"Als Emerging Markets Spezialist sind wir jedoch der Auffassung, dass diese Länder im Fokus des Anlegers stehen sollten, denn langfristig bieten die osteuropäischen Emerging Marktes attraktive Investmentchancen", so die Barings-Experten.
Russland: Streit um Gaslieferungen
Der Streit Russlands mit der Ukraine über unbezahlte Gaslieferungen fordert seinen Tribut. Sowohl Gazprom als auch Novatek leiden unter den Besorgnissen über den Ausgang des Streits. Gazprom litt weiterhin unter Nachrichten, dass die schwedische Firma Vostok Nafta das Anlagevehikel, in dem die Gazprom-Aktien gehalten werden, aufgelöst hat. Dies könnte am Markt zu einem größeren Angebot an Gazprom-Aktien führen.
Unabhängig von den Auswirkungen auf die Einzeltitel leiden die osteuropäischen Schwellenländer unter den Lieferausfällen aus Russland. Bulgarien, Ungarn, die Slowakei und Polen riefen wegen akuter Versorgungsengpässe bereits den Notstand aus. Energieexperten fürchten, dass die Lieferausfälle selbst bei jetziger Schlichtung erst in etwa einer Woche enden können, wenn Russland sofort wieder Gas in die ukrainischen Pipelines pumpe. Probleme könnten nämlich bei den Verdichtungsstationen entstehen, die den zum Gastransport notwendigen Druck aufbauten. Um die Turbinen dieser Stationen betriebsbereit zu halten, müssten diese vorgewärmt werden. Das dafür oft eingesetzte Erdgas fehlt jetzt. Baring AM dazu: "Langfristige wirtschaftliche Konsequenzen für die Länder erwarten wir jedoch nicht aufgrund des Gasstreits."
Unterdurchschnittliche Marktentwicklung
Der russische Markt entwickelt sich derzeit im Vergleich zu anderen regionalen und globalen Schwellenländern unterdurchschnittlich. Immerhin verzeichnet der Markt jedoch wesentlich geringere Wertschwankungen als noch in den letzten Monaten. Auch die Handelsvolumina sind extrem dünn. Dies deutet darauf hin, dass die Anleger nicht bereit sind, Geld in den Markt zu schleusen. Außerdem wirkte sich im Dezember und Januar die Ferienzeit aus. Die Zentralbank Russlands (CBR) ließ eine weitere Abwertung des Rubel zu, indem sie die Währungsdifferenz gegenüber dem US-Dollar/Euro-Währungskorb erhöhte. Aus diesem Grund gab der Rubel gegenüber diesem Währungskorb fast 15% nach, während er im Vergleich zum US-Dollar lediglich 5% einbüßte.
Die russischen Zentralbank beschleunigte im letzten Monat die Abwertung gegenüber dem Währungskorb, weil sie durch den schwachen US-Dollar in der komfortablen Lage war, den Währungskorb auszuweiten, ohne dabei wie in den vergangenen Monaten unter Druck zu geraten. Obwohl Russland nach wie vor über ausreichende Devisenreserven im Wert von rund 440 Mrd. US-Dollar verfügt und bei Bedarf genug Ressourcen mobilisieren kann, um die Währung zu schützen, wäre eine eindeutigere Strategie der Zentralbank erforderlich, um die Wirtschaft zu stützen.
Osteuropa mit geringen Wertschwankungen
Die Aktienmärkte Osteuropas hatten Ende des vergangenen Jahres im Vergleich zu den beiden vorherigen Quartalen nur geringe Wertschwankungen zu verzeichnen. Auf Branchenebene sowie an den einzelnen Märkten gab es dabei jedoch erhebliche Unterschiede. Positiv hervorzuheben sind hier vor allem Mitteleuropa und die Türkei, die - anders als Russland - auf eine erfreuliche Entwicklung zum Jahresende zurückblicken können. Dies war in erster Linie auf die Entwicklungen im Finanzbereich zurückzuführen.
Die Notenbanken unterstützten die Märkte weiterhin: Zinssenkungen durch die Zentralbanken von Polen, Tschechien, Ungarn und der Türkei signalisierten eindeutig, dass mittlerweile der Faktor Wachstum zu einem größeren Risiko geworden ist als die Inflation. In der Türkei sinkt die Inflation auch weiter rasant, und wir gehen davon aus, dass weitere Zinssenkungen unmittelbar bevorstehen. "Aus diesem Grund halten wir derzeit zinssensitive Aktien in der Türkei für ein interessantes Investment. Trotz der Zinssenkungen kam es zu einer Aufwertung der mitteleuropäischen Währungen", so die Barings-Experten.
"Wir sind der Meinung, dass die Verkaufswelle des vergangenen Jahres attraktive Einstiegszeitpunkte für Investments in Unternehmen eröffnet hat, die über einen ausgeprägten Wettbewerbsvorteil, eine klare Wachstumsstrategie für die Zukunft und solide Cashflows verfügen. Die Korrekturen sind bereits in den Bewertungen berücksichtigt", so die Experten abschließend.