Drei Millionen Besucher sollen dem Amtseid des 44. Präsidenten der USA beiwohnen. Ein Zehntel davon erschien bei George W. Bush. Der Ansturm von Pilgern kommt nicht von ungefähr: Man hofft auf ein Wunder. Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Auch in diesem Fall.
Ende des Bärenmarktes?
Der Dow Jones Index legte seit dem Tief am 20. November rund 20 Prozent zu. Börsenbriefe sprechen zunehmend vom Ende des Bärenmarktes. Eine auf Hoffnung basierende Annahme, die durch Fakten kaum untermauert wird. Vorsicht ist angebracht, kann es sich um eine normale Bärenmarkt-Rallye handeln.
Wie schrieb Barron’s Online im Dezember 2007: “Bullische Aussichten: Wall Street erwartet steigende Aktienkurse”. Merrill Lynch sah den S&P-500-Index Ende 2008 bei 1525. Abby Cohen von Goldman Sachs sprach von 1675 und die UBS von 1700. Die bittere Bilanz: Der Index implodierte auf 903. Was die Aussichten für 2009 betrifft, zeigt man sich weniger euphorisch. Die meisten Experten sehen den S&P-500-Index auf 1100 Punkte steigen. Angefacht durch die gewaltige Geldspritze der Notenbank und Obamas anstehendes Wirtschaftsprogramm, dürfte die Rezession im zweiten Halbjahr überwunden werden. Ob niedrige Leitzinsen, gesunkener Ölpreis oder extrem viel uninvestiertes Geld: Vieles spricht für ein besseres Börsenjahr. Wie dem auch sei, es bleiben entscheidende Fragen unbeantwortet.
Boden nicht erreicht
Ursprung allen Übels war der Zusammenbruch des Immobilienmarktes. Noch ist der Boden nicht erreicht. Goldman Sachs rechnet mit einem Preisrückgang um weitere 15 Prozent. Das signalisieren die hohe Leerstandsquote und das wachsende Angebot an zum Verkauf stehenden Häusern. Gekoppelt mit dem flauen Arbeitsmarkt nimmt die Gefahr von Kreditausfällen im Bereich der Verbraucherkredite zu. Kehrt zudem die Sparquote von rund zwei Prozent auf die historische Spanne von sechs bis zehn Prozent zurück, steht es um den Konsum und die Nachfrage längerfristig schlecht.
Corporate Amerika wird gezwungen Investitionen zu senken und Stellen abzubauen. Die Gewinne der Unternehmen sollen das zweite Jahr in Folge um einen zweistelligen Prozentsatz sinken. Dazu kam es zuletzt 1930. Ein schweres Erbe für Barack Obama. Zumal George W. Bush ein Haushaltsdefizit von voraussichtlich einer Billion Dollar hinterlässt. Fazit: Der Keks ist gegessen, aber die eine oder andere bittere Pille wäre da noch zu schlucken.
Markus Koch ist Markt- und Börsenexperte für die DWS und dies waren seine Standpunkte in der neuesten Ausgabe von AufgeKOCHt im Rahmen des aktuellen DWS active (dieses finden Sie HIER).