unbeschadet überstehen werden.
Die hohen Renditen sind ein Indiz für das mit Unternehmensanleihen verbundene Risiko. Diese Risiken bestanden immer schon, sie wurden allerdings niemals so stark eingepreist, wie es gegenwärtig der Fall ist. Tatsächlich waren die Credit-Spreads im Juni 2007 so eng, dass das mit Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen verbundene Risiko durch die Renditen kaum kompensiert wurde. (Beim Credit-Spread handelt es sich um den bonitätsabhängigen Zinszuschlag, den ein Emittent zahlen muss, und bezeichnet die Renditedifferenz zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen.) Tatsächlich waren die Unternehmensanleihemärkte vor anderthalb Jahren so überzeichnet (am Ende einer Hausse durchaus nicht ungewöhnlich), dass die Verengung der Spreads neue Tiefststände erreichte.
Geschickte Einzeltitelauswahl dringend geboten
Derzeit preist der Kreditmarkt hingegen ein so düsteres Szenario ein, dass die aktuellen Renditedifferenzen denen von 1929 – also zur Zeit der Großen Depression – entsprechen. Zwar ist eine tiefe Rezession auch unserer Ansicht nach unausweichlich, aber in vielen Fällen wird der Anleger augenscheinlich für das Halten von Unternehmensanleihen überaus reichlich belohnt. Daher ist dies der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg in diese Anlageklasse.
Die 1930er Jahre waren zweifelsohne eine schmerzvolle Zeit, aber es gingen nicht alle Unternehmen Pleite, und die Weltwirtschaft erholte sich schließlich auch wieder.
Zinsen sinken
Ein weiterer Positivfaktor für Unternehmensanleihen sind die sinkenden Zinsen. Geldeinlagen und Sparkonten werden deutlich an Attraktivität einbüßen; in Großbritannien sollen die Zinsen auf Sicht von zwölf Monaten bei 2,0 Prozent oder noch darunter liegen.
Dabei wird sich mit zunehmender Deutlichkeit abzeichnen, welche Unternehmen die Rezession überleben werden. Wir rechnen daher mit einer Verlagerung weg von risikoarmen Baranlagen hin zu höher verzinslichen Werten. In der Folge sollten die Kurse derjenigen Unternehmen steigen, die unbeschadet aus der Rezession hervorgehen. Gelingt es, die „Gewinner“ ausfindig zu machen, dann sollten die nächsten beiden Jahre für Investoren an den Unternehmensanleihemärkten ausgesprochen lukrativ sein.
Fazit
Das aktuell außerordentlich niedrige Kursniveau bietet Stockpickern hervorragende Voraussetzungen, um sich sowohl bei Investment-Grade-Titeln als auch bei Papieren ohne Investment-Grade-Status zu engagieren. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich die Renditen der „Gewinner“ in zwei Jahren auf einem niedrigeren Niveau einpendeln werden. Unseren Schätzungen zufolge liegt bereits mehr als Hälfte der Krise hinter uns und – gemessen am sich zaghaft regenden Anlegerinteresse – dürften wir die Talsohle erreicht haben.